1900
JUGEND
Nr. 15
"?errt sie herab von ihrem Thron! Mre kann sie's wagen, schön zu sein
<Und ftokz und stark und grosz und frei und immer jung und frisch und rein!
?errt sie herab von ihrem Thron, sie sei entweiht und schmachbedeckt
(Und fressen sokk sie. und mit Lust. den Staub, der uns so köstlich
schmeckt! —“
Sie aber, die vom Himmel ist. sie merkt die bköden Störer kaum.
Die geifernd vokk Pxgmäenhaß ihr zerren an des Uke.des Saum.
Sie würdigt auch nicht eines Strahls aus ihres -Äuges Keuschem Licht
Die Schaar und schüttelt leis ihr Haupt in Königlichem Stolz und spricht:
„Mas zetert ihr? Mas plagt ihr euch? (Nicht mehr bewegt mich
eure Mutö.
-Als eines (Kerges ewig Haupt ein Mückenschwarm in Sonnengkuth!
Menn sich der nächste frische Hauch erquickend in den Lüften regt.
Seid ihr. wie faule Wückenbrut, auf immer aus der Melt gefegt!
Ich aber rage unentweiht und ewig zu^des Himmels Höh'n.
(Ums Haupt ein Sternendiadem und felöerwie die Sterne schön!"
Hermann
Die Mucker und die Kunst
Fritz Rehm (München)
Reinliche Scheidung
In Bayern gibt es jetzt „Katholische
Veteranen- unb Krieger-Vereine" und
solche, die nur Protestanten aufnehmen.
Von der Gründung israelitischer Kampfgenossen-
schaften verlautet bis jetzt nichts. Aber hoffent-
lich kommt es noch. Die confessionelle Trenn-
ung in: Lande muß noch viel schärfer durch-
geführt werden!
Herr Pfarrer Kohl hat für den Landtag
bereits einen Antrag auf Organisation rein
katholischer Regimenter ausgearbeitet.
Diese dürfen dann natürlich nur gegen prote-
stanlische Feinde ins Feld ziehen. Höchstens
gegen das katholische Italien wollen die Herren
eine Ausnahme gestatten, nicht aber gegen
Frankreich, „die älteste Tochter der Kirche".
Der gleicke Geistesheros soll verlangt haben,
daß die VT( ü n chene r T r a m bahnwagen
konfessionell eingetheilt werden: die
Sitzplätze im Innern für die Katholiken, die
Stehplätze auf der Hinteren Plattform für die
Protestanten und die vordere zugige Plattform
für die Juden! Die ursprünglich aufgetauchte
Idee, vom Münchener Trambahnnetz nur die
Rothe Linie den Liberalen und Nichtkatholiken
zu überlassen, die anderen Strecken aber den
Gutgläubigen zu reserviren, wurde aus prak-
tischen Gründen fallen gelassen.
Im kgl. H o f b r ä u h a u s werden dem-
nächst k a t h o l i s ch e und protestantische
Maßkrüge eingeführt, an äußeren Merk-
malen leicht zu unterscheiden. Die katholischen
sind, dem Uebergewicht der Tentrumspartei
entsprechend, g r ö ß e r! Den Ungläubigen soll
in jenen heiligen Hallen auch der Genuß
schwarzer R e t t i g e untersagt werden!
In Gegenden Bayerns, wo Viehzucht
be!rieben wird, gedenkt man, die Heerden
streng n ach d e r T o n f e s s i o n d e r Besitzer
zu scheiden; kein katholischer Hüterbub darf
künftig inehr eine ungläubige Kuh hüten und
viceversa.
Die Kartoffeläcker sind bereits vielfach
streng in ultramontane und andersgläubige
getheilt, wobei der Segen des Himmels er-
F. Valloton (Paris)
sichtlich auf den ersteren ruht, welche die weitaus
größeren Früchte tragen. U. s. w.
Aber es muß noch viel besser werden. Zu-
nächst werden wir an die Unterscheidung ka-
tholischer und nichtkatholischer Stadtviertel den-
ken müssen, dann wird man — immer mit
Berücksichtigung der Kammermajorität! -
die ganzen Städte und Ortschaften der einen
oder der anderen Tonfession zutheilen, dann
katholische und protestantische Kreise in Bayern
einrichten und zuletzt wird die reinliche Scheid-
ung durch eine z w a n g s w e i s e 2l b s ch i e b u n g
a l l e r N i ch t k a t h o l i k e n „ins Preußische"
perfekt werden. Dann erst kann der wahrhaft
gute Mensch mit Behagen Bayer sein, ohne
ständig um sein Seelenheil zittern zu müssen!
Kilian
Scherzfrage
was ist für ein Unterschied zwischen einem
Storch und einem Leutnant?
iffplu
chao;g aag uuvz svg — uahaff jaßnjf iiajipaa
iU3Q ftw aoqt) uuvz puvupiSJ aoQ; (?
-chnv plvu;noJ aoQ uuvz svg — uahast inag
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'chnv ;uvu;nsJ aaq uuv^ svg — uahast
iiiac^ tualua ^nv uuvz chao;g aa^ (v
2S9
JUGEND
Nr. 15
"?errt sie herab von ihrem Thron! Mre kann sie's wagen, schön zu sein
<Und ftokz und stark und grosz und frei und immer jung und frisch und rein!
?errt sie herab von ihrem Thron, sie sei entweiht und schmachbedeckt
(Und fressen sokk sie. und mit Lust. den Staub, der uns so köstlich
schmeckt! —“
Sie aber, die vom Himmel ist. sie merkt die bköden Störer kaum.
Die geifernd vokk Pxgmäenhaß ihr zerren an des Uke.des Saum.
Sie würdigt auch nicht eines Strahls aus ihres -Äuges Keuschem Licht
Die Schaar und schüttelt leis ihr Haupt in Königlichem Stolz und spricht:
„Mas zetert ihr? Mas plagt ihr euch? (Nicht mehr bewegt mich
eure Mutö.
-Als eines (Kerges ewig Haupt ein Mückenschwarm in Sonnengkuth!
Menn sich der nächste frische Hauch erquickend in den Lüften regt.
Seid ihr. wie faule Wückenbrut, auf immer aus der Melt gefegt!
Ich aber rage unentweiht und ewig zu^des Himmels Höh'n.
(Ums Haupt ein Sternendiadem und felöerwie die Sterne schön!"
Hermann
Die Mucker und die Kunst
Fritz Rehm (München)
Reinliche Scheidung
In Bayern gibt es jetzt „Katholische
Veteranen- unb Krieger-Vereine" und
solche, die nur Protestanten aufnehmen.
Von der Gründung israelitischer Kampfgenossen-
schaften verlautet bis jetzt nichts. Aber hoffent-
lich kommt es noch. Die confessionelle Trenn-
ung in: Lande muß noch viel schärfer durch-
geführt werden!
Herr Pfarrer Kohl hat für den Landtag
bereits einen Antrag auf Organisation rein
katholischer Regimenter ausgearbeitet.
Diese dürfen dann natürlich nur gegen prote-
stanlische Feinde ins Feld ziehen. Höchstens
gegen das katholische Italien wollen die Herren
eine Ausnahme gestatten, nicht aber gegen
Frankreich, „die älteste Tochter der Kirche".
Der gleicke Geistesheros soll verlangt haben,
daß die VT( ü n chene r T r a m bahnwagen
konfessionell eingetheilt werden: die
Sitzplätze im Innern für die Katholiken, die
Stehplätze auf der Hinteren Plattform für die
Protestanten und die vordere zugige Plattform
für die Juden! Die ursprünglich aufgetauchte
Idee, vom Münchener Trambahnnetz nur die
Rothe Linie den Liberalen und Nichtkatholiken
zu überlassen, die anderen Strecken aber den
Gutgläubigen zu reserviren, wurde aus prak-
tischen Gründen fallen gelassen.
Im kgl. H o f b r ä u h a u s werden dem-
nächst k a t h o l i s ch e und protestantische
Maßkrüge eingeführt, an äußeren Merk-
malen leicht zu unterscheiden. Die katholischen
sind, dem Uebergewicht der Tentrumspartei
entsprechend, g r ö ß e r! Den Ungläubigen soll
in jenen heiligen Hallen auch der Genuß
schwarzer R e t t i g e untersagt werden!
In Gegenden Bayerns, wo Viehzucht
be!rieben wird, gedenkt man, die Heerden
streng n ach d e r T o n f e s s i o n d e r Besitzer
zu scheiden; kein katholischer Hüterbub darf
künftig inehr eine ungläubige Kuh hüten und
viceversa.
Die Kartoffeläcker sind bereits vielfach
streng in ultramontane und andersgläubige
getheilt, wobei der Segen des Himmels er-
F. Valloton (Paris)
sichtlich auf den ersteren ruht, welche die weitaus
größeren Früchte tragen. U. s. w.
Aber es muß noch viel besser werden. Zu-
nächst werden wir an die Unterscheidung ka-
tholischer und nichtkatholischer Stadtviertel den-
ken müssen, dann wird man — immer mit
Berücksichtigung der Kammermajorität! -
die ganzen Städte und Ortschaften der einen
oder der anderen Tonfession zutheilen, dann
katholische und protestantische Kreise in Bayern
einrichten und zuletzt wird die reinliche Scheid-
ung durch eine z w a n g s w e i s e 2l b s ch i e b u n g
a l l e r N i ch t k a t h o l i k e n „ins Preußische"
perfekt werden. Dann erst kann der wahrhaft
gute Mensch mit Behagen Bayer sein, ohne
ständig um sein Seelenheil zittern zu müssen!
Kilian
Scherzfrage
was ist für ein Unterschied zwischen einem
Storch und einem Leutnant?
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