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. JUGEND •

Nr- 25

03vn I; cCi MrrsiN- ttrtb 12& ettfroxett

DemokratUckes flottenlied Pilgerprügelei in 6t. Peter

3m Deutsch-M Lande raucht der Schlot
Und die Maschine stampft;

Da tlzät uns keine Flotte noth.

Die auf den Meeren dampft?

Das sage, wer's mit Zug und Recht
Der Welt beweisen kann
Und vor dem kommenden Geschlecht
Vertreten will als Mann.

Im pfeifen der Fabriken tönt's,

3m Lrz, das zischt und glüht,

3m Stampfen der Maschinen dröhnt's.
Das neue große Lied.

„Verkehr und Handel" ist der Tert,
„Lrport und 3ndustrie!"

A?er nicht verbohrt und nicht verhext,
Der ahnt die Melodie.

Der stimmt mit ein, der ist parat,

Als wackerer psalmist,

Und war er zehnmal Demokrat,

Und zehnmal Sozialist.

Denn was, so frage ich, mit Gunst,

3st Freiheit, die nicht frei?

Die Freiheit ist ein blauer Dunst,

Von Gnaden der Partei!

was nutzt der schönste Mannesmuth
Vor einem Königsthron,
wenn er durchaus und absolut
Besteht auf (Obstruktion?

Verharrt nur im Prinzipien) och,
weil's heut vielleicht bequem!

Bewilligt wird die Flotte doch.

Rur fragt sich's dann, von wem?

Den Lohn steckt der Agrarier ein;

Dir bleibt, oh Freistnn'shcld,

Der Ruhm, ein Demokrat zu sein.

Für — Deiner Wähler Geld!

Wer Weites steht und Großes übt.

Trotz Standpunkt und Mandat:

Wer Deutschland eine Flotte gibt.
Der ist ein Demokrat!

Kory Towska

O tempora, schrecklich I
Entsetzlich, o mores!

Im Dome St. Peters
Gab's Feigen des Ohres
Und Schellen des Maules
Und Stöße der Rippen —

Man hört es mit staunend
Geöffneten Lippen:

Vom deutschen Gffange
Beim Pilger-Empfänge
Gereizte Franzosen
Die säumten nicht lange,

Sie heulten und pfiffen
Und schnaubten und stampften,

Die Hiebe, die klatschten,

Die Röpfe, die dampften.

Noch lange wirb Mancher
Gedenken des Trubels
Im Dome St. Peters
Im Jahre des Jubels!

Josefuw

Eine „Roulotte"

nach Art der Pariser soll in Berlin errichtet
werden, d. h. eine Bühne, die kleine dramatische
Scenen, Couplets, Chansons, Pantomimen und
ähnliche literarische Varietäten zur Darstellung
und Aufführung bringt. Die Zote soll
prinzipiell ausgeschlossen sein.

Als Mikosch das las, rief er: „Dem Himel
sai Donk: nurr prinzipiäll!!"

Uebrigens soll, wenn ein Dichter sich um
die Bühne besonders verdient gemacht hat, ein
Stuhl im Zuschauerraum auf seinen Namen
getauft werden. Famose Idee! Nur hüte man
sich vor zu vielen Holz- und Schlafstühlen!

Europäischer Rrankheitsberickt

Vesuv: Innere Hitze; Erbrechen; Aus-
wurf in Menge.

König Milan: wechselfieber;

Transvaal: Kraftlosigkeit und Ohmnacht.

England: Heißhunger; Mond insanity.

Prinz Ludwig: Chronische Verstimmung.

Bebel u. Familie: wasserscheu.

426

vor roo Jahren

tIum Jubiläum der Berliner Akodeule der
Wissenschaften)

„On lui persuada qu’il convenait ä sa
oyautd d’entretenir une academle, comme
on faitaccroire ä un nouveau gentilhomme
qu’il est söant d’entretenir une meute de
cliasse.“ Mit diesen beißenden Worten kenn-
zeichnet Friedrich der Große die „unvergäng-
lichen Verdienste", die sich sein Großvater, diese'
„Salomon seines Jahrhunderts," wie ihn der
Minister von Prietzen am 19. Januar 1711
im Namen der Berliner Akademie nannte, um
die Pflege der Wissenschaften in Preußen er-
worben hat. Die Nachwelt, sofern sie die Wahr-
heit liebt, wird den: großen Enkel des ersten
preußischen Königs Recht geben. Friedrich I.
der nur für höfischen Prunk und höfische Prunk-
bauten schwärmte, wäre niemals auf den Ge-
danken gekommen, so etwas Aehnliches, wie
eine Akademie der Wissenschaften zu gründen,
hätte sich nicht seine geistvolle Gemahlin Sophie
Charlotte eines Tages bei der Hoftafel darüber
beklagt, daß Berlin noch keine Sternwarte und
kein Observatorium habe. Und Sophie Char-
lottens Wort hätte ebensowenig dies Wunder
vollbracht, wäre es nicht vom Hofprediger
Jablonski, dem mächtigen Minister Danckelmann
und von diesem durch den Kabinetssekretär
Cnneau dem großen Leibniz in Hannover hinter-
bracht worden. Dieser letzte Polyhistor der
Kulturmenschheit, der danrals gerade die Ver-
einigung der hannöverschen Lutheraner und
der brandenburgischen Calvinisten und zugleich
die Verbesserung des Gregorianischen Kalenders
und dessen Annahme durch die Protestanten
empfahl, griff das flüchtig hingeworfene Wort
der Philosophin auf dem Thron begierig auf
und machte zugleich den Vorschlag, den Plan
zu erweitern und in Berlin eine „Gesellschaft
der Wissenschaften" nach französischem und
italienischem Muster zu stiften. Und siehe dal
Nach mehrjährigem Hin- und Herreden wurde
an: 18. März 1700 im Oranienburger Schloß
die Gründung einer „Berliner Gesellschaft der
Wissenschaften" beschlossen, und am 11. Juni
desselben Jahres Unterzeichnete Friedrich I.
zu Cöln an der Spree das Gründungsdekret.
Das Programm, das in seiner vorsichtigen
Abwägung der thatsächlichen Verhältnisse dem
philosophischen wie dem staatsmännischen Kopfe
Leibnizens alle Ehre macht, betont in erster
Register
Kory Towska: Demokratisches Flottenlied
[nicht signierter Beitrag]: Eine "Roulotte"
Edgar Steiger: Vor 200 Jahren
Monogrammist Frosch: Großes Preis- und Wettboxen
Josefus: Pilgerprügelei in St.Peter
[nicht signierter Beitrag]: Europäischer Krankheitsbericht
 
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