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Herausgebers Dr. GEORG KIRTH; verantwortlicher Redakteur: F. von OSTINI; G. HIRTH’s Kunstverlag, verantwortlich für den Inseratenteil: G. EICHMANN, sämmtlich in München.

Druck von KNORR & HIRTH, Ges. m. beschr. Haftung in München.

ALLE RECHTE VORBEHALTEN.

Nr. 20 (Redaktionsschluss: 2. Mai 1900-

• JUGEND .

1900

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Auch Sicherheit Hat noch ihr Fragezeichen,
Ganz Sichres sah man nie,

Und Roberts wird einmal sein Ziel erreichen -
Aber wie?

Für Lebensmittel sorgt er unterdessen
Gewiß ohn' Unterlaß,

Und seine Truppen haben stets zu essen —
2lber was?

Und Roberts wird einmal die Buren zwingen
Und triumphiren froh,

Und die Entscheidungsschlacht wird ihm

gelingen —

Aber wo?

Und schließlich wird ihm auch das letzte

glücken,

Dem sieggckrönten Mann

Gelingt es, in Pretoria einzurücken —

Aber wann? j. w.

Paul Rieth

<Hm Hamburger LanLuugsquai

„LierK' nur die mageren Amerikanerinnen, die da gelandet." — „Die denken wahrscheinlich,
es eristire bei uns schon das Fleisch ein fuhr verbot!"

Folgen der Temperen;!

Lichtenberg erzählt bekanntlich von einem
Gelehrten, der so auf das Alterthum versessen
war, daß er statt „A n g e n o m m e n" immer
„Agamemnon" las.

Lin noch traurigerer Fall von Monomanie
wird aus Münster i/W. berichtet. Dort hat
ein frommer junger Mann sich so in der Tem-
perenz übernommen, daß erstatt „altkatho-
lisch" immer „alkoholisch" liest, besonders
wenn es sich um einen „Bischof" handelt.

3m Banne der lex Heinze

„Veigeles, warum nimmst Du nie eBad?"
„Gott, Lohnleben, ich kann mich nich' nackt
sehen."

... Also 8 Tage ist Euer Kleines alt...
ist's eigentlich ein Junge oder ein Mädchen?"

„Ja, weißt Du, das festzustellen, haben
sich bisher alle geschämt."

Das goldene Zer; von Berlin Yi

Angesichts der groben Beschimpfungen, die
Deutschland von Seite Englands erfahren hat
und noch' täglich erfährt, veranstaltet eine
Gruppe von Berliner Finanzleuten
eine Sammlung für die Hungernden
in Britisch-Indien! Menschlichkeit ist
eine schöne Sache — am rechten Ort! Daß
aber deutsches Geld die Noth in englischen
Landen lindern soll, die das milliardenreiche
Albion kühl und herzlos, ansieht und zum
guten Theil selbst verschuldet hat, daß die
Herren in Berlin W plötzlich ihr Herz ent-
decken und in die Tasche greifen, die für alle
Noth der Menschheit sonst meist recht fest zu-
geknöpft ist, das muß seine Gründe haben!
Hunger und Elend gibt es in der Großstadä
wahrlich genug und wem dies nicht ausreicht,
um seine stürmische Menschenliebe zu bethätigen,
der erkundige sich nach gewissen Gegenden
Deutschlands, Weber- und Kohlenarbeiter-
distrikten, wo der Hunger beinahe so gut en-
demisch ist, wie in Indien, und wer dann im-
mer noch etwas übrig hat, der lege es auf
den Altar des Vaterlandes, damit es sich Schiffe
kaufe gegen seine Feinde und Neider, zunächst
gegen das übermüthige England, das uns täglich
mit seiner Flotte droht! Oder er thut Gutes den
Opfern des Raubzuges, den das englische Heer
im Dienste unersättlicher Geldmenschen gegen
die südafrikanischen Republiken unternommen
hat! An Objekten für berechtigte Wohlthätig-
keit fehlt es in der Nähe so wenig, wie in der
Ferne, und die Berliner Börsianer mit den
goldenen Herzen könnten sie üben ohne Ernied-
rigung und Liebedienerei! So aber müssen
sie sich gefallen lassen, daß man annimmt,
ihre zarte Aufmerksamkeit gelte weniger dem
britischen Löwen als dem preußischen (rothen)
Adler, hinter ihrem Edelmuth stecke der gemeine
Ehrgeiz leerer Knopflöcher oder ein noch ge-
meineres Geschäftsinteresse. Hermann

Erlöftmgsseufzer

Dame (sich zur Nachtruhe entkleidend):
„Gott sei Dank, daß man wenigstens im
Bette Düften haben darf!"
Index
Hermann, Herrmann [Ostini]: Das goldene Herz von Berlin W.
Paul Rieth: Am Hamburger Landungsquai
[nicht signierter Beitrag]: Folgen der Temperenz!
[nicht signierter Beitrag]: Im Banne der lex Heinze
[nicht signierter Beitrag]: Erlösungsseufzer
 
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