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Jugend: Münchner illustrierte Wochenschrift für Kunst und Leben — 5.1900, Band 1 (Nr. 1-26)

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Nr. 2 (8. Januar)
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Nr. 2

. JUGEND -

1900

„Sr sitzt in einem seden Dtaat Das Fuchszefchkecht herrscht üKeraK,

(Geistkich und mektkich) mit im (klath; (Und täglich mehrt sich seine ?<chk." w. Solkau: „Reineke der Zuchs",

Sie LlektrMe

Von Srnst von Molzogen, mit Zeichnung von H. Münzer

Der Abend dunkelt feucht und kühl, der Nebel weht in Schwaden her,
weiß dampfend trotten Gaule müd vor wagen schwer beladen her.

Des Bogenlichtes Kugeln hoch vom Mafte Strahlengarben sprühn,

Und matt im schattenden Gewühl Leuchtblumen aller Farben blühn.
Rollwagen schwer mit Hüh und Hott,

Der Omnibus im Zuckeltrott,

Das Auto rast mit Ruch und Schall
Vorbei der Trambahn-Kette,

Und zwischendurch und überall
Die blanke Bicyclette. —

Heio, was leuchtet ruhig groß wie vollen Mondes Scheibe her?
was gleitet auf der glatten Bahn durchs tosende Getreide her?
Nicht Hufgeklapper kündigts an, nicht Rauch noch rasselnd Steuerwerk —
Heio! es naht die Königin im blauen Funkenfeuerwerk.

Das schwirrt und summt wie Bienensang,

Es glühn und sprühn die Schienen blank,

Das knattert und knittert wie Helles Gekicher,

Das surrt und singt und saust so sicher
Am Draht mit leichtem Streichen hin —

Klick klack klirr! über die Weichen hin.

Heio! Du lustiges Lichtphamom,
wiegend auf weichen Federn,

Treibt Dich der entfesselte Zauberstrom
Dahin auf den rasenden Rädern,
was schiert Dich Sturm, was schiert Dich Wetter I
Im wilden, wundersamen Lauf
Vorwärts jagst Du mit Siegesgeschmetter,

wühlst auf dem Wege Dir Flammen auf.

Die Schienen schüttern, der Nebel fällt —

Es saust daher mit Ungestüm —

Des Führers Faust den Hebel hält
Und lenkt das wagenungethüm.

Und näher, näher rollt's heran im Funkensprudel-Katarakt
Und rasselt sein pre8ti88imo mit Kling und Klang im Rattcrtakt.

Ding! Dang! Platz dal
Tarattata! Tarattata l
Nun ist die wilde Hatz da!

Und hell im Hui vorüber schon
Ein Blendeblitz, ein Ueberton,

Ein Zwitschern gell im strammen Draht . . .
Und weiter näht's die Flammennaht,
Llaufunkenstiche spitz und fein ....

Und blasser blinkt der Lampe Schein —
Tarattata! Tarattata —

Vorüber schon — vorüber.

war mir's doch, als hätt' ich im Hellen Husch
Kindergesichter gesehn an die Scheiben gedrückt —
Blasse, klugäugige Kindergesichter —

Und die hätten mit ruhigem Frageblick
Heiter, still in die Nacht hinausgeschaut,

In die werdende Zeit hinein,

Der im Sturmestakt froh hoffenden Herzcnsschlags
Sie der freundliche Wunderstrom
Sicher entgegen trägt.

O laßt auch uns wie die Kinder fein!

O laßt uns Angstüberwinder sein!

Sicher auf stählernem Schienengleis
Führt uns der forschende Bienenfleiß,

Siegreichen Geistes Begehrlichkeit
Fürchtet nicht drohende Fährlichkeit:

Durch Helle Scheiben er ohne Sorgen schaut
In den Nebel hinaus. Und der Morgen graut —
Und der Tag ist nah — und es rüstet die Welt
Sich zum Feste der reinlichen Flamme,

Die der Mensch in den schaffenden Händen hält,
Der Herrscher aus Gottes Stamme,

Die uns befreit von Ruch und Ruß,

Die uns entsündigr der Erde Genuß,

Die uns erwärmt, die uns bcscheint,

Die uns von Pol zu Pol vereint ...

Der reinen Flamme der neuen Zeit
Breiten wir grüßend die Arme weit!
Register
Ernst Frh. v. Wolzogen: Die Elektrische
Ludwig Hohlwein: Das Fuchsgeschlecht
 
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