Friix Erler (München)
„Xtnn Hab' ich satt/ sprach Rübezahl,
„Die düstern peimathschluchten!"
wie wär's, wenn wir wo anders 'mal
Pläftr und Umschau suchten?
Ist das für mich ein Lebenszweck,
Zu spuken da herinnen
Jahraus, jahrein als polterschreck
Für Kräutersammlerinnen?
Schon kennt ein jedes Kind ringsum
Den Berggeist und sein Walten —
Ich will ein andres Publikum
Einmal zum Narren halten!
Auch ein Unsterblicher verstaubt
Iin ewig alten Gleise —
Darum, deshalb und überhaupt
Und kurz und gut — ich reife!"
Zum wanderstecken riß er los
Die längste seiner Tannen,
verschloß die Burg im Bergesschooß
Und bummelte von dannen.
Gemächlich nahm er seinen Pfad
Durch Schrunden, Spalt und Löcher
Und über Gipfel, Ramm und Grat
Und Kuppen, Paß und Iöcher.
Ein Berggeist von erlauchtem Rang,
Der kriecht auf seinen wegen
Ja nicht das platte Land entlang,
wie's pandwerksburschen pflegen. —
Zunächst ging's durch der Lausitz Reich —
Da mußt' er herzlich lachen:
„Ein Maulwurfsbau wohl zählt bei Euch
Schon zu den Hähern Sachen?"
Nicht minder kam ihm komisch vor
Die kleine Schweiz von Lachsen,
wo Schrammstein, Kuhstall, prebischthor
wie Sandsteinpilze wachsen;
Das Erzgebirge schien ihm zahm,
Die Fichtelbcrge nichtig,
Jedoch der Böhmerwald bekam
Lein tob, als groß und richtig.
Und als er gar die Alpen sah,
Im Diadem der Firne,
Der greise Bergfürst kraute da
verlegen seine Stirne.
„potz Feldspath, Glimmer und Porphyr,
Das nenn' ich echte Berge!
Daneben stünden die bei mir
Zu paus wie rechte Zwerge!"
Scheu, wie ein Bauer, der einmal
Sich in die Stadt verlaufen,
So stolperte perr Rübezahl
Von Sterzing über'n Jausen.
Schon blinkte wie ein Silberband
Die Etsch zu seinen Füßen —
Ihm war, als thät' ihn was vom Land
Der Goldorangen grüßen.
phantastisch stieg in's Aetherblau
Umher in stolzem Kranze
Der Dolomiten wunderbau
Im Abend-Rosenglanze.
^ hat der Alte Rast gemacht
"ub läßt umher im weiten,
Izückt und stumm von all der Pracht,
,e Feuerblicke gleiten.
wie er guckt und wie er sitzt
Anmitten von Mirakeln,
ommt's — huil — an ihn herangeflitzt
1 Aachen und Spektakeln.
b Zupft ihn hier, es zwickt ihn dort,
c? ^es Schwarms nicht Meister,
e hun ihm neckend allen Tort,
e ^er9= und Wassergeister!
f!e ^üblen ihm im Feuerbart,
tC 7^" süße Augen -
Magdlein wunderfeine Art
W ihm nicht übel taugen!
.IanSt er täppisch.läppisch zu,
rtegt er's auf die Pfoten —
"Wart, wüster Kohlenbrenner, Du:
uruhren ist verboten!"
Und wie er dann recht ehrbar thut,
Daß hold ihr 5inn sich wende,
Da wissen sie vor Ueberniuth
Und Bosheit gar kein Ende.
Mit Iu-hwhu! Und Hop-Hop-Hop!
Und gellen Iodlerschreien
Umbraust den Gipfel im Galopp
Der tolle Ringelreihen!
Ihm geht Geduld und Athem aus,
Schier bersten ihm die Lungen —
So garstig trieb er's doch zu paus
Mit keinem pirtenjungen I
Und wie er endlich fassungslos
„Respekt! Respekt!" gerufen,
Da wirbelt ihn ein derber Stoß
pinab die Kalksteinstufen I — —
Zerschlagen und zernichtet schritt
Fürst Rübezahl nach Norden
Und nahm die herbe Lehre mit,
Die ihm zu Theil geworden:
„Der Kurs, den man sich selber setzt,
Gilt nur im eignen Kreise —
wo anders wird man eingeschätzt,
Bios ganz verhältnißweise!
Der Nimbus, der Respekt verschafft
Dem Fürsten, Geist und Manne,
Reicht nur so weit, wie seine Kraft
Und weiter keine Spanne!" —
So floh er jäh vom Alpenrand
Bei Kufstein an der Klause
Und watschelte durchs Böhmerland
Den nächsten weg nach Pause.
Und als das erste Kräuterweib
vor seinem Bart erschrocken,
Durchrieselte des Alten Leib
Ein wohliges Frohlocken:
„Ach! Schöner als daheim — auf Ehr I
Ist's nirgend, nirgend feiner!
Und dann: Zu Pause bin ich wer —
Da draußen bin ich Keiner!"
F. v. Gstini
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„Xtnn Hab' ich satt/ sprach Rübezahl,
„Die düstern peimathschluchten!"
wie wär's, wenn wir wo anders 'mal
Pläftr und Umschau suchten?
Ist das für mich ein Lebenszweck,
Zu spuken da herinnen
Jahraus, jahrein als polterschreck
Für Kräutersammlerinnen?
Schon kennt ein jedes Kind ringsum
Den Berggeist und sein Walten —
Ich will ein andres Publikum
Einmal zum Narren halten!
Auch ein Unsterblicher verstaubt
Iin ewig alten Gleise —
Darum, deshalb und überhaupt
Und kurz und gut — ich reife!"
Zum wanderstecken riß er los
Die längste seiner Tannen,
verschloß die Burg im Bergesschooß
Und bummelte von dannen.
Gemächlich nahm er seinen Pfad
Durch Schrunden, Spalt und Löcher
Und über Gipfel, Ramm und Grat
Und Kuppen, Paß und Iöcher.
Ein Berggeist von erlauchtem Rang,
Der kriecht auf seinen wegen
Ja nicht das platte Land entlang,
wie's pandwerksburschen pflegen. —
Zunächst ging's durch der Lausitz Reich —
Da mußt' er herzlich lachen:
„Ein Maulwurfsbau wohl zählt bei Euch
Schon zu den Hähern Sachen?"
Nicht minder kam ihm komisch vor
Die kleine Schweiz von Lachsen,
wo Schrammstein, Kuhstall, prebischthor
wie Sandsteinpilze wachsen;
Das Erzgebirge schien ihm zahm,
Die Fichtelbcrge nichtig,
Jedoch der Böhmerwald bekam
Lein tob, als groß und richtig.
Und als er gar die Alpen sah,
Im Diadem der Firne,
Der greise Bergfürst kraute da
verlegen seine Stirne.
„potz Feldspath, Glimmer und Porphyr,
Das nenn' ich echte Berge!
Daneben stünden die bei mir
Zu paus wie rechte Zwerge!"
Scheu, wie ein Bauer, der einmal
Sich in die Stadt verlaufen,
So stolperte perr Rübezahl
Von Sterzing über'n Jausen.
Schon blinkte wie ein Silberband
Die Etsch zu seinen Füßen —
Ihm war, als thät' ihn was vom Land
Der Goldorangen grüßen.
phantastisch stieg in's Aetherblau
Umher in stolzem Kranze
Der Dolomiten wunderbau
Im Abend-Rosenglanze.
^ hat der Alte Rast gemacht
"ub läßt umher im weiten,
Izückt und stumm von all der Pracht,
,e Feuerblicke gleiten.
wie er guckt und wie er sitzt
Anmitten von Mirakeln,
ommt's — huil — an ihn herangeflitzt
1 Aachen und Spektakeln.
b Zupft ihn hier, es zwickt ihn dort,
c? ^es Schwarms nicht Meister,
e hun ihm neckend allen Tort,
e ^er9= und Wassergeister!
f!e ^üblen ihm im Feuerbart,
tC 7^" süße Augen -
Magdlein wunderfeine Art
W ihm nicht übel taugen!
.IanSt er täppisch.läppisch zu,
rtegt er's auf die Pfoten —
"Wart, wüster Kohlenbrenner, Du:
uruhren ist verboten!"
Und wie er dann recht ehrbar thut,
Daß hold ihr 5inn sich wende,
Da wissen sie vor Ueberniuth
Und Bosheit gar kein Ende.
Mit Iu-hwhu! Und Hop-Hop-Hop!
Und gellen Iodlerschreien
Umbraust den Gipfel im Galopp
Der tolle Ringelreihen!
Ihm geht Geduld und Athem aus,
Schier bersten ihm die Lungen —
So garstig trieb er's doch zu paus
Mit keinem pirtenjungen I
Und wie er endlich fassungslos
„Respekt! Respekt!" gerufen,
Da wirbelt ihn ein derber Stoß
pinab die Kalksteinstufen I — —
Zerschlagen und zernichtet schritt
Fürst Rübezahl nach Norden
Und nahm die herbe Lehre mit,
Die ihm zu Theil geworden:
„Der Kurs, den man sich selber setzt,
Gilt nur im eignen Kreise —
wo anders wird man eingeschätzt,
Bios ganz verhältnißweise!
Der Nimbus, der Respekt verschafft
Dem Fürsten, Geist und Manne,
Reicht nur so weit, wie seine Kraft
Und weiter keine Spanne!" —
So floh er jäh vom Alpenrand
Bei Kufstein an der Klause
Und watschelte durchs Böhmerland
Den nächsten weg nach Pause.
Und als das erste Kräuterweib
vor seinem Bart erschrocken,
Durchrieselte des Alten Leib
Ein wohliges Frohlocken:
„Ach! Schöner als daheim — auf Ehr I
Ist's nirgend, nirgend feiner!
Und dann: Zu Pause bin ich wer —
Da draußen bin ich Keiner!"
F. v. Gstini
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