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Jugend: Münchner illustrierte Wochenschrift für Kunst und Leben — 5.1900, Band 2 (Nr. 27-52)

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Nr. 42 (??. Oktober 1900)
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Nr. 42 (Redaktionsschluss: 3. Oktobei 1900)

JUGEND

1900

Herausgeber: Dr. GEORG HIRTH; verantwortlicher Redakteur: F. von OSTINI; G. HIRTH’s Kunstverlag, verantwortlich fiir Jen Inseratenteil: G. EICH.M\NN, »ämmtiich in München.

L’ruck von KNORR & HIRTH, Ges. m. beschr. Ha tung m München,

/.LEE RECHTE V ORBEH AE TRM,

Saharet in München

„Dös weim's könnten, Frau Huberl"

Walther Caspari

An Saharet

0 lvunderweib, Du Einzig Eines,
Pikant und drollig und kokett!

Du Sappbo des geschwungenen Beines
Ö Saharet!

Du Wirbelwind aus Flor und Leide,
Ganz ohne ein Atom von Fett!

Du eminente Augenweide —

0 Saharet!

Dich malte Lenbachs großer Pinsel,

Der sich auf Schönheit doch versteht,
lind Dich besingt die ganze „Insel" —
© Saharet!

Im ganzen Dichterwalde keimt es,

Sie dichten förmlich um die Mett'
Gereimtes und viel Ungereimtes
An Saharet!

Die allergrünsten Lebejungen,

Die greisen ©nkels vom Ballet,

Sie Alle stammeln Huldigungen
An Saharet!

Doch auch der ernste Biedermeier,

Der nimmer schwärmt, wie ein Kadett,
Er wird zum lauten Vivatschreier
Für Saharet!

Ich lache höhnisch der Pedanten,

Und, war' ich nur der Kramer Alett,
Ich schickte kiloweis Brillanten
An Saharet!

So zappeln wir an Deiner Angel,

Du ziehst uns an, wie ein Magnet,
lind füllst die leersten Tingeltangel —
0 Saharet!

vergeblich krümmt der arme Schlucker,
Der'Schlangenmensch, sich auf dem Brett,
Sie sehen durch die Operngucker
Nur Saharet!

vergeblich singen die fünf Sisters
Ihr allerprickelndstes Ouintett —

Ist Einer hent verliebt, so ist er's
In Saharet!

vergeblich zeigt sich die Ehanteuse
Im reduzirtesten Torsct,

Man spart sich sein Applausgetöse
Für Saharet!

vergeblich schwitzt aus allen Poren
Der Tlown, der Inggler, der Athlet —

Man hat nur Hände, Augen, 0hren
Für Saharet!

0 sprecht, worin beruht der Zauber,

Daß sie uns so den Kopf verdreht?

Ist's blos, weil sie so nudelsauber,

Die Saharet?

Ist's ihres Mienensxieles Drastik,

Zugleich verwegen und diskret?

Ist's nur die Tanzkunst und Gymnastik
von Saharet?

Mir tonte meine cbose! Ein Seifensieder,
lver lange fragt, warum sie nett? —

Und heute Abend geh' ich wieder
Zur Saharet!

Biedermeier mit si

„Les Tscheques au XIX sifccle“

Alles, was die süßen Tschechen von den Deut
scheu und deutscher Kultur profitirt haben,
wird in diesem reich illustrirtcn Prachtwerk auf
Französisch erzählt, selbstverständlich unter
sorgfältiger Vermeidung irgend einer Anspielung
auf die deutsche Quelle aller dieser Wunder-
dinge. Es ist ein Denkmal der Verlogenheit und
Undankbarkeit, ein widerliches Bauchkriechen vor
den präsumtiven Todfeinden Deutschlands. Armes
Volk, das seine Zivilisation beginnt, indem cs
den Ursprung seines erborgten Glanzes verleugnet
Einstweilen müssen die Tschechen, um sich in einer
ihnen geläufigen Knltursprache verständlich zu
machen, nicht nur im österreichischen Reichsraih,
sondern auch auf internationalen Kongressen
deutsch reden. Sie sind und bleiben eben doch
die Hintersassen der deutschen Kultur; vor der
Ans,Zeichnung, V o r d e r s a s s e n unserer Kultur zu
werden, und sich trotzdem unserer A ch t u n g für
ihre Eigenthümlichkeiten zu erfreuen, bewahren sie
sich durch lächerliche Großmannsncht und grenzen-
lose, haßerfüllte Undankbarkeit. Ohne diele
Unarten würde vielleicht heute schon das
Tschechische bei »ns — Modesache sein.

IKilarias

Schüttelreim
Es tröstet süss der M i n a
Den Krieger, der nach

Voigt

Kuss
China muss.

Das Deutsch tlium und die ,„lugend“ haben
einen schweren Verlust erlitten: am 8. Okt.
starb plötzlich in Prag unser treuer Freund
und Mitarbeiter Josef Willomitzor,
Chefredakteur der ,Hohemia‘. Seine Bei-
trüge erschienen in der „Jugend“ theilweise
unter Decknamen, wie ,Bohemund‘, ,Loki‘,
,Willo‘ und ,Josefus‘.
Register
O. Voigt: Schüttelreim
Walter Caspari: Saharet in München
Pater Hilarius: Les Tschèques au XIX. Siècle
Redaktioneller Beitrag: Redaktionelle Notiz
Biedermeier mit ei: An Saharet
 
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