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Nr. 17

was die Leute sagen

„Ich traue meinem guten
Stern," sagte voll Zärtlichkeit
Frau Stern zu ihrem Gatten.

„Ich hielt den Wein an*
fangs für sehr gut — dann
wurde ich schwankend!" sagte
der Betrunkene.

„Gestern bin ich mit zwel
Juckern gefahren," erzählte ein
Geschäftsreisender, der in Ga-
lizien mit zwei polnischen Ju*
den im Coupä fuhr.

„Ich bin eine treue Seele,

— da könnt ihr jedes Weib-
chen fragen!" prahlte der
Schmetterling.

„Leben und Leben lassen"

— sagte der Student der Me-
dicin, als er durchs Examen
gefallen und einen anderen
Beruf ergriff.

„Vade mecum" — sagte
die Grisette, als sie einen
zahlungsfähigen Cavalier sah.

„Daran erkenn' ich den ge-
lehrten Herrn" — sagte der
Piccolo, als der Herr Pro-
fessor seinen Regenschirm hatt>
stehen lassen.

*•

„Ach, wie glücklich sind die
Todten!" sagte der Schnaps-
bruder; da meinte er die
in Alkohol conservirten Prä-
parate.

„Der Schein regiert die
Welt," versicherte der Proh
und blätterte in seinen Bank-
noten.

. JUGEND

1900

In (Monaco

(3ur Zeichnung von A. v. Kubinyi)

Ich wollt', ich hatt' ein rechtes Schwein,

Sin Schwein so groß und fett!

«Ach, so ein Schwein muß herrkich sein
Im Sande der (Aoukette!

Dem (Vorurtheike kach ich Hohn,

(Hier wird man manches kos!)

Das Schwein ist hier die Hauptperson,

Das Hündchen für den Schooß,

Das angefkehte GähenKikd,

Der heißerfehnte <6rak,

Das viekgefagte Sdekwikd,

Das große Ideak.

Hat man nicht mehr (Verstand wie'n Schwein.
Mas thut das hierzukand?

Hauptsache, daß man, Ihr seht's ein,

Mehr S eh wein hat, aks (Der st and!

Kory Towska

August der Starke

Die Tage Augusts des Starken
verströmten doch ganz famos l
Da war in den sächsischen Marken
Der Teufel der Minne los!

Der ganze weibliche Adel
Erglühte vor wonniger Pein,

Und manch ein Bürgermadel
Schien würdig von Adel zu sein.

Den Erosbecher am Munde,
Wie schlürfte man lange und lief,
Und war doch im Herzensgründe
Ganz unschuldsvoU naiv.

Man seufzte und leistete Großes
In fürstlicher Liebelei,

Man ward gesegneten Schoßes
Und dachte sich nichts dabei.

Bei diesem erlauchten Regime,

Wo Sinn und Seele so rein,

Gewann das Illegitime
Zast einen Heiligenschein.

Das 5rei-sich'in-Minne-vereinen
Hob August zur Höhe des Sports,

Er war ein Vater der Seinen
Im wahren Sinne des Worts.

Drum preis' ich mit ethischer Rührung,
Entzückt von dem hehren System,

Den Meister zarter Verführung
Und widme ihm dieses Poem.

Lrnst Eckstein

Gradus ad parnassum

Untere lieben Sänger, He find
Sonderbares ßelicl)ter;

Wenn sie Ungereimtes gereimt,
halten sie sich für Dichter.

waulthiere, mit Lorbeerstreu bepackt,
Einer hinter dem ändern,

Sieht man Ne den Darnah empor
mit Schellengeklingel wandern.

$choossbiindcbcn

A. v. Kubinyi (München)

Schreitend Treffen einander Ne
Die Zweiglein ab, die Ne tragen:
Die Lorbeeren feines Vordermanns
Liegen dem Dachmann im IDagen.

QTlrt^ Acß(’icrßacß
Index
Alexander (Sandor) v. Kubinyi: Schoosshündchen
Max Schlierbach: Gradus ad Parnassum
Ernst Eckstein: August der Starke
Kory Towska: In Monaco
[nicht signierter Beitrag]: Was die Leute sagen
 
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