Nr. 10
. JUGEND
1900
(Uis dem Programm des Faschingsballes der
Münchner Kunststudirenden
Münchner Studentenlied
von Gtto Julius Bierbaum
Lin Geschpusi muß ich haben!
Alles wankt, doch das steht fest:
So ein liebes, kleines Mädchen,
Das sich gerne haben läßt.
Lin Geschpusi muß ich haben!
Denn ich bin nun so geschaffen,
Daß ich Mädchen lieben muß;
AuIIu äies 8INS linsa
Heißt: kein Tag sei ohne Kuß;
Denn ich bin nun so geschaffen.
Ach, so was im Arm zu haben,
Mund an Mund und Brust an Brust,
Dafür laß ich alle Alten,
Cäsar, Cicero, Sallust. ..
Ach, so was im Arm zu haben!
Zwar ich habe nur ein Zimmer,
Und das Zimmer ist sehr klein,
Doch es können darin Zweie
Ganz unbändig glücklich sein,
Zn dem einen, kleinen Zimmer.
Also komm und laß nicht warten!
Aus dem Tisch steht schon ein Strauß,
Und das kahle, kleine Zimmer
Sieht heut' ganz verwegen aus.
Also komm' und laß' nicht warten!
Der Ikreüel
Der Breisel dreht sich mit Gebrumm
Im Breis herum.
Des Weges kommt ein weiser Mann,
Der sieht das Dreibcn still sich an;
Zum Breisel endlich spricht der weise:
„Weswegen drehst Du Dich im Breise?"
Der Breisel dreht sich mit Gebrumm
Im Breis herum.
Der weise spricht: „Im Fortschritt nur
Bestehen Wohlfahrt und Bulrur;
2lllzeit voran, ist die Parole
Zum eignen wie zum fremden wohle."
Der Breisel dreht sich mit Gebrumm
Im Breis herum.
Der weise ruft: „Erschließ Dein Ohr!
Ein neu Jahrhundert steigt empor;
Ein klar erkanntes Ziel verpflichtet,
Vauernkircktveik
Und wer zurückbleibt, ist gerichtet."
Der Breisel dreht sich mit Gebrumm
Im Breis herum.
Entrüstet fährt der weise fort:
„Verhöhnst Du mein gediegen Wort?
Bestreitest der Entwicklung Segen?
Ich bitte, mich zu wicderlegen I"
Der Breisel dreht sich mit Gebrumm
Im Breis herum.
Da packt den weisen grimme wuth;
Er schlägt nach ihm und trifft ihn gut:
„Ich will Dich lehren, Schritt zu halten!"
Dem Breisel ist der Bopf gespalten;
Er dreht sich sterbend mit Gebrumm
Im Rueis herum. Ludwig Fulda
Berliner Französisch
In einer größeren Gesellschaft befindet
sich auch eine Pariserin, die ziemlich gelang-
weilt dasitzt, weil sie einer deutschen Konver-
sation nicht mächtig ist. Deshalb stellt die
Frau des Hauses an die Anwesenden die
Frage, ob jemand französisch spräche. —
Einen Augenblick herrscht Stille; dann
ertönt aus irgend einer Ecke: -Fe!!"
Aus dem Gescha'ftslebm
Ein Geschäftsreisender ist von seiner Fron
mit Trillingen beschenkt worden, als er gerade
im Begriffe steht, sich auf die Tour zu be-
geben. Infolgedessen fühlt sich sein Chef ver-
pflichtet, für dieses Mal sein eigner Reisender
zu sein. Er betritt das Hans des ersten
Kunden. „Nanu, S i e reisen jetzt?" empfängt
ihn dieser. — „Ja, was soll ich machen?
Mein Reisender ist plötzlich Vater von Tril-
lingen geworden!" — „Ach Gott, der arme
Kerl! Er hat doch schon so eine Menge Kin-
der," äußert der Kunde bedauernd.
Der Chef besucht den zweiten K-unden.
„Was ist denn los? Sie reisen jetzt persön-
lich?" ruft man ihm entgegen, und auf seine
Erklärung erfolgt prompt die mitleidige Ant-
wort: „Nein, thut mir der arme Mensch leid,
bei seinem geringen Gehalt, und dazu gleich
drei!" —
Der Chef kommt zum dritten Kunden:
„Wo kommen Sie denn her? Ist denn Ihr
Reisender weg?" - „Nein, aber bei meinem
M. Kern (München)
Reisenden sind Drillinge angekommen." —
„Was sagen Sie?! Drillinge? Sie! Das ist
ja großartig! Nein, freut mich das! Das
geschieht dem Kewrechtl" — „Aber erlauben Sie
mal, warum freut Sie denn das so ungemein?
Sie sind wirklich der erste, dem der Mensch
nicht leid thut!" — „Nee, wissen Sie," grinst
der Kunde, „das gönne ich dem Aas! Jetzt
sieht er doch wenigstens einmal, was das
heißt, wenn man ein Stück bestellt, und dreie
kommen an!!" —
Schul-Humor
In der ersten Klasse einer Bürgerschule
soll Goethes Gedicht „Der Sänger" mit
vertheilten Rollen gelesen werden. Der Lehrer
gibt an 3 Schüler die Weisung: „Du liest, was
der König sagt; Du, was der Sänger sagt;
Du, was Goethe sagt. Los!" — Der erste be-
ginnt: „Der Sänger von Goethe." — „Gib
doch acht!" schnauzt ihn der Lehrer an, „Du
hast doch zu lesen, was der König sagt! Der
Folgende!" — Der Folgende beginnt: „Der
Sänger.von Goethe." — „Ru, Du Kameel,
Du bist doch der Sänger!" wettert der Schuld
Monarch und setzt, auf den dritten zeigend,
hinzu: „Du bist der Goethe!" woraus der
dritte eingeschüchtert beginnt: „Der Sänger
von — mir!"
fftischings-Spiil;
(Zum Bilde von Map Bernurh) .
Meiss der flßenscb, warum er lebt?
Meiss der Meder, was er webt?
Meiss denn hier bei diesem Bild
Irgendwer, warum so wild
Sich geberdet als 'Cyrarm
Y)ccb zu Ross der Pritschen mann ?
Meiss es das Gentaurcnweib
£Üit zcrpeitschtem Hinterleib,
Meiss es denn, warum so toll
plötzlich seines Reiters Groll?
Schellenkappen-Her.kersknecht. . .
Professoren schwer bezecht. . .
peitschen Ir latschen . . . Pferdefleisch . . .
Oreigesang urd Mehgelrreisch . . .
Sagenhafte Missgeburt,
Angenehm nur bis zum Gurt,
Hinten Gaul und Jungfer vorn . . .
Rraft und Hnmut, Jubel, Zorn,
I^hränen, Jammer, Angst und Qual,
Mahnsinn, Schönheit — Carncval!
Josef wjllomitzer
i A6
. JUGEND
1900
(Uis dem Programm des Faschingsballes der
Münchner Kunststudirenden
Münchner Studentenlied
von Gtto Julius Bierbaum
Lin Geschpusi muß ich haben!
Alles wankt, doch das steht fest:
So ein liebes, kleines Mädchen,
Das sich gerne haben läßt.
Lin Geschpusi muß ich haben!
Denn ich bin nun so geschaffen,
Daß ich Mädchen lieben muß;
AuIIu äies 8INS linsa
Heißt: kein Tag sei ohne Kuß;
Denn ich bin nun so geschaffen.
Ach, so was im Arm zu haben,
Mund an Mund und Brust an Brust,
Dafür laß ich alle Alten,
Cäsar, Cicero, Sallust. ..
Ach, so was im Arm zu haben!
Zwar ich habe nur ein Zimmer,
Und das Zimmer ist sehr klein,
Doch es können darin Zweie
Ganz unbändig glücklich sein,
Zn dem einen, kleinen Zimmer.
Also komm und laß nicht warten!
Aus dem Tisch steht schon ein Strauß,
Und das kahle, kleine Zimmer
Sieht heut' ganz verwegen aus.
Also komm' und laß' nicht warten!
Der Ikreüel
Der Breisel dreht sich mit Gebrumm
Im Breis herum.
Des Weges kommt ein weiser Mann,
Der sieht das Dreibcn still sich an;
Zum Breisel endlich spricht der weise:
„Weswegen drehst Du Dich im Breise?"
Der Breisel dreht sich mit Gebrumm
Im Breis herum.
Der weise spricht: „Im Fortschritt nur
Bestehen Wohlfahrt und Bulrur;
2lllzeit voran, ist die Parole
Zum eignen wie zum fremden wohle."
Der Breisel dreht sich mit Gebrumm
Im Breis herum.
Der weise ruft: „Erschließ Dein Ohr!
Ein neu Jahrhundert steigt empor;
Ein klar erkanntes Ziel verpflichtet,
Vauernkircktveik
Und wer zurückbleibt, ist gerichtet."
Der Breisel dreht sich mit Gebrumm
Im Breis herum.
Entrüstet fährt der weise fort:
„Verhöhnst Du mein gediegen Wort?
Bestreitest der Entwicklung Segen?
Ich bitte, mich zu wicderlegen I"
Der Breisel dreht sich mit Gebrumm
Im Breis herum.
Da packt den weisen grimme wuth;
Er schlägt nach ihm und trifft ihn gut:
„Ich will Dich lehren, Schritt zu halten!"
Dem Breisel ist der Bopf gespalten;
Er dreht sich sterbend mit Gebrumm
Im Rueis herum. Ludwig Fulda
Berliner Französisch
In einer größeren Gesellschaft befindet
sich auch eine Pariserin, die ziemlich gelang-
weilt dasitzt, weil sie einer deutschen Konver-
sation nicht mächtig ist. Deshalb stellt die
Frau des Hauses an die Anwesenden die
Frage, ob jemand französisch spräche. —
Einen Augenblick herrscht Stille; dann
ertönt aus irgend einer Ecke: -Fe!!"
Aus dem Gescha'ftslebm
Ein Geschäftsreisender ist von seiner Fron
mit Trillingen beschenkt worden, als er gerade
im Begriffe steht, sich auf die Tour zu be-
geben. Infolgedessen fühlt sich sein Chef ver-
pflichtet, für dieses Mal sein eigner Reisender
zu sein. Er betritt das Hans des ersten
Kunden. „Nanu, S i e reisen jetzt?" empfängt
ihn dieser. — „Ja, was soll ich machen?
Mein Reisender ist plötzlich Vater von Tril-
lingen geworden!" — „Ach Gott, der arme
Kerl! Er hat doch schon so eine Menge Kin-
der," äußert der Kunde bedauernd.
Der Chef besucht den zweiten K-unden.
„Was ist denn los? Sie reisen jetzt persön-
lich?" ruft man ihm entgegen, und auf seine
Erklärung erfolgt prompt die mitleidige Ant-
wort: „Nein, thut mir der arme Mensch leid,
bei seinem geringen Gehalt, und dazu gleich
drei!" —
Der Chef kommt zum dritten Kunden:
„Wo kommen Sie denn her? Ist denn Ihr
Reisender weg?" - „Nein, aber bei meinem
M. Kern (München)
Reisenden sind Drillinge angekommen." —
„Was sagen Sie?! Drillinge? Sie! Das ist
ja großartig! Nein, freut mich das! Das
geschieht dem Kewrechtl" — „Aber erlauben Sie
mal, warum freut Sie denn das so ungemein?
Sie sind wirklich der erste, dem der Mensch
nicht leid thut!" — „Nee, wissen Sie," grinst
der Kunde, „das gönne ich dem Aas! Jetzt
sieht er doch wenigstens einmal, was das
heißt, wenn man ein Stück bestellt, und dreie
kommen an!!" —
Schul-Humor
In der ersten Klasse einer Bürgerschule
soll Goethes Gedicht „Der Sänger" mit
vertheilten Rollen gelesen werden. Der Lehrer
gibt an 3 Schüler die Weisung: „Du liest, was
der König sagt; Du, was der Sänger sagt;
Du, was Goethe sagt. Los!" — Der erste be-
ginnt: „Der Sänger von Goethe." — „Gib
doch acht!" schnauzt ihn der Lehrer an, „Du
hast doch zu lesen, was der König sagt! Der
Folgende!" — Der Folgende beginnt: „Der
Sänger.von Goethe." — „Ru, Du Kameel,
Du bist doch der Sänger!" wettert der Schuld
Monarch und setzt, auf den dritten zeigend,
hinzu: „Du bist der Goethe!" woraus der
dritte eingeschüchtert beginnt: „Der Sänger
von — mir!"
fftischings-Spiil;
(Zum Bilde von Map Bernurh) .
Meiss der flßenscb, warum er lebt?
Meiss der Meder, was er webt?
Meiss denn hier bei diesem Bild
Irgendwer, warum so wild
Sich geberdet als 'Cyrarm
Y)ccb zu Ross der Pritschen mann ?
Meiss es das Gentaurcnweib
£Üit zcrpeitschtem Hinterleib,
Meiss es denn, warum so toll
plötzlich seines Reiters Groll?
Schellenkappen-Her.kersknecht. . .
Professoren schwer bezecht. . .
peitschen Ir latschen . . . Pferdefleisch . . .
Oreigesang urd Mehgelrreisch . . .
Sagenhafte Missgeburt,
Angenehm nur bis zum Gurt,
Hinten Gaul und Jungfer vorn . . .
Rraft und Hnmut, Jubel, Zorn,
I^hränen, Jammer, Angst und Qual,
Mahnsinn, Schönheit — Carncval!
Josef wjllomitzer
i A6