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Jugend: Münchner illustrierte Wochenschrift für Kunst und Leben — 4.1899, Band 2 (Nr. 27-52)

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Nr. 47 (18. November 1899)
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Nr.

47

1899

Höchstes Zartgefühl

Frau Lohn erhält ein Theaterbillet zuge-
schickt. Sie weiß nicht, was gegeben wird und
schickt ihre Köchin zur nächsten Plakatsäule,
um nachzusehen. Der Theaterzettel kündigt
„DieJüdin", Oper von palevy an. Die Küchen-
fee kommt mit verlegener Miene zurück, und es
entspinnt sich folgender Dialog:

Frau: „Nu, Marie, was wird gegeben?"

Köchin: „A Oper."

Frau: „was für eine Oper?"

Köchin: „palt a Oper."

Frau: „Sie werden doch nicht so dumm
sein, daß Sie von der nächsten Straßenecke bis
hierher den Titel vergessen! wie heißt denn
die Oper?"

Köchin (in höchster Verlegenheit): „Die —
die — die Israelitin."

Der Dandscdub

pftit drei Zeichnungen von Rudolf Wilke)

Zn feinem Wintergarten
Das Konzert zu erwarten,

Saß der Bankier,

Und um ihn die Herren vom Stande,
Und rings im GefeUfchaftsgewande
Die Damen der bauts-volse.

Und wie er schlägt an die Glocke
Zm schwarzen Rocke,

Mit einer Verbeugung blos,

Raht ein virtuos.

Und wirft sich selbstbewußt
Zn die Brust.

Und spreizt die Beene
Und schüttelt die Mähne,

Guckt in den Spiegel
Und setzt sich zum Flügel.

Und der Bankier klingelt wieder.
Da kommt nervös
Durch die andere Portiere
Unter Beifallgetös'

Lin Violinvirtuose,

Der hat die Lhre.

Wie der den Kollegen erblickt.
Lr ihm herablassend nickt,
Schlägt ungezogen
Linen Reis mit dem Bogen,
Und klimpert,

Bim Bum,

An den Saiten herum,

Kratzt ungenirt sich
Und placirt sich.

R. Wilke

Der Bankier klingelt wieder.

Da schweben — beautikul —

Zwei Sängerinnen herein in Mull,
Die den Violinisten
Am liebsten küßten.

Neues von Serenissimus

Durchlaucht bemerkt gelegentlich eines Spa-
zierganges einen Knaben, der in einem Bache
Krebse fängt.

„Aeh, sagen Sie, lieber Kindermann, das
sind wohl Krebse?"

„Zu Befehl, Durchlaucht, es sind Krebse."

„Aber, äh, die rothen sind doch wohl
feiner, nicht wahr?" __

Hans Fritsch (Dresden)

Hur immer schneidig!

Oberlehrer X}., Leutnant der Reserve, führt
im Manöver seine Leute zum Angriffe. Mit
geschwungenen: Säbel stürzt er voran und über-
hört dabei ln seiner Begeisterung das Signal:
„Das Ganze palt!"

plötzlich ertönt hinter ihm aus den Reihen
der Mannschaft vernehmlich der Ruf: „Laßt
doch das dumme Luder alleene loofen!"

Entrüstet wendet er sich herum, droht mit
dem Finger und sagt: „Das macht ich nich
noch ä zweites Mal hären!"

In: Theaterverein

Souffleur: „Ich habe nicht umsonst
gelebt."

peld (pandlungsgehilfe): „Ich habe nicht
gratis gelebt!"

R. Wilke
Register
Hans Fritsch: Zierleiste
[nicht signierter Beitrag]: Höchstes Zartgefühl
[nicht signierter Beitrag]: Nur immer schneidig!
L. R.: Der Handschuh
Rudolf Wilke: Illustrationen zum Gedicht "Der Handschuh"
-y-: Neues von Serenissimus
[nicht signierter Beitrag]: Im Theaterverein
 
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