IC 00
JUGEND
Nr. 14
Cap Rosenbaum
.... wo war der Rawlin-Sund, wo der
Dove-Gletscher, wo war der ganze nördliche
Theil von Mlczek-Land? wo waren die Inseln,
die Payer Braun-Insel, Hoffmann-Insel und
Ireeden-Insel genannt hat? ... Ich habe viel
darüber nachgedacht, wie ein solcher Irrthum
in die Karte eines Cannes wie Payer habe
kommen können... Ls müssen über Hvidten-
land Rebelbänke gelegen haben, die es nach
Süden mit wilczekland verbanden. Die von
der Sonne beleuchteten Rebelbänke müssen der-
maßen geglitzert haben, daß man sie für Glet-
scher an einer fortlaufenden Küste gehalten hat.
Lrithjof Nansen:
In ^acht und Lis II. 350
Zum Nordpolfahrer Hans Unverzagt —
Spricht Rosenbaum, der Dicke: — Dem
großen Werke, das Ihr wagt, — Dem
wünsch ich, daß es glücke. — Auch trag ich
gern mein Scherflein bei — Zu Euren Reise-
spesen, — Doch möcht ich gern, wo immer
es sei, — Mich auf der Rarte lesen. —
Erfüllt mir meinen Sehnsuchtstraum — Und
wenn ein Gap Ihr findet, — So tauft es
frcundlichst Lap Rosenbaum, — wodurch
Ihr mich sehr verbindet. — Hans Unver-
zagt schlug fröhlich ein — Und macht' sich
auf die Reise. — Bei wunderschönem Nord-
lichtschein — Saß er im Nordlicht-Eise. —
Da sah er endlich im öden Raum — Ein
Lap nach langem warten, — Das nannt
er schleunigst Lap Rosenbaum — Und schrieb
es in die Rarten. — Und als er kam nach
Haus zurück, — Erzählt er, was er ge-
funden. — Der Rosenbaum, der strahlte
vor Glück — Und war ihm sehr verbunden.
— Bald aber las vor Entsetzen steif —
Der Rosenbaum Ln der Zeitung: — Mein
Sohn, es war ein Nebelstreif, — Ein
Irrthum war seine Deutung. — Das Ganze
war ein schöner Traum, — Der allzurasch
verflogen: — Es existirt kein Lap
Rosenbaum — Der holde Schein hat
getrogen! Wilio
Gin Hntrag
nach Annahme der lex Heinze
auf Grund § 184 a:
„Wir beantragen, daß
das Gesicht des Abgeordneten
Roeren mit einer Maske ver-
deckt werde, da fein Anblick,
ohne unzüchtig zu fein, unser
Schamgefühl gröblich ver-
M M, Bildhauer
w. R., Maler
X. X., Schriftsteller
u. f. w. u. s. w.
krietkasten
„Trans wähl Verwandt-
schaft", Dresden. Ob Lecil
Rh ödes ein „gemeiner" oder
ein „ungemeiner" Schuft ist,
ist auch uns wirklich unmög-
lich zu entscheiden.
„Friedensfreund", Brüs-
sel. Ja, ja, Sie haben Recht:
Peccatur contra buros et extra
— „Gegen die Buren wird ge-
sündigt, aber sehr"I
Geehrte Redaktion!
Herr Neichstagsabgeordneter Roeren hat
es in der Sitzung vom 13. März für passend
gehalten, die Bedeutung der großen Münchner
Protestversammlung gegen die lex Heinze u. a.
dadurch zu bemängeln, daß er von mir, dem
Leiter jener Versammlung, sagte, ich hätte als
Herausgeber der „Jugend" ein Jnteresse —
d. h. doch wohl „materielles" Interesse'— an
dem Falle des Gesetzes, nach welcher Bemerk-
ung der Bericht zustimmende Zurufe aus dem
Centrum registrirt. Cs ist nun zwar richtig,
daß ich aus Interesse an einer freien,
frischen und gesunden Entwicklung deutscher
Kunst und Literatur die „Jugend" in's Leben
gerufen und dafür erhebliche materielle Opfer
gebracht habe; aber unriDig ist es, daß das
materielle Interesse meines Unternehmens durch
die lex Heinze irgendwie gefährdet würde, —
im Gegentheil, je toller es auf Grund einer
lex Heinze getrieben wird, desto kraftvoller
kann das „Lex mihi ars“ zur Geltung ge-
bracht werden, desto lebhafter wird die Nach-
frage nach einem Journal wie die „Jugend"
sein, das sich die Geißelung der Un-
natürlichkeit und Heuchelei zur Auf-
gabe gemacht hat. Wenn ich trotzdem den
aufrichtigen Wunsch hege, daß das litera-
rische und künstlerische Deutschland mit diesem
Polizeigesetz verschont bleiben möchte, so leiten
mich dabei lediglich ethische und nationale
Rücksichten.
München, 15. März 1900
Dr. Georg Hirrh
Drucfcvorscbriften
In diesem Manuscript sollen verschie-
dene Worte verschieden gedruckt werden,
welchen Typ wünschen Sie z. Beisp. bei
„deutsches Ru nstverständniß?" Ant-
wort: Petit! — „Amerikanische Po-
litik?" — Antwort: Imperial. —Ab-
g e o r d n e t e r H e i m?" — Antwort: Dop -
pelcicero. — „Sarah Bernhardt?"
Antwort: Antiqua. — Münchner Re-
solution gegen die lex Heinze?" —
Antwort: Fraktur.
Schmidhammet
Münchner Salvatorsaison
Beim Abstieg vom „Nockherberg" haben schon viele sonst ganz brave
Münchner das Zuchthaus mit dem Aermel gestreift
„Quinque Coronae“
Line neue Verständigungsbrücke
Ueber den großen Teich,
Das find die Fünfkronenstücke,
Die neuen, in (Oesterreich.
Um das Slaven-Gemüth zu schonen,
Das kein deutsches Wort verträgt,
Wurden die Worte „Fünf Kronen"
Lateinisch darauf geprägt.
Wenn die Wiener Herren am Ruder
Fertig mit ihrem Latein —
Dann wird das Latein ein guter,
Rettender Ausweg sein.
Die brennendste aller Fragen
Betrifft bekanntlich das Zde.
„Hic!“ werden die Tschechen gern sagen,
Lateinisch thut's ja nicht weh.
Und im Reichsrath vor allen Dingen —
„Sie Hund!" — „Sie Esel!"—„Sie Schwein!"
Das wird viel nobler klingen
Zm klassisch-schönen Latein! Bohemumi
Das englische Blaubuch über
die Beschlagnahme deutscher Schiffe
Geh' den Lrircn fest entgegen,
Du gewinnst dann auf mein wort —
Und wer grob ist und verwegen,
Rommt gewiß noch besser fort.
Römischer Vortrag
(nach bekannter Melodie)
Staatssekretär Rieberding in de.-
Reichstagssitzung v. 15. Marz 1900: „Lin
englischer Landpaftor hat einmal an das Reichs-
amt des Innern geschrieben: er hatte geglaubt,
seine zwei Söhne ohne Gefahr für Körper und
Geist nach Deutschland reisen lassen zu können,
habe sich aber hinterher überzeugt aus dem,
was seine Söhne hier in die Hände bekommen,
daß Deutschland kein so moralisches Land sei."
Hört, ein Vater von 'nein
Sohne
Aus dem stolzen Albione
Hat uns Folgendes gesandt:
„Ich ertheilc einen Rüffel
Ihrem Land; mein Sohn,
der Schnüffel,
Dort pikante Bildchen fand!"
Das darf fürder nicht pafsiren,
wollen jetzt 'ne lex einführen,
Die uns die Blamage erspart —
Schützen wir d'rum Englands
Jugend! —
Dann wagt sich in's Land
der Tugend
Selbst der keusche Eduard!
Gr kommt nicht!!
Wie schade, ganz München
hatte sich darauf gefreut, sich eiu-
mal im festlichen Feigenblatt-
schmuck zu seheu. Nun kommt er
nicht, der treffliche Roeren, und
wir sind verdammt, in dem
ewigen Einerlei der feigenblätter-
losen Kunstauffassung so dahin
zu leben!
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JUGEND
Nr. 14
Cap Rosenbaum
.... wo war der Rawlin-Sund, wo der
Dove-Gletscher, wo war der ganze nördliche
Theil von Mlczek-Land? wo waren die Inseln,
die Payer Braun-Insel, Hoffmann-Insel und
Ireeden-Insel genannt hat? ... Ich habe viel
darüber nachgedacht, wie ein solcher Irrthum
in die Karte eines Cannes wie Payer habe
kommen können... Ls müssen über Hvidten-
land Rebelbänke gelegen haben, die es nach
Süden mit wilczekland verbanden. Die von
der Sonne beleuchteten Rebelbänke müssen der-
maßen geglitzert haben, daß man sie für Glet-
scher an einer fortlaufenden Küste gehalten hat.
Lrithjof Nansen:
In ^acht und Lis II. 350
Zum Nordpolfahrer Hans Unverzagt —
Spricht Rosenbaum, der Dicke: — Dem
großen Werke, das Ihr wagt, — Dem
wünsch ich, daß es glücke. — Auch trag ich
gern mein Scherflein bei — Zu Euren Reise-
spesen, — Doch möcht ich gern, wo immer
es sei, — Mich auf der Rarte lesen. —
Erfüllt mir meinen Sehnsuchtstraum — Und
wenn ein Gap Ihr findet, — So tauft es
frcundlichst Lap Rosenbaum, — wodurch
Ihr mich sehr verbindet. — Hans Unver-
zagt schlug fröhlich ein — Und macht' sich
auf die Reise. — Bei wunderschönem Nord-
lichtschein — Saß er im Nordlicht-Eise. —
Da sah er endlich im öden Raum — Ein
Lap nach langem warten, — Das nannt
er schleunigst Lap Rosenbaum — Und schrieb
es in die Rarten. — Und als er kam nach
Haus zurück, — Erzählt er, was er ge-
funden. — Der Rosenbaum, der strahlte
vor Glück — Und war ihm sehr verbunden.
— Bald aber las vor Entsetzen steif —
Der Rosenbaum Ln der Zeitung: — Mein
Sohn, es war ein Nebelstreif, — Ein
Irrthum war seine Deutung. — Das Ganze
war ein schöner Traum, — Der allzurasch
verflogen: — Es existirt kein Lap
Rosenbaum — Der holde Schein hat
getrogen! Wilio
Gin Hntrag
nach Annahme der lex Heinze
auf Grund § 184 a:
„Wir beantragen, daß
das Gesicht des Abgeordneten
Roeren mit einer Maske ver-
deckt werde, da fein Anblick,
ohne unzüchtig zu fein, unser
Schamgefühl gröblich ver-
M M, Bildhauer
w. R., Maler
X. X., Schriftsteller
u. f. w. u. s. w.
krietkasten
„Trans wähl Verwandt-
schaft", Dresden. Ob Lecil
Rh ödes ein „gemeiner" oder
ein „ungemeiner" Schuft ist,
ist auch uns wirklich unmög-
lich zu entscheiden.
„Friedensfreund", Brüs-
sel. Ja, ja, Sie haben Recht:
Peccatur contra buros et extra
— „Gegen die Buren wird ge-
sündigt, aber sehr"I
Geehrte Redaktion!
Herr Neichstagsabgeordneter Roeren hat
es in der Sitzung vom 13. März für passend
gehalten, die Bedeutung der großen Münchner
Protestversammlung gegen die lex Heinze u. a.
dadurch zu bemängeln, daß er von mir, dem
Leiter jener Versammlung, sagte, ich hätte als
Herausgeber der „Jugend" ein Jnteresse —
d. h. doch wohl „materielles" Interesse'— an
dem Falle des Gesetzes, nach welcher Bemerk-
ung der Bericht zustimmende Zurufe aus dem
Centrum registrirt. Cs ist nun zwar richtig,
daß ich aus Interesse an einer freien,
frischen und gesunden Entwicklung deutscher
Kunst und Literatur die „Jugend" in's Leben
gerufen und dafür erhebliche materielle Opfer
gebracht habe; aber unriDig ist es, daß das
materielle Interesse meines Unternehmens durch
die lex Heinze irgendwie gefährdet würde, —
im Gegentheil, je toller es auf Grund einer
lex Heinze getrieben wird, desto kraftvoller
kann das „Lex mihi ars“ zur Geltung ge-
bracht werden, desto lebhafter wird die Nach-
frage nach einem Journal wie die „Jugend"
sein, das sich die Geißelung der Un-
natürlichkeit und Heuchelei zur Auf-
gabe gemacht hat. Wenn ich trotzdem den
aufrichtigen Wunsch hege, daß das litera-
rische und künstlerische Deutschland mit diesem
Polizeigesetz verschont bleiben möchte, so leiten
mich dabei lediglich ethische und nationale
Rücksichten.
München, 15. März 1900
Dr. Georg Hirrh
Drucfcvorscbriften
In diesem Manuscript sollen verschie-
dene Worte verschieden gedruckt werden,
welchen Typ wünschen Sie z. Beisp. bei
„deutsches Ru nstverständniß?" Ant-
wort: Petit! — „Amerikanische Po-
litik?" — Antwort: Imperial. —Ab-
g e o r d n e t e r H e i m?" — Antwort: Dop -
pelcicero. — „Sarah Bernhardt?"
Antwort: Antiqua. — Münchner Re-
solution gegen die lex Heinze?" —
Antwort: Fraktur.
Schmidhammet
Münchner Salvatorsaison
Beim Abstieg vom „Nockherberg" haben schon viele sonst ganz brave
Münchner das Zuchthaus mit dem Aermel gestreift
„Quinque Coronae“
Line neue Verständigungsbrücke
Ueber den großen Teich,
Das find die Fünfkronenstücke,
Die neuen, in (Oesterreich.
Um das Slaven-Gemüth zu schonen,
Das kein deutsches Wort verträgt,
Wurden die Worte „Fünf Kronen"
Lateinisch darauf geprägt.
Wenn die Wiener Herren am Ruder
Fertig mit ihrem Latein —
Dann wird das Latein ein guter,
Rettender Ausweg sein.
Die brennendste aller Fragen
Betrifft bekanntlich das Zde.
„Hic!“ werden die Tschechen gern sagen,
Lateinisch thut's ja nicht weh.
Und im Reichsrath vor allen Dingen —
„Sie Hund!" — „Sie Esel!"—„Sie Schwein!"
Das wird viel nobler klingen
Zm klassisch-schönen Latein! Bohemumi
Das englische Blaubuch über
die Beschlagnahme deutscher Schiffe
Geh' den Lrircn fest entgegen,
Du gewinnst dann auf mein wort —
Und wer grob ist und verwegen,
Rommt gewiß noch besser fort.
Römischer Vortrag
(nach bekannter Melodie)
Staatssekretär Rieberding in de.-
Reichstagssitzung v. 15. Marz 1900: „Lin
englischer Landpaftor hat einmal an das Reichs-
amt des Innern geschrieben: er hatte geglaubt,
seine zwei Söhne ohne Gefahr für Körper und
Geist nach Deutschland reisen lassen zu können,
habe sich aber hinterher überzeugt aus dem,
was seine Söhne hier in die Hände bekommen,
daß Deutschland kein so moralisches Land sei."
Hört, ein Vater von 'nein
Sohne
Aus dem stolzen Albione
Hat uns Folgendes gesandt:
„Ich ertheilc einen Rüffel
Ihrem Land; mein Sohn,
der Schnüffel,
Dort pikante Bildchen fand!"
Das darf fürder nicht pafsiren,
wollen jetzt 'ne lex einführen,
Die uns die Blamage erspart —
Schützen wir d'rum Englands
Jugend! —
Dann wagt sich in's Land
der Tugend
Selbst der keusche Eduard!
Gr kommt nicht!!
Wie schade, ganz München
hatte sich darauf gefreut, sich eiu-
mal im festlichen Feigenblatt-
schmuck zu seheu. Nun kommt er
nicht, der treffliche Roeren, und
wir sind verdammt, in dem
ewigen Einerlei der feigenblätter-
losen Kunstauffassung so dahin
zu leben!
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[nicht signierter Beitrag]: Ein Antrag
[nicht signierter Beitrag]: Briefkasten
Bohemund: Quinque Coronae
Willo: Cap Rosenbaum
Arpad Schmidhammer: Münchner Salvatorsaison
[nicht signierter Beitrag]: Er kommt nicht!!
[nicht signierter Beitrag]: Komischer Vortrag
Georg Hirth: Geehrte Redaktion!
[nicht signierter Beitrag]: Das englische Blaubuch über die Beschlagnahme deutscher Schiffe
[nicht signierter Beitrag]: Briefkasten
Bohemund: Quinque Coronae
Willo: Cap Rosenbaum
Arpad Schmidhammer: Münchner Salvatorsaison
[nicht signierter Beitrag]: Er kommt nicht!!
[nicht signierter Beitrag]: Komischer Vortrag
Georg Hirth: Geehrte Redaktion!
[nicht signierter Beitrag]: Das englische Blaubuch über die Beschlagnahme deutscher Schiffe