Nr 21
4
JUGEND 4
l9ÖÖ
raui mein {München)
Line Plenarsitzung des Deutschen Reichstags: Ungestörtester Rendez-vousplatz für Liebespaare
„Der Müller und fein Kind"
wenn heut sein Geist herniederstiege,
Der Geist des Griechenlieder-Sängers —
Nicht auf der Seite des Bedrängers
Stand er gewiß im Buren Kriege.
Zu seinem Sohne thät er sagen:
„Mein lieber Max, als vielgeehrter
Und wissensreicher Sprachgelehrter
Magst Du mich freilich überragen —
Doch thut mir's in der Seele wehe,
Daß ich vereint mit Räuberhorden,
Eintretend für gemeines Morden
Den Sohn des Wilhelm Müller sehe!"
MUo
Gskar, der Richter
Der König Oskar von Schweden
Hat sich den Streitfall bedacht
Und hat seinen Spruch einem jeden
Der Streittheile kundgemacht.
Und also sprach der Richter:
Du Krüger und Du Steijn,
Ihr beide seid Bösewichter,
Am liebsten sperrt' ich Euch ein.
Du Rhodes handelst edel,
Du Lhamberlain thust Recht,
Daß ihr den Baucrnschädel,
Den trotzigen zerbrecht.
Er dachte mit stillem Bedauern.
O wär's auch mir vergönnt,
Daß mit den norwegischen Bauern
Ich so verfahren könnt'. Proteus
Stimme aus dein Volke
„Navigare necesse est“
„Schifferlfnhren ist nothwendig" — abe
nicht in Coivesl"
Ls muß noch ganz anders
kommen!
Ter Großbazar von Rud. Schm oll er
& Co. in Elberfeld hat kürzlich einen Aus-
verkauf mit gleichzeitigem Concert der Düssel-
dorfer Husaren angezeigt. Die Militärbehörde
hat dann allerdings einen Strich durch den
schönen Plan gemacht; aber das Concertpro-
gramm ist der Nachwelt unverloren geblieben.
Es hieß darin:
1) „La Paloma“, spanisches Ständchen,
Larotten, 2 pfd. 55 pfg. von Aradier.
2) , Phantasie aus „Lohengrin"
ganz junge Erbsen, I pfd. Zö pfg.
vonWagner.
3) Die Mühle im Schwarzwald (Idylle)
Kohlrabi, J pfd. IS pfg. von Herold.
k. re.
Selbst im Zeitalter des Annoncenvorhangs
ist das schon eine ganz hübsche Leistung. Aber
es gäbe noch hübschere: Wir möchten Vor-
schlägen, unsere Klassiker mit Int erlin ear-
Anzeigen herauszugeben, und wollen gleich an
einem Beispiel zeigen, wie wir uns das denken:
Im wunderschönen Monat Mai,
Sommerbeinkleidcr in allen Größen von
M. l.50 an.
Als alle Knospen sprangen,
Blumenständer, ss. bronzirt, M. 2.— und
höher.
Da ist in meinem Herzen
De. med. A. Müller, Spezialist für Herz-
krankheiten, Iuliusstr. J$/IV.
Die Liebe aufgegangen.
Täglich frische Schweyinger Spargeln,
das Pfund 70 pfg.
Im wunderschönen Monat Mai,
Hochfeine Moselweine, vorzügl. geeignet
für Maibowle, pro Fl. (mit Glas) von
25 pfg. an.
Als alle Vögel sangen,
prima fette Gänse, pfd. 43 pfg.
}6o
Da Hab ich ihr gestanden
„Der Galanthomme oder Der galante
junge Mann in allen Lebenslagen."
$7. Aufl. Geh. M. 5.—
Mein Sehnen und Verlangen.
Babyausstattungen, complet, von M.Z —
an bis zu den feinsten.
Natürlich wäre auch diese Methode noch
der Vervollkommnung fähig. Man könnte z. B.
Dichtung und Reklame Wort für Wort oder
Buchstaben für Buchstaben abwechseln lassen.
Nur wäre hierbei zu bedenken, daß es die Annon-
cenleser als Belästigung empfinden könnten.
J. de €}.
Einen humoristischen Herrenabend
hat kürzlich bte „British Empire League“
veranstaltet. Heber den Oerlaus des Abends
erhielten wir den folgenden Originalbe-
richt: Anwesend waren u. a. der Herzog
von Devonshire als Vorsitzender, der
Prinz v. Wales, die Herzoge von Hork
und von Cambridge, die Minister Salis-
bury und Ebamberlain und viele andere
tapfere Männer, die durch Schnupfen oder
Minen-Aktien verhindert sind, auf den Kriegs-
schauplatz zu eilen.
Zunächst toastete der Herzog von Devon*
shire auf den Prinzen von Wales und dessen
Errettung aus Lebensgefahr. Er sprach von
dem „theuren Leben" des Prinzen. Die
Gesellschaft kam schon hierdurch in die heiterste
Stimmung. Der Prinz von Wales antwortete
natürlich „sichtlich bewegt." Man hat die
Schwankungen aufzocrn Durchmesser taxirt.
Er schloß mit den Worten: „Meine Herren!
Hoch die Eolonialtruppen, die es uns durch
ihre Tapferkeit ermöglichen, in Ruhe auf ihr
Wohl zu trinken, hoch, hoch!!"
Die Kneipgefellschaft stimmte mit drei-
maliger Begeisterung ein.
Dann erhob sich Salisbury. Er sprach
von der Einstimmigkeit, mit der verschiedene
Nationen das Vorgehen Englands verurtheilt
hätten. (Stürmische Schmährufe gegen ver-
schiedene Nationen!) Aber noch bem^rkens-
werther sei die Gleichgiltigkeit, mit welcher
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JUGEND 4
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raui mein {München)
Line Plenarsitzung des Deutschen Reichstags: Ungestörtester Rendez-vousplatz für Liebespaare
„Der Müller und fein Kind"
wenn heut sein Geist herniederstiege,
Der Geist des Griechenlieder-Sängers —
Nicht auf der Seite des Bedrängers
Stand er gewiß im Buren Kriege.
Zu seinem Sohne thät er sagen:
„Mein lieber Max, als vielgeehrter
Und wissensreicher Sprachgelehrter
Magst Du mich freilich überragen —
Doch thut mir's in der Seele wehe,
Daß ich vereint mit Räuberhorden,
Eintretend für gemeines Morden
Den Sohn des Wilhelm Müller sehe!"
MUo
Gskar, der Richter
Der König Oskar von Schweden
Hat sich den Streitfall bedacht
Und hat seinen Spruch einem jeden
Der Streittheile kundgemacht.
Und also sprach der Richter:
Du Krüger und Du Steijn,
Ihr beide seid Bösewichter,
Am liebsten sperrt' ich Euch ein.
Du Rhodes handelst edel,
Du Lhamberlain thust Recht,
Daß ihr den Baucrnschädel,
Den trotzigen zerbrecht.
Er dachte mit stillem Bedauern.
O wär's auch mir vergönnt,
Daß mit den norwegischen Bauern
Ich so verfahren könnt'. Proteus
Stimme aus dein Volke
„Navigare necesse est“
„Schifferlfnhren ist nothwendig" — abe
nicht in Coivesl"
Ls muß noch ganz anders
kommen!
Ter Großbazar von Rud. Schm oll er
& Co. in Elberfeld hat kürzlich einen Aus-
verkauf mit gleichzeitigem Concert der Düssel-
dorfer Husaren angezeigt. Die Militärbehörde
hat dann allerdings einen Strich durch den
schönen Plan gemacht; aber das Concertpro-
gramm ist der Nachwelt unverloren geblieben.
Es hieß darin:
1) „La Paloma“, spanisches Ständchen,
Larotten, 2 pfd. 55 pfg. von Aradier.
2) , Phantasie aus „Lohengrin"
ganz junge Erbsen, I pfd. Zö pfg.
vonWagner.
3) Die Mühle im Schwarzwald (Idylle)
Kohlrabi, J pfd. IS pfg. von Herold.
k. re.
Selbst im Zeitalter des Annoncenvorhangs
ist das schon eine ganz hübsche Leistung. Aber
es gäbe noch hübschere: Wir möchten Vor-
schlägen, unsere Klassiker mit Int erlin ear-
Anzeigen herauszugeben, und wollen gleich an
einem Beispiel zeigen, wie wir uns das denken:
Im wunderschönen Monat Mai,
Sommerbeinkleidcr in allen Größen von
M. l.50 an.
Als alle Knospen sprangen,
Blumenständer, ss. bronzirt, M. 2.— und
höher.
Da ist in meinem Herzen
De. med. A. Müller, Spezialist für Herz-
krankheiten, Iuliusstr. J$/IV.
Die Liebe aufgegangen.
Täglich frische Schweyinger Spargeln,
das Pfund 70 pfg.
Im wunderschönen Monat Mai,
Hochfeine Moselweine, vorzügl. geeignet
für Maibowle, pro Fl. (mit Glas) von
25 pfg. an.
Als alle Vögel sangen,
prima fette Gänse, pfd. 43 pfg.
}6o
Da Hab ich ihr gestanden
„Der Galanthomme oder Der galante
junge Mann in allen Lebenslagen."
$7. Aufl. Geh. M. 5.—
Mein Sehnen und Verlangen.
Babyausstattungen, complet, von M.Z —
an bis zu den feinsten.
Natürlich wäre auch diese Methode noch
der Vervollkommnung fähig. Man könnte z. B.
Dichtung und Reklame Wort für Wort oder
Buchstaben für Buchstaben abwechseln lassen.
Nur wäre hierbei zu bedenken, daß es die Annon-
cenleser als Belästigung empfinden könnten.
J. de €}.
Einen humoristischen Herrenabend
hat kürzlich bte „British Empire League“
veranstaltet. Heber den Oerlaus des Abends
erhielten wir den folgenden Originalbe-
richt: Anwesend waren u. a. der Herzog
von Devonshire als Vorsitzender, der
Prinz v. Wales, die Herzoge von Hork
und von Cambridge, die Minister Salis-
bury und Ebamberlain und viele andere
tapfere Männer, die durch Schnupfen oder
Minen-Aktien verhindert sind, auf den Kriegs-
schauplatz zu eilen.
Zunächst toastete der Herzog von Devon*
shire auf den Prinzen von Wales und dessen
Errettung aus Lebensgefahr. Er sprach von
dem „theuren Leben" des Prinzen. Die
Gesellschaft kam schon hierdurch in die heiterste
Stimmung. Der Prinz von Wales antwortete
natürlich „sichtlich bewegt." Man hat die
Schwankungen aufzocrn Durchmesser taxirt.
Er schloß mit den Worten: „Meine Herren!
Hoch die Eolonialtruppen, die es uns durch
ihre Tapferkeit ermöglichen, in Ruhe auf ihr
Wohl zu trinken, hoch, hoch!!"
Die Kneipgefellschaft stimmte mit drei-
maliger Begeisterung ein.
Dann erhob sich Salisbury. Er sprach
von der Einstimmigkeit, mit der verschiedene
Nationen das Vorgehen Englands verurtheilt
hätten. (Stürmische Schmährufe gegen ver-
schiedene Nationen!) Aber noch bem^rkens-
werther sei die Gleichgiltigkeit, mit welcher