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1900

JUGEND

Nr. 5


e

volksmund Ln Schweden

Wer Disteln sät, muß nicht barfuß
gehen.

„Nur keine Übereilung," sagte der
Schuhmacher, als er Welling (Milchsuppe)
mit dem Pfriem aß.

„Die Jugend will austoben," sagte das
alte Weib, als es über den Strohhalm
sprang.

Kleine Brocken sind auch Brot.

Line kriechende Schnecke kommt
weiter, als ein fitzender Hase.

Gebrauchter Pflug blinkt, stehendes
Wasser stinkt.

Wenn der Fuchs predigt, thut man
wohl, auf seine Gänse zu achten.

Wer ein weißes Pferd hat und eine
hübsche Frau, der hat selten Nuh.

Froher Sinn braucht keinen Pfeifer.

Wenn der Stein auf die Kruke fällt,
wehe der Kruke. Wenn die Kruke auf
den Stein fällt, wehe der Kruke. Unter
allen Umständen wehe der Kruke.

Miß Dein Glück nicht mit fremder
LUe.

„Nun machen wir aus, daß wir ein-
ander nicht aufdieFußspitzen treten," sagte
die Mücke zum Pferd.

Der Honig ist theuer erkauft, den
man von Dornen schleckt.

Lin unbezahltes Schwein grunzt das
ganze Jahr.

Der Hund wedelt mit dem Schwänze
nicht vor Dir, aber vor Deinem Brot.

Der Hund, den man in den Wald
hinein prügelt, beißt keinen Bären.

Keiner ist so blind, wie einer, der nicht
sehen will.

Wer nicht starke Fäuste hat, braucht
einen breiten Nücken.

Auch die Katze ist ehrlich, wenn der
Braten eingeschlossen ist.

Ermahnung

„woher haben Sie die Risse im Gesicht,
Einjähriger?"

„habe auf Mensur gestanden, Herr Feld-
webel."

„Na, wenn Sie sich mal wieder drauf stellen,
so seh'n Sie sich das Ding erst genau an, ob
es auch fest ist."

Bei der Audienz

Z8jähriger Fürst (zum sojährigen
Bittsteller): „Seien Sie meines väterlichen
Wohlwollens versichert I"

Serenissimi Verdienste

S ereniss.: Liebster Kindermann, sagen Sie
mir doch mal ohne — äh — Schmeichelei,
welchen Beinamen man mir nach meinem Tode
wohl geben wird, äh, wegen meiner Verdienste?

Kind er mann (besinnt sich lange, endlich):
Ten Neuerer könnte man am besten Euer
Durchlaucht heißen.

Sereui ss.: Hm ... äh ... lieber Kinder-
manu! Bin doch, eonser — äh — konservativ.
Neuerer I Wieso?

Kindermann: Weil Durchlaucht Ihrem
Volke ein neues Jahrhundert gegeben haben.

Seren iss.: Hm ... äh ... äh ...

Aus dem Aufsatzhefte Lmcrö, der
höheren Tochter

(Ueber Goethes Iphigenie): Ihre Keusch-
heit und hohe Weiblichkeit zeigte sich darin,
daß sie nicht gerne Menschen schlachtete.

Der Kuckuck legt die Gier anderer Vögel.

(Bei der Beschreibung des Goethedenkmals):
Auf der Rückseite des Dichters war die Poesie.

Eine Feier

Das war ein selt'nes Freudenfest!

Biel hundert Fremde nahten;

Der größte Dchs im ganzen Nest
Ward öffentlich gebraten.

Sie kamen aus der Nachbarschaft
Auf Karren und auf Wagen;

Lin Nippenstück, ein Stück voll Saft
Wollt' jeder gern benagen.

Das war ein selt'nes Freudenfest,

Lin jauchzen, Toben, prunken:

Das größte Faß im ganzen Nest
ward öffentlich vertrunken.

Man grüßte noch den jungen Tag
Beim Becherklang und Schmause,

Und wer nicht unterm Tische lag,

Der torkelte nach Hause.

Wen feierte das Freudenfest?

Wen all' die trunk'nen Schaaren?

Den größten Mann im ganzen Nest,
Der heut vor hundert Jahren
Jn diese weit hereingeschneit
Und lebenslang gestritten
Für schöne, stille Menschlichkeit
Und abgeklärte Sitten.

Ludwig Fulda

„Data, geh hoam, d'Resi is mit'n Zimmerherrn davoganga."
„Macht nix, wird schon wieder keinmal"

„Dei neiche Hirschgrandlketten hamm's mitgnumma."

„Himmel Herrgotlsackra, dös miserable Dirndl! — glei geh' i mit."

8z
Register
Alexander (Sandor) v. Kubinyi: Glei' geh' i mit
[nicht signierter Beitrag]: Volksmund in Schweden
Ludwig Anton Salomon Fulda: Eine Feier
[nicht signierter Beitrag]: Serenissimi Verdienste
[nicht signierter Beitrag]: Ermahnung
[nicht signierter Beitrag]: Bei der Audienz
 
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