Bündchen bat den Mann gebissen,
Fiat des Bettlers Kleid zerrissen (Wiegenlied)
Max Bernuth (München)
an!" dachte sich Michel und überlegte, wie
diesen lästigen Besuchen der Geistlichkeit an:
besten zu begegnen sei. Er fam: nicht lange,
da hatte er's auch schon. Und er enthüllte
seinen Plan seiner Frau Aloisia. Der aber
war so: Er, Michel, lege sich jetzt in's Bett
und sei todt (Aloisia erschrak, Michel lächelte).
Nit recht todt. Bloß für pochwürden. Also:
Er, Michel, sei von einem Bauin erschlage::
und todt. Sie, Aloisia, solle schleunigst Weih-
wasserbecken und Kerzen richten und poch-
würden rufen, versteht sich: mit Geplärr!
Dann aber, wenn pochwürden gekommen sei,
solle sie ihn: blos immer sagen: „Wenn t lei'
das Pfeiferl fänd, das Pfeiferl fänd!" Mas für
ein Pfeiferl? werde pochwürden fragen. Und
nun solle sie ihm erzählen, daß das eine Pfeife
sei, die Michel von einer alten weise:: Frau be-
koininen hätte, und mit der manTodte ins.Leben
zurückrufen könnte. Diese Pfeife nun. ein ganz
gewöhnliches Ding, wie man sie bei::: Kramer
für einen Kreuzer kriegt, stecke er sich ins Bett,
daß es recht aus sähe, als wäre sie ihm gar
kostbar. Dort solle sie Aloisia schließlich finden,
und was dann geschähe, werde sie schon sehen.
Aloisia that, wie ihr gesagt, denn sie war
eine christliche Pausfrau, die wohl wußte,
was pochwürden den Weibern predigte: Er
soll euer perr sein, euer Mann! Und sie
plärrte den Pfarrer so erschrecklich an, daß er
in seinen Lehnstuhl zurückfiel. Als er aber
zu sich kam- rief er blos: „Jetzt isch mei Geld
aa hin! Pin isch! Pin isch!" Und ging zur
Leiche. „So a Unglück! Pin isch! Pin isch!"
Nun fing aber Aloisia vom Pfeiferl an. Und
suchte und suchte und erzählte dabei, was
nöthig war. pochwürden fand die Sache zwar
bedenklich, ja unchristlich gar — aber: wenn
das Pfeiferl wirklich . . . ? Die fünfhundert
Gulden bloß so mit einem pfiff wieder leben-
dig machen? „Suchts Pfeiferl! Suchts Pfeiferl!"
Endlich fand's Aloisia im Bett. „Gelds her,
's Pfeiferl!" Und pochwürden pfiff. Jesus,
Maria und Josef! Der Michel reißt die Augen
auf!! „Michel, wie schauts im Jenseits aus?!"
„Schrecklll, pochwürden, schreckli!" „was siehgst
denn?" „Schreckli, pochwürden, die geistlich'::
perrn brot'n allsammt in an Schmalztiegel."
„warum broten's denn?" „weils Zinsen
g'nomme ha'm und alles glei einfordern, pui,
sie brüll':: wie Mchsen!" „Ich d'rlaß Dir d'
Zins'::. Brauchschst lei' das Kapital z'gebn und
erst im Spätjahr-!" „Io, jo! weckt mi nor
völli aaf!" Und pochwürden pfiff, wie die Wein-
wächter Nachts in den Weingütern. Da sprang
auch Michel wirklich gesund aus dem Bett, und
Alle waren recht froh.
pochwürden aber mußte oft an die Pfeife
denken. Seine alte päuserii: behandelte ihn
gerade um Hiese Zeit besonders schlecht, was
sie ihn: Mittags vorsetzte, war schon gekochte
Kasteiung. Und dazu ein ewiges Gekeif, grade,
als wenn sie verheiratet wären.
Und pochwürden litt so sehr, daß er auf
einen recht bösen Gedanken kam. Er dachte
sich: Fortschicken kann ich die Alte aus allerlei
Gründen nicht, aber los sein möchte ich sie
schon, wie wär's, wenn ich sie bei Seite
brächte? Es wäre jedenfalls zu versuchen,
ob ich nicht besser beikomme, wenn ich mir selber
koche, pab ich Michels Pfeiferl, so kann ich sie
ja versuchsweise todtschlagen. Stellt sich's dann
heraus, daß ich noch schlechter koche, pfeif' ich
sie wieder lebendig. Und so tief hatte sich diese
unchristliche Idee in ihn eingefressen, daß er
Michel die Pfeife für j;ooo Gulden abkaufte.
Eine steinharte Polenta brach der alten
Pfarr-Thres den pals. pochwürden warf sie
ihr an den Kopf, und sie war todt.
Nun konnte pochwürden selber kochen. Er
nahm dreimal so viel Butter und sparte nicht
im pühnerhof, aber er mußte sich doch sagen,
Paul Rieth
Golfspiel /
Die Anfängerin-. "Was ist eigentlicli das Anzieh-
ende, Fesselnde bei diesem Spiel?
Mary: Wir doch natürlich!
daß vergleichsweise die Alte eine Künstlerin
am perde gewesen war. So zog er sie aus
der Waschküche heraus, in die er sie gesteckt
hatte und gedachte mit einem Gefühle von
wehmuth, sie wieder lebendig zu pfeifen. Aber
die alteThres blieb, so schluchzend pochwürden
trillerte, so todt wie ein Glockenschwengel.
Da erfaßte Zorn und Entsetzen den Pfarrer.
Er rannte in's Meßnerhaus und schrie: „Erst
hast Du mich zum Mörder gemacht, sakrischer
Tuifel, nun sollst Du wenigstens vor mir zur
pölle fahren!" Sxrachs, nahm einen Sack, steckte
Micheln hinein und ging, den Sack auf dem
Buckel, hinaus, dem Flusse zu. Aber, wie er
initten aus dem Wege war, spürte er, wohl durch
die Anstrengung des Tragens, das Bedürfniß,
sich einer drückenden Last zu entledigen, aber
nicht der auf dem Rücken, wär er ein grober
Bauer gewesen, so hätte er nicht viele Umstände
geinacht und was zu thun war, gleich am Wege
gethan. So, als ein pochwürden, begab er sich
zu diesem Zwecke abseits, tief in's Gestände,
legte aber den Sack auf dem Wege nieder.
Nun kam aber, während poch würden ferne
im Gestände faß, ein wälscher Schweinetreiber
des Wegs. Der sah, wie dort im Sack sich
was hin und her wand. „Isch war in Sack?"
fragte er. „Io, ich bins, der Meßner-Michel!"
„wos thusch do sell?" „Ich laß mich in'
Pimmel 'nein trag':: vom Pfarrer." „In Pimmel
'nein?" „Ja, in Pimmel 'nein. Aber i mag
net." „warum denn net?" „weil i noch jung
bin und a Erbschaft gemacht Hab. Sonst mecht'
i schon, denn im Pimmel ischs herrli fcheen!"
Nun war aber der wälsche Schweinetreiber ein
armer alter Mann, der keine Erbschaft gemacht
und auch keine in Aussicht hatte. So sagte er:
„Der dio! Geh, laß mi' statt Deiner in den
Sack eini schliefen. I lasset mi' recht gern in'
Pimmel 'nein tragen." „Geht schon gut! Mach!
Eil Di'! Knixfel den Strick auf! Schlief eini!"
Der wälsche Schweinetreiber thats. Michel
sprang heraus, lachte ins Gestände und trieb
die Schweine, drei große und sieben Ferkel, nach
Pause zu. Der Pfarrer aber, leicht und froh,
kam aus dem grünen verstecke, nahm den Sack,
trug ihn zum Flusse, warf ihn hinein und rief:
„So, rinn in d' pell'n, Du sakrischer Tuifel!"
Dann ging er, ein Maul voll wein im
Rößl nehmen, und dann heim.
Da saß Michel zwischen seinen Schweinen
im Pos und sang sich ein lustiges Lied.
„perrgott, Michel, bischt net d'rsoff'n!?"
„Na, pochwürden, deesch grad net, aber
zehn Schweine Hab i, drei alte und sieben
Ferkel, pättscht mi tiefer eini g'schmiss'n,
hätt' i lauter alte, fette."
Fiat des Bettlers Kleid zerrissen (Wiegenlied)
Max Bernuth (München)
an!" dachte sich Michel und überlegte, wie
diesen lästigen Besuchen der Geistlichkeit an:
besten zu begegnen sei. Er fam: nicht lange,
da hatte er's auch schon. Und er enthüllte
seinen Plan seiner Frau Aloisia. Der aber
war so: Er, Michel, lege sich jetzt in's Bett
und sei todt (Aloisia erschrak, Michel lächelte).
Nit recht todt. Bloß für pochwürden. Also:
Er, Michel, sei von einem Bauin erschlage::
und todt. Sie, Aloisia, solle schleunigst Weih-
wasserbecken und Kerzen richten und poch-
würden rufen, versteht sich: mit Geplärr!
Dann aber, wenn pochwürden gekommen sei,
solle sie ihn: blos immer sagen: „Wenn t lei'
das Pfeiferl fänd, das Pfeiferl fänd!" Mas für
ein Pfeiferl? werde pochwürden fragen. Und
nun solle sie ihm erzählen, daß das eine Pfeife
sei, die Michel von einer alten weise:: Frau be-
koininen hätte, und mit der manTodte ins.Leben
zurückrufen könnte. Diese Pfeife nun. ein ganz
gewöhnliches Ding, wie man sie bei::: Kramer
für einen Kreuzer kriegt, stecke er sich ins Bett,
daß es recht aus sähe, als wäre sie ihm gar
kostbar. Dort solle sie Aloisia schließlich finden,
und was dann geschähe, werde sie schon sehen.
Aloisia that, wie ihr gesagt, denn sie war
eine christliche Pausfrau, die wohl wußte,
was pochwürden den Weibern predigte: Er
soll euer perr sein, euer Mann! Und sie
plärrte den Pfarrer so erschrecklich an, daß er
in seinen Lehnstuhl zurückfiel. Als er aber
zu sich kam- rief er blos: „Jetzt isch mei Geld
aa hin! Pin isch! Pin isch!" Und ging zur
Leiche. „So a Unglück! Pin isch! Pin isch!"
Nun fing aber Aloisia vom Pfeiferl an. Und
suchte und suchte und erzählte dabei, was
nöthig war. pochwürden fand die Sache zwar
bedenklich, ja unchristlich gar — aber: wenn
das Pfeiferl wirklich . . . ? Die fünfhundert
Gulden bloß so mit einem pfiff wieder leben-
dig machen? „Suchts Pfeiferl! Suchts Pfeiferl!"
Endlich fand's Aloisia im Bett. „Gelds her,
's Pfeiferl!" Und pochwürden pfiff. Jesus,
Maria und Josef! Der Michel reißt die Augen
auf!! „Michel, wie schauts im Jenseits aus?!"
„Schrecklll, pochwürden, schreckli!" „was siehgst
denn?" „Schreckli, pochwürden, die geistlich'::
perrn brot'n allsammt in an Schmalztiegel."
„warum broten's denn?" „weils Zinsen
g'nomme ha'm und alles glei einfordern, pui,
sie brüll':: wie Mchsen!" „Ich d'rlaß Dir d'
Zins'::. Brauchschst lei' das Kapital z'gebn und
erst im Spätjahr-!" „Io, jo! weckt mi nor
völli aaf!" Und pochwürden pfiff, wie die Wein-
wächter Nachts in den Weingütern. Da sprang
auch Michel wirklich gesund aus dem Bett, und
Alle waren recht froh.
pochwürden aber mußte oft an die Pfeife
denken. Seine alte päuserii: behandelte ihn
gerade um Hiese Zeit besonders schlecht, was
sie ihn: Mittags vorsetzte, war schon gekochte
Kasteiung. Und dazu ein ewiges Gekeif, grade,
als wenn sie verheiratet wären.
Und pochwürden litt so sehr, daß er auf
einen recht bösen Gedanken kam. Er dachte
sich: Fortschicken kann ich die Alte aus allerlei
Gründen nicht, aber los sein möchte ich sie
schon, wie wär's, wenn ich sie bei Seite
brächte? Es wäre jedenfalls zu versuchen,
ob ich nicht besser beikomme, wenn ich mir selber
koche, pab ich Michels Pfeiferl, so kann ich sie
ja versuchsweise todtschlagen. Stellt sich's dann
heraus, daß ich noch schlechter koche, pfeif' ich
sie wieder lebendig. Und so tief hatte sich diese
unchristliche Idee in ihn eingefressen, daß er
Michel die Pfeife für j;ooo Gulden abkaufte.
Eine steinharte Polenta brach der alten
Pfarr-Thres den pals. pochwürden warf sie
ihr an den Kopf, und sie war todt.
Nun konnte pochwürden selber kochen. Er
nahm dreimal so viel Butter und sparte nicht
im pühnerhof, aber er mußte sich doch sagen,
Paul Rieth
Golfspiel /
Die Anfängerin-. "Was ist eigentlicli das Anzieh-
ende, Fesselnde bei diesem Spiel?
Mary: Wir doch natürlich!
daß vergleichsweise die Alte eine Künstlerin
am perde gewesen war. So zog er sie aus
der Waschküche heraus, in die er sie gesteckt
hatte und gedachte mit einem Gefühle von
wehmuth, sie wieder lebendig zu pfeifen. Aber
die alteThres blieb, so schluchzend pochwürden
trillerte, so todt wie ein Glockenschwengel.
Da erfaßte Zorn und Entsetzen den Pfarrer.
Er rannte in's Meßnerhaus und schrie: „Erst
hast Du mich zum Mörder gemacht, sakrischer
Tuifel, nun sollst Du wenigstens vor mir zur
pölle fahren!" Sxrachs, nahm einen Sack, steckte
Micheln hinein und ging, den Sack auf dem
Buckel, hinaus, dem Flusse zu. Aber, wie er
initten aus dem Wege war, spürte er, wohl durch
die Anstrengung des Tragens, das Bedürfniß,
sich einer drückenden Last zu entledigen, aber
nicht der auf dem Rücken, wär er ein grober
Bauer gewesen, so hätte er nicht viele Umstände
geinacht und was zu thun war, gleich am Wege
gethan. So, als ein pochwürden, begab er sich
zu diesem Zwecke abseits, tief in's Gestände,
legte aber den Sack auf dem Wege nieder.
Nun kam aber, während poch würden ferne
im Gestände faß, ein wälscher Schweinetreiber
des Wegs. Der sah, wie dort im Sack sich
was hin und her wand. „Isch war in Sack?"
fragte er. „Io, ich bins, der Meßner-Michel!"
„wos thusch do sell?" „Ich laß mich in'
Pimmel 'nein trag':: vom Pfarrer." „In Pimmel
'nein?" „Ja, in Pimmel 'nein. Aber i mag
net." „warum denn net?" „weil i noch jung
bin und a Erbschaft gemacht Hab. Sonst mecht'
i schon, denn im Pimmel ischs herrli fcheen!"
Nun war aber der wälsche Schweinetreiber ein
armer alter Mann, der keine Erbschaft gemacht
und auch keine in Aussicht hatte. So sagte er:
„Der dio! Geh, laß mi' statt Deiner in den
Sack eini schliefen. I lasset mi' recht gern in'
Pimmel 'nein tragen." „Geht schon gut! Mach!
Eil Di'! Knixfel den Strick auf! Schlief eini!"
Der wälsche Schweinetreiber thats. Michel
sprang heraus, lachte ins Gestände und trieb
die Schweine, drei große und sieben Ferkel, nach
Pause zu. Der Pfarrer aber, leicht und froh,
kam aus dem grünen verstecke, nahm den Sack,
trug ihn zum Flusse, warf ihn hinein und rief:
„So, rinn in d' pell'n, Du sakrischer Tuifel!"
Dann ging er, ein Maul voll wein im
Rößl nehmen, und dann heim.
Da saß Michel zwischen seinen Schweinen
im Pos und sang sich ein lustiges Lied.
„perrgott, Michel, bischt net d'rsoff'n!?"
„Na, pochwürden, deesch grad net, aber
zehn Schweine Hab i, drei alte und sieben
Ferkel, pättscht mi tiefer eini g'schmiss'n,
hätt' i lauter alte, fette."