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1900

JUGEND

Nr. 2


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Kurz vor Redaktionsschluß erhalten wir
noch folgende Drahtung aus London: Nächster
Tage bereits gehen sieben neugebildete
Londoner Bataillone nach Südafrika ab,
und zwar: Die Original Transvaal Lancers,
formirt aus der: hauptstädtischen Nacht-

wächtern; die Royal One Shilling Horse
Guards, Rutscher und Pferdeknechte; die New
Old England Volunteers, aus den Gemeinde-
schulen; die First London Fusel-eers aus
den Eckdestillationen angeworben. Die stellungs-
losen Rellner sind zur Bedienung der neuen
Geschütze eingestellt worden. Den Haupterfolg
verspricht man sich indessen von dem Freiwil-
ligenkorps der — Ballerinen der großen
Oper, die ein Hochländer-Bataillon bilden.

F. v. «.

Die drei kranken Männer

Türken fagt man bann und wann,
ein armer, kranker Mann

Vorn
Er sei

Jrn Zustand des Verfalles.

Und was ihn plagt zu allermeist
An Schmerzen und Gebrechen heißt
Auf orientalisch: Dalles.

Es langt nicht hinten n»d nicht vor»,
Was nützt ihm denn sein gold'nes Horn,
Sobald er's nicht versilbern kann,

^tr arme, kranke Mann?

Auch der Chinese mit dem Zopf
Ist jetzt ein armer, kranker Tropf,

Liegt schwer geprüft darnieder,

Chirurgen stehen rings hemm,

Die halten ein Consilium,

Zerstückeln ihm die Glieder.

Sie schneiden scharf, sie schneiden fest,
Zuletzt bleibt nur der Zopf als Rest.
Vielleicht wird er genesen dann,

Der arme, kranke Mann!

Ein Dritter liegt im Bette bleich
Und dieser nennt sich Oesterreich.

Er ist gar sehr geschwollen.

Was fehlt Dir denn, mein lieber Sohn? —
„Ich leide sehr an Obstruktion;

„Mir wuchs im Bauch ein Knollen.

„Ein Knollen Namens WeuAeslaus,

„Der wächst mir schier zum Hals heraus.
„Ist Keiner, der mir helfen kann,

„Mir armem, kranken Mann?" Dok»

Se non e vero.

Wie man ans den Berichten über den
„Prozeß Notarbartolo" sieht, ist es zur Zeit
für die italienische Regierung höchst
mißlich, daß sie mit den Herren Spitzbuben immer
erst lange unterhandeln mnß, bevor sie sich die
Freiheit nehmen darf, einen P. T. Meuchel-
mörder oder Briganten zu verhaften.

Nun hat ein Dcpntirter den Vorschlag ge-
macht, .man möge die größeren Banditen-
geiellschaften, wie die „Maffia", die
„Cam o rra",dieAbruzz en raub er als
staatlich anerkannte Körperschaften orga-
nisiren und ihnen eine offizielle Ver-
tretung im Ministerium zugestehen,
was der Justiz die Verhandlungen wesent-
licherleichtern und verbilligen dürfte.

Der Vorschlag hat viel für sich, nach-
dem das beste und einfachste Ver-
fahren, Meuchelmord, Straß en-
rau b und Brandstiftung in
eigene Regie zu übernehmen,
von der Regierung in Anbetracht
der Wirkung auf das Ausland nicht
wohl eingeschlagen werden kann. Da
eine größere Anzahl der Notabiljtäten
des Brigantaggio in der Deputirtenkam-
mcr sitzt, wird sich die Neuorganisation rasch
und leicht vollziehen lüsstw. stentereiiö

„Noch einmal sattelt mir den Hippogryphen,
3um Ritt ins alte romantische Land!"

klassisches Zeugniß

Lieber, rüstet Euch und gebet doch die
Flucht! lstefaias S, 1)

Gtis, der vielgehauene

Otis, der tapfere General, — Der auf den
Philippinen vermögen — Doit Sieg zu Sieg
sich durchgelogen, — Und dutzendmal — Nach
Haus berichtet, — Don Aguiualdo's Macht fei
vernichtet, — Und immer wieder mußt' zu
melden — Von diesem Helden, — Er sei ge-
flohen — Und überwunden — Mit Schmach
und Hohn, — Hat nun ein neues Mittel ge-
funden, — Das Glück zu wenden, — Bequem
und faul — Den Rrieg zu enden — Blos mit
dem Maul! —Ihr fragt: „wieso dies?" —
General Otis — Schlägt vor, man solle nach
seinem Erachten — Statt lästiger Schlachten

— Die impertinenten — Insurgenten — In
Zukunft als Banditen betrachten! —
Und mit Banditen — Hat auf der Welt —
Ein stolzer Held, — Der was auf sich hält,

— Noch nie gestritten, — Die straft er, würde-
voll und groß — Mit Verachtung blos.—

Dazu braucht er sich nicht zu schlagen —
Und zu blamiren, — Und Kopf und
Rragen — Nicht zu riskiren. — In jenen
Sümpfen, — vor ihren Spießen — Und
ihrem Schießen — Mit Rugeln und Pfei-
len, — Auf flüchtigen Strümpfen — Nicht
fort zu eilen, — Man macht's mit
Schimpfen! — Und wenn das Volk
der Philippinos — Noch nicht parirt, —
wie sich's gebührt, — Und still und tobt
is, — Betrachtet Otis — Gestreng
wie Minos — Die Bande einfach als

besiegt — Und das genügt!-

— — Kommt alles auf den Stand-
punkt an, — von dem man was be-
trachten kann! — Und unter dem rech-
ten Augenwinkel — von Dummheit
und von Eigendünkel — Und solchen
schönen Dingen mehr, — Seh'n Sd?Iäge
im Krieg — Ganz aus wie Sieg, —
Das wissen wir auch wo anders her!

Ki-Ki-Kl

Gin Bandwurm:

Der Prozeß vor dem Staatsgerichtshof

Line moderne Neuberin

Von der verstorbenen Frau eines großen
Theaterdirektors hieß es kürzlich in einer Zeitung:
„Sie war Direktorin im vollen Sinne des
Wortes.-:. Sie war eine kluge Zhau, die es
verstand, ihre' w et bi ich e n E tu Pf i nd u n g nt
hintanzusetzen, wenn es düs Beschäst galt.*)
Neidlos sorgte sie dasür, das; dte Leiblichen
Mitglieder ihrer Bühne sich so vortheilhaft
wie möglich präsentirten und sie war mit
außerordentlichem Eifer darauf bedacht, das;
jede Dame ihrer Komparserie auf die Manner-
augen den besten Eindruck hervorbringe."

Wir bemerken ausdrücklich, daß es sich
nicht um Frau Hurtig, die Wirthin und Be-
herbergerin des edlen John Falstaff handelt.

*) „Geschäft" soviel wie „Theater".

Ls lebe das Stilgefühl

Ein sehr berühmter, aber im ganzen etwas
alter Mime hatte kürzlich auf einer seiner per-
ntanenten Gastspielreisen wieder einmal den
Riecaut de la Marliniore in Lessings „Minna"
zu spielen. Diesmal wollt' er aber zeigen,
daß er auch den modernen Stil in der
Schauspielkunst heraus habe, und so brachteer
denn nach der erschrockenen Frage Minnas:
„Sie werden doch nicht falsch spielen, mein
Herr, betrügen?"
die wundervolle „Nuance":

..Oomment, mackem omolle? Vous appelezcela
betrügen? Oh non, mademoiselle! W ir sind
Harmlose!"

Der Lessing konnte ja viel; aber diesen Witz
konnte er n i cht machen. Dazu gehört eben mehr!

Druckfehler^

Von einem neu errichteten Theater las
man kürzlich in einer Zeitung:

„Die Bühne hat 1b Solisten und ebenso
viele Ch risten."

So 'ne Uebertreibung!!

Der Landrath von Puttkamer aus
Swinemünde, derselbe, der die Bestimmung
über die einzig moralisch zulässige Spurweite
der Wagen aus dem Ansange dieses Jahr-
hunderts wieder an's Licht und zur Geltung
brachte — er will sein Amt nach 6monatigem
Urlaub aufgeben! Welch ein Verlust für einen
Staat, wenn solche Köpfe feiern! Wir hoffen,
dem begabten Manne in einem weniger ver-
antwortungsreichen Amte wieder zu begegnen,
etwa als Theater-Jntendanten l

41
Register
Loki: Die drei kranken Männer
[nicht signierter Beitrag]: Der Landrath von Puttkamer
Monogrammist Frosch: Ein Bandwurm
Monogrammist Frosch: Noch einmal sattelt mir den Hippogryphen
Stenterello: Se non è vero
[nicht signierter Beitrag]: Klassisches Zeugniß
Ki-Ki-Ki: Otis, der Vielgehauene
[nicht signierter Beitrag]: Druckfehler
[nicht signierter Beitrag]: Es lebe das Stilgefühl
 
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