1900
4
Nr. 19
LUGAN U5
. JUGEND
Schwierige Geschichten:
flotten- und Kanalvorlage
Pojcx d
■-BJ
&
9^/
»C
Hohenl-
Mii
LW\W^^
*-*£>
O
Das österreichische Zprachengesetz
„l^aroäni Listyc< bezeichnen das Sprachen-
gesetz, das die Regierung am 8. 3TCm Vor-
leger» will, im Voraus als eine „Ohrfeige
für das tschechische Volk."
wüstes Gehetz und Schwertergewetz —
„Narodni Listy“ melden:
Rörbcr plant ein Sprachengesetz,
will Euch ködern und locken in's Netz,
Edle hufsirische Helden!
Ein Sprachengesetz ist ein leeres Geschwätz!
„Deutscher halt's Maul!" genügt als Gesetz.
Ein Sprachengesetz, das dulden wir nicht,
Ein Sprachengesetz ist ein Hieb in's Gesicht.
Ein Sprachengesetz ist ein Streich in's Genick,
Ist ein Stoß in den Bauch, um den Hals ein
Strick.
Ein Sprachengesetz ist ein Schlag auf die Stirn,
Ein Schnitt in die Zeh, ein Schuß durch's Gehirn,
Ein Tritt auf den Fuß, ein Fleck auf der Ehr —
Das dulden wir nie und nimmermehr!-
Lieber Rörber, laß sie schrci'n!
wacker zugegrrffenl
Halt Dich stramm und halt Dich fein,
Laß Dich nicht verblüffen.
Sei nur kein Hussiten Rnecht,
Bleib auf hoher Zinne,
Schirm das Reich und schirm das Recht —
wage und gewinne!
Zucanus:
„Mas ihr für Rünste Kraucht, ist einerlei,
Der Raffer will, dafz <Äl?es fertig sei."
(Goethe, Lauft II.)
Aus dem Album
des Berrn von Barwih - Schlotterhenn
Die Gemeindevertretung von Friedenau hat
die Stubenrauchstraße infolge der Robilitirung des
Landraths von Teltow in v o n Stubenrauchftraße
umgetauft.
Ww wird in nächster Zukunft das amön,
Rann man auf dem von Bülowplatzc steh'n,
Und von der Rrrausestraße — (klingt jemcin!)
Biegt auf den Iraf von Doenhoffs-
play man ein.
Gharmirt durchquert man fürderhin die
Stadt,
Die plötzlich so passable Straßen hat,
Und steht man vorm von Bismarck-Denkmal
dann,
So fühlt man's endlich: Adlig war der
Mann!
In Berlin ist von der linken Hälfte der
Stadtverordneten ein zweiter Bürger-
meister gewählt worden. Die Bestätig-
ung kann jeden Augenblick aus bl ei ben.
Josefus
Eugen der Freihändler
Eugen Richter hetzt die Agrarier
auf gegen die Reichspostdampfer-
Vorlage, indem er sie darauf hinweist,
daß jährlich für 18 Millionen Mark Kap'
wolle aus Kapstadt eingeführt werde und
diese Einfuhr durch die Reichspost-
dampfer verbilligt werden würde.
Wer hat doch den abscheulichen, verleum-
derischen Titel: „Eugen der Unentwegte"
aufgebracht?! Die Gerechtigkeit heischt, ihn
fortan „Eugen den Freihändler" zu
nennen. Denn
„Freihändler früh und spat
Ist der gewandte Mann,
Weil er Prinzipien hat
Und frei doch handeln kann."
Tn
v
e
Die englische Zeitung „Straits Times“ schreibt:
ts jetzt ist das Q0fuf in ßfetnen Q0äcßcn gefkoffen.
tm Interesse des Friedens wird es Kesser sein, daß es in^der
okge in Ktrömen rinnt. So Kann nicht eher von Friede
tn" Südafrika die (Nede fein, kevor die «Suren vernichtet sind,
und Kevor durch die weiten SeKiete an jeder Kette des (Vaaf-
ffusses Kein anderes Seräusch erschaM, aks das Wchkl'agen von
Frauen, die ükcr ihre gefabenen Männer. Söhne. (Väter und 6e-
(Mifen weinen.
(Unterdrückung ohne <6nade. eine scharfe kurze (Weigerung,
eines jeden (Versuches zum (Unterhandeln. unaufhörliches -Ängreifen
und (Verfolgen. das muß englische (pobtlk sein.
Wenn die Suren in sulukand einrücken, dann faßt uns ' zuge-
stehen, daß die ?ukus in Transvaak einfakken. wo wir^nsere
eigene Truppenmacht nicht entsaften Können, und wen»?
di^.Frauen der Suren darunter zu leiden haken,
dann mögen sie Kedenken. daß sie es gewesen'
sind, die ihre Männer zum Uampf angefeuert
haken!
Wenn wir die Suren erst kesiegt haken,
sokk im Freistaat und TransvaakVdie
Kritische Uraft das Surengezüchi
vernichten und das Zand
kfutroth färKen, damitz
das^Sras fchnetser.
^wachse."
Je — desto
von einem gewissen Standpunkt aus
politisch-philosophische GedanKenschnipfel aus dem
Chinesischen des Ober-Mandarinen 0on-ku-8ian§
Fe dehnbarer ein Gesetz ist, desto besser ist
es — von einem gewissen Standpunkt aus.
Fe öfter der Einzelne eingesperrt wird,
desto glänzender ist für das wohl der
Gesammtheit gesorgt — von einem ge-
wissen Standpunkt aus.
Fe höher ein Beamter im Rang steht,
desto kräftiger darf er sich blamiren —
von einem gewissen Standpunkt aus.
Fe tiefer ein Mensch in Bureaukratis-
mus versunken ist, desto besser urtheilt
er über das praktische Leben — von
einem gewissen Standpunkt aus.
Fe mehr eine Regierung vor der par-
lamentarischen Mehrheit katzbuckelt, desto
hoheitsvoUer steht sie da — von einem
gewissen Standpunkt aus.
Fe dichter die Kunst von Fallstricken
und Fußangeln umgeben ist, desto herr-
licher kann sie sich entwickeln — von
einem gewissen Standpunkt aus.
In der bayrischen Kammer hat der Ab-
geordnete, Pfarrervr. Zimmern, gesagt:
„Ich bin fest überzeugt, wenn die Griechen
nicht in einem so warmen Land gelebt
hätten, sondern bei uns, wo man mehr
Kleider ertragen kann, hätten sie nicht
jo viel Nacktes dargestellt."
Ei, Hochwürden, dann wäre es doch das
Einfachste, Sie würden sich mit Ihren prüden
Gesinnungsgenossen dorthin begeben, wo man
noch mehr Kleider „vertragen" kann, als
bei uns, zu deu Eskimos und Samojeden, oder-
gleich an den Nordpol; dann wäre Ihnen
und uns gründlich geholfen! Als Asyl meist-
bekleideter Sittlichkeit gönnen wir Ihnen den
Nordpol von Herzen; zu einer gemüthlichen
Bockpartie wären Sie uns ab und zu in Mün-
chen ebenso herzlich willkommen.
Vas englische Her;
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Nr. 19
LUGAN U5
. JUGEND
Schwierige Geschichten:
flotten- und Kanalvorlage
Pojcx d
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9^/
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Hohenl-
Mii
LW\W^^
*-*£>
O
Das österreichische Zprachengesetz
„l^aroäni Listyc< bezeichnen das Sprachen-
gesetz, das die Regierung am 8. 3TCm Vor-
leger» will, im Voraus als eine „Ohrfeige
für das tschechische Volk."
wüstes Gehetz und Schwertergewetz —
„Narodni Listy“ melden:
Rörbcr plant ein Sprachengesetz,
will Euch ködern und locken in's Netz,
Edle hufsirische Helden!
Ein Sprachengesetz ist ein leeres Geschwätz!
„Deutscher halt's Maul!" genügt als Gesetz.
Ein Sprachengesetz, das dulden wir nicht,
Ein Sprachengesetz ist ein Hieb in's Gesicht.
Ein Sprachengesetz ist ein Streich in's Genick,
Ist ein Stoß in den Bauch, um den Hals ein
Strick.
Ein Sprachengesetz ist ein Schlag auf die Stirn,
Ein Schnitt in die Zeh, ein Schuß durch's Gehirn,
Ein Tritt auf den Fuß, ein Fleck auf der Ehr —
Das dulden wir nie und nimmermehr!-
Lieber Rörber, laß sie schrci'n!
wacker zugegrrffenl
Halt Dich stramm und halt Dich fein,
Laß Dich nicht verblüffen.
Sei nur kein Hussiten Rnecht,
Bleib auf hoher Zinne,
Schirm das Reich und schirm das Recht —
wage und gewinne!
Zucanus:
„Mas ihr für Rünste Kraucht, ist einerlei,
Der Raffer will, dafz <Äl?es fertig sei."
(Goethe, Lauft II.)
Aus dem Album
des Berrn von Barwih - Schlotterhenn
Die Gemeindevertretung von Friedenau hat
die Stubenrauchstraße infolge der Robilitirung des
Landraths von Teltow in v o n Stubenrauchftraße
umgetauft.
Ww wird in nächster Zukunft das amön,
Rann man auf dem von Bülowplatzc steh'n,
Und von der Rrrausestraße — (klingt jemcin!)
Biegt auf den Iraf von Doenhoffs-
play man ein.
Gharmirt durchquert man fürderhin die
Stadt,
Die plötzlich so passable Straßen hat,
Und steht man vorm von Bismarck-Denkmal
dann,
So fühlt man's endlich: Adlig war der
Mann!
In Berlin ist von der linken Hälfte der
Stadtverordneten ein zweiter Bürger-
meister gewählt worden. Die Bestätig-
ung kann jeden Augenblick aus bl ei ben.
Josefus
Eugen der Freihändler
Eugen Richter hetzt die Agrarier
auf gegen die Reichspostdampfer-
Vorlage, indem er sie darauf hinweist,
daß jährlich für 18 Millionen Mark Kap'
wolle aus Kapstadt eingeführt werde und
diese Einfuhr durch die Reichspost-
dampfer verbilligt werden würde.
Wer hat doch den abscheulichen, verleum-
derischen Titel: „Eugen der Unentwegte"
aufgebracht?! Die Gerechtigkeit heischt, ihn
fortan „Eugen den Freihändler" zu
nennen. Denn
„Freihändler früh und spat
Ist der gewandte Mann,
Weil er Prinzipien hat
Und frei doch handeln kann."
Tn
v
e
Die englische Zeitung „Straits Times“ schreibt:
ts jetzt ist das Q0fuf in ßfetnen Q0äcßcn gefkoffen.
tm Interesse des Friedens wird es Kesser sein, daß es in^der
okge in Ktrömen rinnt. So Kann nicht eher von Friede
tn" Südafrika die (Nede fein, kevor die «Suren vernichtet sind,
und Kevor durch die weiten SeKiete an jeder Kette des (Vaaf-
ffusses Kein anderes Seräusch erschaM, aks das Wchkl'agen von
Frauen, die ükcr ihre gefabenen Männer. Söhne. (Väter und 6e-
(Mifen weinen.
(Unterdrückung ohne <6nade. eine scharfe kurze (Weigerung,
eines jeden (Versuches zum (Unterhandeln. unaufhörliches -Ängreifen
und (Verfolgen. das muß englische (pobtlk sein.
Wenn die Suren in sulukand einrücken, dann faßt uns ' zuge-
stehen, daß die ?ukus in Transvaak einfakken. wo wir^nsere
eigene Truppenmacht nicht entsaften Können, und wen»?
di^.Frauen der Suren darunter zu leiden haken,
dann mögen sie Kedenken. daß sie es gewesen'
sind, die ihre Männer zum Uampf angefeuert
haken!
Wenn wir die Suren erst kesiegt haken,
sokk im Freistaat und TransvaakVdie
Kritische Uraft das Surengezüchi
vernichten und das Zand
kfutroth färKen, damitz
das^Sras fchnetser.
^wachse."
Je — desto
von einem gewissen Standpunkt aus
politisch-philosophische GedanKenschnipfel aus dem
Chinesischen des Ober-Mandarinen 0on-ku-8ian§
Fe dehnbarer ein Gesetz ist, desto besser ist
es — von einem gewissen Standpunkt aus.
Fe öfter der Einzelne eingesperrt wird,
desto glänzender ist für das wohl der
Gesammtheit gesorgt — von einem ge-
wissen Standpunkt aus.
Fe höher ein Beamter im Rang steht,
desto kräftiger darf er sich blamiren —
von einem gewissen Standpunkt aus.
Fe tiefer ein Mensch in Bureaukratis-
mus versunken ist, desto besser urtheilt
er über das praktische Leben — von
einem gewissen Standpunkt aus.
Fe mehr eine Regierung vor der par-
lamentarischen Mehrheit katzbuckelt, desto
hoheitsvoUer steht sie da — von einem
gewissen Standpunkt aus.
Fe dichter die Kunst von Fallstricken
und Fußangeln umgeben ist, desto herr-
licher kann sie sich entwickeln — von
einem gewissen Standpunkt aus.
In der bayrischen Kammer hat der Ab-
geordnete, Pfarrervr. Zimmern, gesagt:
„Ich bin fest überzeugt, wenn die Griechen
nicht in einem so warmen Land gelebt
hätten, sondern bei uns, wo man mehr
Kleider ertragen kann, hätten sie nicht
jo viel Nacktes dargestellt."
Ei, Hochwürden, dann wäre es doch das
Einfachste, Sie würden sich mit Ihren prüden
Gesinnungsgenossen dorthin begeben, wo man
noch mehr Kleider „vertragen" kann, als
bei uns, zu deu Eskimos und Samojeden, oder-
gleich an den Nordpol; dann wäre Ihnen
und uns gründlich geholfen! Als Asyl meist-
bekleideter Sittlichkeit gönnen wir Ihnen den
Nordpol von Herzen; zu einer gemüthlichen
Bockpartie wären Sie uns ab und zu in Mün-
chen ebenso herzlich willkommen.
Vas englische Her;
[nicht signierter Beitrag]: In Berlin ist von der linken Hälfte...
Monogrammist Frosch: Flotten- und Kanalvorlage
Monogrammist Frosch: Das englische Herz
Fritz Frh. v. Ostini: Je - desto. Von einem gewissen Standpunkt aus
[nicht signierter Beitrag]: Eugen der Freihändler
[nicht signierter Beitrag]: In der bayrischen Kammer hat der...
Josefus: Das österreichische Sprachengesetz
Monogrammist Frosch: Flotten- und Kanalvorlage
Monogrammist Frosch: Das englische Herz
Fritz Frh. v. Ostini: Je - desto. Von einem gewissen Standpunkt aus
[nicht signierter Beitrag]: Eugen der Freihändler
[nicht signierter Beitrag]: In der bayrischen Kammer hat der...
Josefus: Das österreichische Sprachengesetz