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Nr. 3

JUGEND -

1900

Hans rin Okück

(Mit einem Lächekn sch käst er ein
(Und macht mit einem Kachekn auf.
Die Könne ßat so Hessen Kchein»

(lind gkückkich 6kickt er zu ihr auf

Das macht assein ein kiek Gesicht,
Das sich ihm freundkich zugekehrt
(Und ihm aus reicher H'üsse Oicht
Kis an den ketzten "Tag keschert.

Das macht assein ein süßer Mund,
(Um den er sich mit Hoffnung trug,
Sin keises Ja aus Herzensgrund,
Ihm aKer Kkang es kaut genug.

(warf kUosen ihm auf (weg und Sffz
(Und marf ihm iAosen in den (wein.
Ach, Hetzer Tropfen ist ein Uuß!

(Und trunken sch käst er -AK end s ein.

Gustav Latke

Vorüber

Qu’as-tu fait du passe?
Qu’as-tu fait, infidele?

(A. de Müsset)

Die Junimitternacht ist schon herauf —

Ich wach' empor — es hat mich wer gerufen. .
And meine Linden athmen süßer auf,

And schatten leicht auf mondesklaren Stufen...

Die gingst Du einst. Ein starker Lebenswind,
Der fach zum Sturm wuchs, hat Dich mir

entrissen.

Du wardst der Schönheit und der Liede blind —
So tief gehst Du in Deinen Finsternissen —

was thatest Du mit der Vergangenheit?

Weißt Du's nicht mehr? Ts blühten auch

die Linden.

Du konntest nie genug der Seligkeit

Mit Deinem durst'gen Mund auf meinem finden.

And bist nun fern! und lebst denfelben Tag,
Dieselbe leere Nacht, wie ich auf Erden!

And wie viel Morgenroth auch leuchten mag:
Nie mehr wird eins das Thor zum Glücke werden.

Die Junimitternacht ist schon heraus —

Ich wach' empor — es hat mich wer gerufen...
And meine Linden athmen süßer auf,

And schatten leicht auf mondesklaren Stufen...

Alberta v. puttkamer

Ko einsam ...

Öß meine Lahnen der Lorbeer uinfchkang,

O6 ich ein Truizkied jum Kchwerterschkag sang,
Öß ich gefangen und wundenßedeckt
knirschend in betten zuin Schkas nrich gestreckt.
Oß mir im Tode die Akinge zerßrach,

£>ß ich gestorßen-wer fragt danach?

Larl Busse

G. E. Dodge f

Die guten Vorsätze

Drei Lustspielfcenen aus der Silvesternacht

von Raoul Auernheimer

n.

Dann

Sylvesterabend ^899, 6 Uhr.

In der Fabrik wird noch gearbeitet. Der
Fabrikant, ein junger Kapitalist, geht in seinem
Zimmer auf und ab. Er ist ein Kapitalist,
sieht aber nicht so aus, wie die naiveren So-
zialisten sich gewöhnlich den Kapitalisten vor-
stellen, dickbäuchig, eine goldene Kette über den
Bauch. Nein, unser Kapitalist ist der richtige
Kapitalist des scheidenden Jahrhunderts:
Wäger, vorgebeugt, von krankhafter Blaffe, mit
großen, aufgerissenen Augen. Ginge er zufällig
in schlechten Kleidern, anstatt in seinem ver-
schwenderisch wattirten Frack, man würde
sagen: Der Punger sieht ihm zu den Augen
heraus. Der junge Kapitalist (bleibt vor seiner
Kaffe stehen und entnimmt derselben ein Packet
mit werthpapieren, die er in seiner Schreib-
tischlade unterbringt): „So! Mit meinem Depot
bei der «Deutschen Reichsbank macht das rund
eine Million. Schließlich, davon kann man
leben. Man wird sich eben ein wenig ein-
schränken (er schließt die Schreibtischlade). Und
alles übrige — meinen Arbeitern! Ah! Mir
schwindelt vor der Größe dieser Idee! Ueber-
morgen wird mein Name die ganze Welt durch
fliegen. Der Name des ersten Mannes, der
Kommunismus praktisch betrieb. Der Name
des ersten Eommunisten, der zugleich Millionär
war. Ah! Ulelch ein Gedanke! (er legt auf ein
paar Augenblicke die pand auf die Stirne, dann
schellt er in nervöser past dein Diener. Da
dieser eintritt (gewaltsam): Rufen Sie mir den
Merkführer Franz! (Der Diener geht ) Ich will
mich selbst be äuben, überraschen; ein solcher
Entschluß will nicht zu lange überlegt sein.
Alle großen Thaten sind im Sturme verübt
worden. Darum vorwärts, keine feigen Be-
denken! CEtn rascher Entschluß und ich bin
unsterblich! „Werkführer Franz," werde ich
sagen, „rufen Sie meine Arbeiter. Ich höre,
sie wollen mir gratuliren, sie sollen zu mir
kommen." — „Alle?" — „Alle. Ich werde
alle Zimmer aufschließen lassen, sie werden
Platz finden. So wie sie sind, sollen sie kommen,
in ihren Arbeitskleidern, mit schmutzigen
Pänden." — Sie werden kommen, ich werde sie
empfangen, neben meiner Kaffe stehend, so,
(er stellt sich neben der Kasse auf) den Arm
auf das Gesims der Kaffe gestützt So (er
stützt den Arm auf). Und ich werde sie an-
sprechen. „Brüder" werde ich sie anreden, ja-
wohl „Brüder". Brüder, wir stehen an der
Schwelle des zwanzigsten Jahrhunderts. Das
zwanzigste Jahrhundert wird Euer Jahrhun-
dert sein, das Jahrhundert der Arbeiter, das
Jahrhundert der Arbeit. Ihr habt seit Jahren
für mich gearbeitet. Nun wohl, wer die Arbeit
gibt, der soll den Lohn der Arbeit genießen.
So wird man es im zwanzigsten Jahrhundert
halten. Ich bin der Erste, der es so halten
will, Pier, meine Brüder, hier ist der Lohn
Euerer Arbeit (er reißt die Kassa auf). Mas
diese Kassa enthält, es ist Euer. Nehmt es
hin (er öffnet begeistert die Arme), nehmt
alles hin! (Er wirft einen Blick in die Kaffe
und läßt die Arme sinken.) Pardon! Nicht alles!
Da liegt ja der Schmuck meiner Frau, den
ich ihr als Pochzeitsgabe schenkte. Sie würde
sich kränken, wenn ich ihn verschenkte, warum
sollte ich sie kränken? Das ist nicht notbwen-
dig (er entnimmt der Kaffa den Schmuck seiner
Frau und bringt - ihn in der Schreibtischlade
unter). So. Aber alles übrige ist Euer. Alles


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Register
Gustav Falke: Hans im Glück
Raoul Auernheimer: Die guten Vorätze. Drei Lustspielscenen aus der Sylvesternacht. II.: Dann
Carl Busse: So einsam
George Ernest Dodge: Pflanze
Alberta v. Puttkamer: Vorüber
 
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