Nr. 1
. JUGEND -
SM0L
1900
OU
Mm'$ Rrde im RkiGtüg
am 11. Dezember 1899
An des neuen Jahrhunderts Thor,
Deutschland, erlaube die Frage:
Wie wird's werden, was hast Du vor?
Deutschland, mein Deutschland, sage!
Wirst Du Dir wahren Ehr' und Gut
Gegen Räuber und Neider?
Wird man Dir wieder im Uebermuth
Stehlen vom Leib die Kleider?
Wird man ob Deiner eisernen Wehr
Noch Dich höhnen und schmalen?
Oder von Deinem starken Heer
Bang und bebend erzählen?
Wirst Du's vermögen, im eigenen Haus
Herr zu sein und zu bleiben?
Wird man Dir noch von Sankt Peter aus
Wagen, Gesetze zu schreiben?
Wird man im Land sich noch immer trau'n,
Jedem Deiner Getreuen,
Der Dich groß will und mächtig schau'n,
Frech in's Antlitz zu speien?
Oder wird gar der Philisterschwarm
Endlich die Weisheit begreifen,
Daß nur ein Lump, — daß Gott erbarm', —
Tanzt, wie die Feinde pfeifen?
Wird Dir ein neuer Sonnenschein
Oder der alte Jammer?
Wirst Du Knecht oder Herrscher sein?
Ambos oder Hammer?
Ach! Nach all dieser trüben Noth
Hofs' ich noch kaum auf das Schöne —
Aber schon hör' ich im Morgenroth
Schmetternde Lerchentöne!
Und schon hör' ich's wie Widerhall
Einer verstummten Stimme —
Einst erbebte der Erdenball,
Wenn sie erscholl im Grimme,
Wenn es das Reich zu wahren galt
Gegen Schmach und Verderben —
Alter! Alter tut Sachsenwald t
Hättest Du gar einen Erben?
F. v. o.
Säle Cortsequenj
(am 14. Dezrmber)
Der Ueite und der Fule,
Die Dschenräls machen Schule.
Denn iMethchen und Gatacker
Uerlor'n auch schon ganz wacker! . .
So daß setzt nur verbliebe
Der Bull er noch — für Hiebe!
Postscriptum: am 15. Dezember
D weh, 's wird immer duUer,
Jetzt hat sie auch der Buller!
F. v. ir.
Rriegödepesche
London, JJ. Dez. In der Schlacht
am Stormberge wurde auf englischer Seite
ein Maulthier schwerverletzt. Es heißt
Lhamberlain.
TDol;>l möglich
A. : hast Du gehört, der General Gataere hat
seine Niederlage am stormberge damit begründet,
daß er einen schlechten Führer gehabt habe.
B. : So? hat womöglich 'n gänz alten
Bädeker gehabt!
Beiträge zum
„«Kgldenen VuH des Zagrhundekts"
„Nur nicht binden." (Shakesp. König Jo-
hann iy. 1.) ^irpitj*
„Die Unsterblichkeit ist nicht jedermanns
Sache." H. v. Merner.
„Ein Oberhaupt muß sein."
Airschner.
Die SchiebermLnnchen: Miguel und Lieber
Die „magere Mode"
hochverehrte Redaktion!
Schleudern Sie doch Spott und hohn, — Selbst-
verständlich mit Humor, heut — Gütigst auf
die große Thorheit, — welche unfern schönen
Damen — In der hohen Mode Namen —
Sinnlos, blind und unbedacht — Magerkeit
zur Pflicht gemacht!
Busenlos und ohne Hüften — wandeln
Frau und Fräulein jetzt. — Soll das nicht i)eu
Menschen giften, — Der das Schöne liebt und
schätzt? — war es nicht des Schöpfers Wille,
— Daß in angenehmer Fülle, — Die ein Zei-
chen von Gesundheit, — Sich des Weibes milde
Rundheit — Non dein Manne unterscheide, —
Den: sie dient zur Augenweide? — Schön ge-
schwungene Eonturen — Gab er weiblichen
Figuren: — Non dem schlanker: halse nieder,
— Ueber's wohlgefüllte Mieder, — Fließen
sie in weicher Führung — Zu der Taille sanfter
Schnürung, — Um pompös dann anszuladen
— An der: Hüften; an den Senden — Dann sich
abwärts jäh zu wenden, — Und noch einmal
an den Waden, — Anzuschwellen sanfter weise,
— Sich an: Knöchel zu verjünget: — Und
zuletzt im Füßchen leise — Und harmonisch
auszuklingen. — Die nicht ganz so wohl ge-
n:acht ist — Und mit Kanten, Ecken, derben
— Knochen vor: der allzuherben — Stiefmama
Natur bedacht ist, — Mag sich wohl der Kunst
bedienet:, — Und mit Stahl- und Fischbein-
schienen, — Oder Gummi oder Watte, —
was man ihr verweigert hatte, — Bis zu
maaßvoll schönen Grenzen — hilfreich bessernd
I)at ihm schon!
. JUGEND -
SM0L
1900
OU
Mm'$ Rrde im RkiGtüg
am 11. Dezember 1899
An des neuen Jahrhunderts Thor,
Deutschland, erlaube die Frage:
Wie wird's werden, was hast Du vor?
Deutschland, mein Deutschland, sage!
Wirst Du Dir wahren Ehr' und Gut
Gegen Räuber und Neider?
Wird man Dir wieder im Uebermuth
Stehlen vom Leib die Kleider?
Wird man ob Deiner eisernen Wehr
Noch Dich höhnen und schmalen?
Oder von Deinem starken Heer
Bang und bebend erzählen?
Wirst Du's vermögen, im eigenen Haus
Herr zu sein und zu bleiben?
Wird man Dir noch von Sankt Peter aus
Wagen, Gesetze zu schreiben?
Wird man im Land sich noch immer trau'n,
Jedem Deiner Getreuen,
Der Dich groß will und mächtig schau'n,
Frech in's Antlitz zu speien?
Oder wird gar der Philisterschwarm
Endlich die Weisheit begreifen,
Daß nur ein Lump, — daß Gott erbarm', —
Tanzt, wie die Feinde pfeifen?
Wird Dir ein neuer Sonnenschein
Oder der alte Jammer?
Wirst Du Knecht oder Herrscher sein?
Ambos oder Hammer?
Ach! Nach all dieser trüben Noth
Hofs' ich noch kaum auf das Schöne —
Aber schon hör' ich im Morgenroth
Schmetternde Lerchentöne!
Und schon hör' ich's wie Widerhall
Einer verstummten Stimme —
Einst erbebte der Erdenball,
Wenn sie erscholl im Grimme,
Wenn es das Reich zu wahren galt
Gegen Schmach und Verderben —
Alter! Alter tut Sachsenwald t
Hättest Du gar einen Erben?
F. v. o.
Säle Cortsequenj
(am 14. Dezrmber)
Der Ueite und der Fule,
Die Dschenräls machen Schule.
Denn iMethchen und Gatacker
Uerlor'n auch schon ganz wacker! . .
So daß setzt nur verbliebe
Der Bull er noch — für Hiebe!
Postscriptum: am 15. Dezember
D weh, 's wird immer duUer,
Jetzt hat sie auch der Buller!
F. v. ir.
Rriegödepesche
London, JJ. Dez. In der Schlacht
am Stormberge wurde auf englischer Seite
ein Maulthier schwerverletzt. Es heißt
Lhamberlain.
TDol;>l möglich
A. : hast Du gehört, der General Gataere hat
seine Niederlage am stormberge damit begründet,
daß er einen schlechten Führer gehabt habe.
B. : So? hat womöglich 'n gänz alten
Bädeker gehabt!
Beiträge zum
„«Kgldenen VuH des Zagrhundekts"
„Nur nicht binden." (Shakesp. König Jo-
hann iy. 1.) ^irpitj*
„Die Unsterblichkeit ist nicht jedermanns
Sache." H. v. Merner.
„Ein Oberhaupt muß sein."
Airschner.
Die SchiebermLnnchen: Miguel und Lieber
Die „magere Mode"
hochverehrte Redaktion!
Schleudern Sie doch Spott und hohn, — Selbst-
verständlich mit Humor, heut — Gütigst auf
die große Thorheit, — welche unfern schönen
Damen — In der hohen Mode Namen —
Sinnlos, blind und unbedacht — Magerkeit
zur Pflicht gemacht!
Busenlos und ohne Hüften — wandeln
Frau und Fräulein jetzt. — Soll das nicht i)eu
Menschen giften, — Der das Schöne liebt und
schätzt? — war es nicht des Schöpfers Wille,
— Daß in angenehmer Fülle, — Die ein Zei-
chen von Gesundheit, — Sich des Weibes milde
Rundheit — Non dein Manne unterscheide, —
Den: sie dient zur Augenweide? — Schön ge-
schwungene Eonturen — Gab er weiblichen
Figuren: — Non dem schlanker: halse nieder,
— Ueber's wohlgefüllte Mieder, — Fließen
sie in weicher Führung — Zu der Taille sanfter
Schnürung, — Um pompös dann anszuladen
— An der: Hüften; an den Senden — Dann sich
abwärts jäh zu wenden, — Und noch einmal
an den Waden, — Anzuschwellen sanfter weise,
— Sich an: Knöchel zu verjünget: — Und
zuletzt im Füßchen leise — Und harmonisch
auszuklingen. — Die nicht ganz so wohl ge-
n:acht ist — Und mit Kanten, Ecken, derben
— Knochen vor: der allzuherben — Stiefmama
Natur bedacht ist, — Mag sich wohl der Kunst
bedienet:, — Und mit Stahl- und Fischbein-
schienen, — Oder Gummi oder Watte, —
was man ihr verweigert hatte, — Bis zu
maaßvoll schönen Grenzen — hilfreich bessernd
I)at ihm schon!