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1900

JUGEND

Nr. 1

Zu ergänzen! — Jeder kann aus guten Grün-
den — Solche Korrektur verzeihlich, — Ja,
sogar verdienstlich finden. — Abzulehnen ist
es freilich, —- Wenn Madam sich oder Maid

— Mit Gerüsten unterm Kleid, — ©der ähn-
lichen Geschichten — Streben Formen anzu-
dichten, —- Die, wie eine Mißgeburt — Ganz
grotesk sind und absurd! — Solche Zier sich
anzueignen, — Ist zu tadeln ja unendlich, —
Aber lange nicht so schändlich, — Als die
Formen abzuleugnen, — Die Natur, so liberal,

— Gab den Frauen unsrer Wahl! — Und
dies ist es, was mich jetzt — An der Mode
so entsetzt. — Mager sein ist die Devise, —
Blaß und mager wie Luise, — Und die Grete
und die Liese — Und die Lina und die Jenny

— Und die Else und die Annie — Trauen
sich in Folge dessen — Längst nicht mehr, sich
satt zu essen. — Ueber 60 Lentimeter — Soll
die Taille ja nicht messen — Und der Hunger
wird ein steter. — Auch der Durst! Denn keinen
Tropfen — Von dem Trank aus Malz und
Hopfen, — Keinen Weißen, keinen Rothen, —
Schlürfen sie, sie trinken Wasser — (welch
ein Wahnsinn, welch ein krasser!) — Alles
Gute ist verboten, ■— Daß der Hüften Paral-
lele — Keinen Millimeter schwelle, — Daß
kein Theil des Körpers fett, — Sondern Alles
wie ein Brett! — © Ihr theuern Menschen-
bliithen: Ist das nicht das xure wüthen? —
Denket nur, wie unbeständig — ©hne jegliche
Methode — Dumm und launisch ist die Mode!

— Heute quält Ihr Luch elendig, — Bis zum
Schemen, bis zu hagern — Schreckgestalten
abzumagern. — Und das Alles pour rien,

— Denn schon morgen heißt es: wieder —
Liebt man jetzt den Unbonpoinl l — Und wie
füllt Ihr dann das Mieder — Und dazu den
©berstock — Von dem weitgeroordnen Rock? —
Frauen, wollt Ihr Luch bequemen, — Wech-
selnd ab- und zuzunehmen, — Wie die Kurse,
wie der Mond, — welcher aus den Wolken
thront? — Nein! So folgt mir, wenn ich
heische: — Jede holde Schöne trage — ©hne
Korrektur und Klage, — was der Herr ihr
gab an Fleische — Mid was er an Fett ge-
geben, — Sonst verdirbt sie sich ihr Leben, —
Bald mit Fasten, bald mit Mästen — Ach,
Ihr wißt es selbst am Besten! —

Hochverehrte Redaktion! — Machen Sie
Gebrauch hievon! — Und gar sehr erfreut
darob — Ist Ihr ganz ergebner Bob

Hermann -Äahrs „Josephine"

Der Autor nennt sein Stück „ein Spiel" —
Glicht „Lustspiel," „Schauspiel", „Traucr-

sp'cl,"

Das wäre viel vulgärer . . .

Und er hat Recht! Es ist ein Spiel —
ttltt der Geduld der Hörer. Abu Seld

??

Dreyers „Probekandidat" schließt mit
den Worten: „Du brauchst gar nicht nach'm
i^ongo zu gehen. Für das freie Wort ist auch
anderswo Platz. Hast Du schon mal von
Preußen gehört? Da hat jeder das verbriefte
Recht, durch Wort, Schrift und Druck seine
Meinung frei zu äußern."

Die Breslauer Zensur hat diesen Passus
beanstandet.

Verhält es sich denn nicht so?

— Chamberlain, oh! wenn ich all diese
Kolonien verlieren müsste!

— Teil bleib’ Ihnen ja noch, Majestät!

(Le Ri re)

Transvaal Schnadahüpfln

Bei der Lady Schmidt speist ma
Das Seinft’ und das Best',

Blos die Bomben zum Nachtisch
San etwas zu fest!

In Kimberley b'sauft sich
Herr Ahodes zum Trost.

(Na, der Jammer, der nochkimmt!!)
Ich sog nir als: pros't! f. v. b.

O

In Amerika hat ein Menschenfreund die
Gründung eines Genie-Heims angeregt.
Jedenfalls die rücksichtsvollste Bezeichnung für
Narrenhaus, die bis jetzt noch gefunden wor-
den ist.

Errare humanum!

Vizepräsident v. Frege: v. Kardorff hat
eine ganze Beamtenkategorie als unfähig und
unzuverlässig bezeichnet. Ich nehme an, das;
er das nur in objektiver Weise thun wollte.
(Stürmische Heiterkeit.)

Im Reichstag sorgt zu jeder Zeit
Der Präsident für Heiterkeit;

Graf Ballestrem und mehr noch fast
v. Frege, welcher nie erblaßt.

Graf Ballestrem ist, ohne Scherz,

Ein Kavalier von Kopf und Herz,

Und hat schon manchen Witz gemacht;

Daß Alle froh und laut gelacht.

Doch wenn man über Frege lacht,

So hat er keinen Witz gemacht,

Er ist, ich mein' es objektiv,

Nicht witzig, sondern mehr naiv!

Jüngst lachte sich der Reichstag schief,

Als jener gar pathetisch rief:

„Ich hoffe, daß Sie objektiv
Dies meinen und nicht subjektiv!"

Er hat, trotz seinem Adelsbricf,

Verwechselt ob- und sub-jektiv —

Der Jrrthum war doch positiv,

Ein Bischen gar zu primitiv!

Es wäre gut d'rum, wenn er lief
Zur Bibliothek und zum Archiv
Und dort studirte intensiv,

Was objektiv und subjektiv! j>icl£

(petrofewm

Freundliche Genossin dunkler (pachte,
Atudienlampe, meiner (Weisheit Ämme,

Heut, du Du zu Grabe dem Jahrhundert
Leuchtest, schau ich sinnend Deine Flamme!

Denn es sagte mir der Herr (Professor,

Das; (Petroleum aus Thieren werde

(Und aus (Pflanzen, di« viel tausend Jahre

Kuhten in dem dunkeln Achoß der Erde. —

(Wo der Ganges durch die (Palmen rauschet
Aeh' ich ihn, die ?ier der Mammuthsohne;
Tiefbetrübt läßt er die Ohren hangen,
Klagend klingt es, mir Trompetentön«:

„(Unglücklich Geschlecht der Elephanten!
Grimmer Achmer; will mir das Herz verzehren!
Heilig zwar find mir dem weisen (Volke
(Und erhöht zu gottergleichen Ehren;

Atark und gut und klug vor allen Thieren,
KuhmgeKrönt, behängen mit Geschmeiden,
Meiden mir in lKrahma's heil'gem Tempel,
Doch — was bleibt von all den Herrlichkeiten?

Ein paar Hahne, ein paar Fußtrittspuren,
Mohl versteinert für die (Professoren,

(Und — die Möglichkeit für einen Kaufmann,
Apäter hier (Petroleum zu bohren!

Mar vergebens unf're milde Tugend,

(Unser Wuth in hundert grimmen Achlachten,
And was unsre ernsten, stillen (Priester
Hinter jenen hohen Aäulen dachten?

Ist da« Hiel ein solches, o so fluch ich
Dir, (patur! Mas streust Du Deine Gaben
(Ueberschmänglich aus zu solchem End«?
Lohnt es sich, darum gelebt zu haben?" —

Kluge Dickhaut, dies fei Dir erwidert:
(Ungerecht geräthst Du in Ergrimmung!
Mar es nicht von jeher aller Großen
Letztes Hiel und endliche Bestimmung,

Ihre Apuren in den Aand zu drücken
In dem heil'gen Tempelbau der Seiten,
Aterben — und vielleicht bei spaten Enkeln
Hie und da ein wenig Licht verbreiten?

Fritz Salzer

Aus dein -Londoner Handelsbericht

Fette Enten: Tendenz: gute Nachfrage.
Wechsel auf Pretoria: ?

Afrikanischer Weizen: Umsatz — ;

Wetter: sehr trübe.

was ein Burenvater seinen Kindern zum Aeujahrsfest mitbringt

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