fc)rostt xßabljeit!
Adolf Münzer (München)
Herausgeber: Dr. GEORG HIRTH; verantwortlicher Redakteur: F. von OSTINI; G. HIRTH’s Kunstverlag, verantwortlich für den Inseratentheil: G. EICHMANN, sämmtlich in München
Druck von KNORR & HIRTH, Ges. m. b es ehr. Haftung in München.
ALLE RECHTE VORBEHALTEN.
Nr. 1 (Redaktionsschluss: 16. Dez. 1899) • JTJGEND •
Letzter Mille
Dun schon in den letzten Zügen
Mit erloscbnem Augensterne
Schn wir das Jahrhundert liegen,
Denn sein Ständlein ist nicht ferne.
Harrend auf der ©reisin Sterben
Hahn dem harten t^odesbette
Streitend, wer sie mag beerben,
Jhre Kinder um die Mette.
Wen'ge nur vergiessen "Chränen,
Denkend ihrer Lieb' und "Creue,
Da die Meisten kindisch wähnen,
Weitaus schöner sei das Heue.
Und sie grollen mit der Alten,
Dass sie oftmals mehr versprochen,
Als am 6nde sie gehalten,
Und manch Andres noch verbrochen.
Und die Dunkelmänner keifen,
Dass sie stürmisch sich gerühret,
dm die fesseln abzustreifen,
Die die Geister eng umschnüret.
Jm entfärbten Angesichte
Jst’s, als ob ein Zornblitz glimme.
Schweigt, ihr thöricht kecken Wichte!
Ruft sie laut mit heis'rer Stimme.
Jeden Dachruf sollt ihr sparen,
Alles Preisen, Schelten, Lästern.
Hidit das Heute kann erfahren,
Was bedeuten mag das Gestern.
Darum keine Darrensprüche
Haltet mir am offnen Grabe,
Weder Segen, weder flüche,
Da ich ©inen Wunsch nur habe,
Dass auf meinem Ceicbensteine
Stehen soll das Mort zu lesen —
Wahrlick Ruhm genug dies eine —:
Bismarck ist ihr Sohn gewesen.
Was mir Grosses sonst gelungen,
"Critt zurück vor diesem Damen.
Dun, ihr Alten und ihr Jungen,
Gute Dacht — und damit Amen!
Pawl k)eyse
1900
Prosit (Mahlzeit
3ur Zeichnung von Adolf Münzer
Das Säkulum sperrt auf den Mund,
Die Zukunft schreit nach Speise,
Hinein denn in den Riesenschlund,
Und Glück mit auf die Reise!
Das Säkulum hat Zrühstückszeit,
Ihr Männer und Ihr Zraucn,
Soferne Ihr genießbar seid,
So wird es Luch verdauen.
Das Säkulum, das gute Thier,
Hat einen guten Magen,
Und dennoch, dennoch, glaubet mir,
Richt Jeden kann's vertragen.
Drum müh' Dich, liebes Publikum,
Und mach ihm keine Galle,
Denn gäb's ein krankes Säkulum,
Dann gnade Gott für Alle!
Gefährlich ist sein Bauchkatarrh,
Ihr Herren und Ihr Damen!
Gott schenk uns ein gesundes Jahr
Bis hundert Jahre! Amen!
Kory Towsk»
Plötzlich, furchtbar anjuschauen,
Richtet sich empor die Alte;
Zwischen silberweissen Brauen
furcht sich tief die dunkle falte.
Adolf Münzer (München)
Herausgeber: Dr. GEORG HIRTH; verantwortlicher Redakteur: F. von OSTINI; G. HIRTH’s Kunstverlag, verantwortlich für den Inseratentheil: G. EICHMANN, sämmtlich in München
Druck von KNORR & HIRTH, Ges. m. b es ehr. Haftung in München.
ALLE RECHTE VORBEHALTEN.
Nr. 1 (Redaktionsschluss: 16. Dez. 1899) • JTJGEND •
Letzter Mille
Dun schon in den letzten Zügen
Mit erloscbnem Augensterne
Schn wir das Jahrhundert liegen,
Denn sein Ständlein ist nicht ferne.
Harrend auf der ©reisin Sterben
Hahn dem harten t^odesbette
Streitend, wer sie mag beerben,
Jhre Kinder um die Mette.
Wen'ge nur vergiessen "Chränen,
Denkend ihrer Lieb' und "Creue,
Da die Meisten kindisch wähnen,
Weitaus schöner sei das Heue.
Und sie grollen mit der Alten,
Dass sie oftmals mehr versprochen,
Als am 6nde sie gehalten,
Und manch Andres noch verbrochen.
Und die Dunkelmänner keifen,
Dass sie stürmisch sich gerühret,
dm die fesseln abzustreifen,
Die die Geister eng umschnüret.
Jm entfärbten Angesichte
Jst’s, als ob ein Zornblitz glimme.
Schweigt, ihr thöricht kecken Wichte!
Ruft sie laut mit heis'rer Stimme.
Jeden Dachruf sollt ihr sparen,
Alles Preisen, Schelten, Lästern.
Hidit das Heute kann erfahren,
Was bedeuten mag das Gestern.
Darum keine Darrensprüche
Haltet mir am offnen Grabe,
Weder Segen, weder flüche,
Da ich ©inen Wunsch nur habe,
Dass auf meinem Ceicbensteine
Stehen soll das Mort zu lesen —
Wahrlick Ruhm genug dies eine —:
Bismarck ist ihr Sohn gewesen.
Was mir Grosses sonst gelungen,
"Critt zurück vor diesem Damen.
Dun, ihr Alten und ihr Jungen,
Gute Dacht — und damit Amen!
Pawl k)eyse
1900
Prosit (Mahlzeit
3ur Zeichnung von Adolf Münzer
Das Säkulum sperrt auf den Mund,
Die Zukunft schreit nach Speise,
Hinein denn in den Riesenschlund,
Und Glück mit auf die Reise!
Das Säkulum hat Zrühstückszeit,
Ihr Männer und Ihr Zraucn,
Soferne Ihr genießbar seid,
So wird es Luch verdauen.
Das Säkulum, das gute Thier,
Hat einen guten Magen,
Und dennoch, dennoch, glaubet mir,
Richt Jeden kann's vertragen.
Drum müh' Dich, liebes Publikum,
Und mach ihm keine Galle,
Denn gäb's ein krankes Säkulum,
Dann gnade Gott für Alle!
Gefährlich ist sein Bauchkatarrh,
Ihr Herren und Ihr Damen!
Gott schenk uns ein gesundes Jahr
Bis hundert Jahre! Amen!
Kory Towsk»
Plötzlich, furchtbar anjuschauen,
Richtet sich empor die Alte;
Zwischen silberweissen Brauen
furcht sich tief die dunkle falte.