Nr. 14 (Redaktionsschluss: 21. März 1900)
JUGEND
1900
Die Bavaria im ßßüncbner I)ofgartem
„Jetzt muss V aber m&cb'n, dass i’ da fortkomm’.
,,polizei-technisch
^jn einer der schönen lex H ein ze-De batten im Reichstag
cr klärte der Vertreter Hamburgs, die dortigen zahlreichen, bekannten
„'Etablissements^ seien „in polizeitechnischem Sinn" keine öffent-
lichen Häuser-, weil dort kein Wirthschaftsbetrieb ausgeübt werde. Ties
ist — in polizeitechnischem Sinne — durchaus nicht etwa ein arger
Jesuitismus!
Nebrigens sei der Herr Senator herzlich bedankt für diese Be-
reicherung der deutschen Sprache, welche es ermöglicht, Dinge p-arla-
tarisch auszudrücken, die man früher nur schwer in verbindlicher Form
sagen konnte.
Herr Roeren ist — in polizeitechnischem Sinne —
ein durchaus wahrheitsliebender und jeder verleumderischen Verdächti-
gung abgeneigter Herr!
Die Stellung der bayrischen Regierung zur lex Heinze beweist
— in polizeitechnischem Sinne hohe politische Einsicht und ein
feines Verständniß für die kulturellen Bedürfnisse des deutschen Volkes.
Die Engländer sind — in polizeitechnischem Sinne —
eine Nation von gentlemen.
Speziell Herr Ceeil Rhodes ist — in polizeitechnischem
Sinne — durchaus kein Räuber und Massenmörder.
Im österreichischen Reichsrath geht es — in polizeitechni-
schem Sinn e — durchaus würdevoll und anständig zu, wie es
unter erwachsenen Männern sein soll.
Die Russen sind — in p oliz ei technischem Sinne —
der Hort des Weltfriedens.
In polizeitechnischem Sinue lassen die bayrischen Ultra-
montanen an deutschem Nationalgcfühl nichts zu wünschen übrig.
Herr Josef Laufs ist ein deutscher Dichter — in polizeitech-
nischem Sinn e.
Tie Freiheit der Wissenschaft ist — in polizeitechnischem
Sinne — trotz des Falls Arons in Deutschland absolut gewährleistet.
Es ist überhaupt — in p olizeitechnisch-em Sinne —zur
Zeit eine Lust, in Deutschland zuckeben!
In polizeitechnischem e^inne ist 2X2—5! Hans
Kunst und — Wissenschaft
(Line kurze Rede)
Staatssekretär N-: „Sie fragen mich, wessen Schamgefühl
für die Richter ür ästhetischen Dingen maßgebend sein soll? Nun ganz
einfach, als Richtschnur für die Rechtsprechung gilt das Schamgefühl
des normalen Durchschnittsmenschen. — Sie halten diese Norm
für wandelbar und unzuverlässig?! Beruhigen Sie sich, ich war lange
genug Direktor der ,Normal-Äichu ngs-Kommission^*)
meine Beamten haben schon schwierigere Probleme
g el ö st."
*) Amn. der Red.: Staatssekretär Dr. Nieberding war thatsächltch vor ca.
10 Jahren Direktor der Normal-A.-K.
Kleinodien aus dem ZVaßkästlem deuWr Kesehgeöung
„Wer, ohne jemandem weh zu thun, ihn gehörig durchwichst —"
„Wer, ohne besoffen zu sein, einen Mohrenbrand hat —"
„Wer, ohne jemanden zu beleidigen, ihm dreimal ichs Gesicht spuckt —"
„Wer, ohne häßlich zu sein, durch seine blaue Knollennase —"
„Wer, ohne Familienvater zu sein, sechs eheliche Kinder hinterläßt, wird re."
(Erregte LV egen
„Jesses! Jesses! — 's Kind wird doch nit ersaufen?!"
Herausgeber Dr. GEORG HIRTH; verantwortlicher Redakteur: F. von OSTINI; G. HIRTH’s Kunstverlag, verantwortlich für den Inseratentheil: G. EICHMANN, sämmtiieh in München.
Druck von KNORR & HIRTH, Ges. m. beschr. Haftung in München.
ALLE RECHTE VORBEHALTEN.
JUGEND
1900
Die Bavaria im ßßüncbner I)ofgartem
„Jetzt muss V aber m&cb'n, dass i’ da fortkomm’.
,,polizei-technisch
^jn einer der schönen lex H ein ze-De batten im Reichstag
cr klärte der Vertreter Hamburgs, die dortigen zahlreichen, bekannten
„'Etablissements^ seien „in polizeitechnischem Sinn" keine öffent-
lichen Häuser-, weil dort kein Wirthschaftsbetrieb ausgeübt werde. Ties
ist — in polizeitechnischem Sinne — durchaus nicht etwa ein arger
Jesuitismus!
Nebrigens sei der Herr Senator herzlich bedankt für diese Be-
reicherung der deutschen Sprache, welche es ermöglicht, Dinge p-arla-
tarisch auszudrücken, die man früher nur schwer in verbindlicher Form
sagen konnte.
Herr Roeren ist — in polizeitechnischem Sinne —
ein durchaus wahrheitsliebender und jeder verleumderischen Verdächti-
gung abgeneigter Herr!
Die Stellung der bayrischen Regierung zur lex Heinze beweist
— in polizeitechnischem Sinne hohe politische Einsicht und ein
feines Verständniß für die kulturellen Bedürfnisse des deutschen Volkes.
Die Engländer sind — in polizeitechnischem Sinne —
eine Nation von gentlemen.
Speziell Herr Ceeil Rhodes ist — in polizeitechnischem
Sinne — durchaus kein Räuber und Massenmörder.
Im österreichischen Reichsrath geht es — in polizeitechni-
schem Sinn e — durchaus würdevoll und anständig zu, wie es
unter erwachsenen Männern sein soll.
Die Russen sind — in p oliz ei technischem Sinne —
der Hort des Weltfriedens.
In polizeitechnischem Sinue lassen die bayrischen Ultra-
montanen an deutschem Nationalgcfühl nichts zu wünschen übrig.
Herr Josef Laufs ist ein deutscher Dichter — in polizeitech-
nischem Sinn e.
Tie Freiheit der Wissenschaft ist — in polizeitechnischem
Sinne — trotz des Falls Arons in Deutschland absolut gewährleistet.
Es ist überhaupt — in p olizeitechnisch-em Sinne —zur
Zeit eine Lust, in Deutschland zuckeben!
In polizeitechnischem e^inne ist 2X2—5! Hans
Kunst und — Wissenschaft
(Line kurze Rede)
Staatssekretär N-: „Sie fragen mich, wessen Schamgefühl
für die Richter ür ästhetischen Dingen maßgebend sein soll? Nun ganz
einfach, als Richtschnur für die Rechtsprechung gilt das Schamgefühl
des normalen Durchschnittsmenschen. — Sie halten diese Norm
für wandelbar und unzuverlässig?! Beruhigen Sie sich, ich war lange
genug Direktor der ,Normal-Äichu ngs-Kommission^*)
meine Beamten haben schon schwierigere Probleme
g el ö st."
*) Amn. der Red.: Staatssekretär Dr. Nieberding war thatsächltch vor ca.
10 Jahren Direktor der Normal-A.-K.
Kleinodien aus dem ZVaßkästlem deuWr Kesehgeöung
„Wer, ohne jemandem weh zu thun, ihn gehörig durchwichst —"
„Wer, ohne besoffen zu sein, einen Mohrenbrand hat —"
„Wer, ohne jemanden zu beleidigen, ihm dreimal ichs Gesicht spuckt —"
„Wer, ohne häßlich zu sein, durch seine blaue Knollennase —"
„Wer, ohne Familienvater zu sein, sechs eheliche Kinder hinterläßt, wird re."
(Erregte LV egen
„Jesses! Jesses! — 's Kind wird doch nit ersaufen?!"
Herausgeber Dr. GEORG HIRTH; verantwortlicher Redakteur: F. von OSTINI; G. HIRTH’s Kunstverlag, verantwortlich für den Inseratentheil: G. EICHMANN, sämmtiieh in München.
Druck von KNORR & HIRTH, Ges. m. beschr. Haftung in München.
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