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Jugend: Münchner illustrierte Wochenschrift für Kunst und Leben — 5.1900, Band 2 (Nr. 27-52)

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Nr. 47 (??. November 1900)
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Nr. 47

JUGEND -

1900

STRASSEN LEBEN
iIN SUVA PEST e

Zeitungsmeldung

Die Budapester Universitätssln
deute» habe» ihren weiblichen Col-
legen gegenüber ein nngualificirbares Be-
nehmen gezeigt und sich von diesem in
keiner Weise abbringen lassen. Darauf-
hin haben die Mütter mehrerer Student-
innen den Entschluß gefaßt, sich als außerordent-
lich c Hörerinnen inscribiren zu lassen, um ihre
Töchter zu den Vorträgen zu begleiten und gegen
Insulten zu schützen.

Zum Prozess Pilsner

Hat ein Lager-- oder Pilsner- ,

Rausch das ganze Land erfaßt,

Daß nun neben diesem Hilsner
Alles andere verblaßt?!

China, Krüger und die Wahlen
Hier, wie in Amerika —,

Lammt den spanischen Skandalen
Sind uns plötzlich Hekuba . .!

„wohl die Augen von Luropen,"
Sprach Professor Masaryk,
„Schau'nauspise k." — D h n e Tropen -
Die Geschicht' Hab' ich jetzt dick!

Rieht der Knoten, wirr verschlungen,

Gb der saubre Leopold

Die zwei Mädchen umgebrungen

Und noch sonsten was gewollt —:

Rein, vom alten Iudenritus
Jene Dpferblutesmär
woben um fein Haupt den Mythus,
Machten ihn so populär . . .

„Schächter!" schäumte Doktor Bara,
Aufgeregter als ein Bull' . . .

Ach, es zeigt des Zortschritts Tara-
Mcter immer noch aus: Rull!

Glossen zur Maire Moedtke tvesterreichisches Marterl

Maxi

Die und jene Schmutzerei
Ist natürlich auch dabei,

Irgend etwas steht da schief,

Denn: Gestohlen ward ein Brief.

Und da steckt die Schmutzerei,

Denn zum Stehlen braucht cs drei!
Einen Dieb, der stehlen kann,

Einen Hehler und zum Rest
Brauchts dazu noch einen Mann,

Der sich Etwas stehlen läßt —
Manchmal ist der Letztere
Gar nicht der Geschätztere!

wenn man Luch Feinde unsres Reiches schilt,

So wollt Ihr immer schwer beleidigt scheinen —
Warum Euch dann als Grund zuni Jubeln gilt,
Was unserm Lande gilt als Grund, zu weinen?

„Ein Panama — in Miniatur",
So nennen sie höhnisch die Lhose -
Im Gegentheil: der Fall ist nur
Line Dummheit, doch eine große!

Mit Unrecht lohnt die Welt das Gute blos —
So treibt's der „vorwärts" hier auch als

Glosiator:

Er prügelt wild auf Herrn von woedtte los,
Auf seinen allerbesten Agitator!

Der Herr Kaplan Prinz Max von
Sachsen, hat unlängst in Planen ita-
icnischen Arbeitern gepredigt und sie
wr dem Verkehr mit den infideli, d. h.
)e» Nichtkatholiken, im Lande gewarnt.
Hübsch, wenn ein deutscher Prinz aus
agierendem Hause die Mehrheit seiner
öandSlente derart einschätzt, daß ein
talienischer Ziegelstreicher nicht mit ihnen
lerkehren soll! Da wird der Herr Kaplan
a noch zu Lebzeiten heilig gesprochen
verden!

blerr Roderts muss beim Lurenfangen
Loch stets für seine Fuhren bangen.

Dier ruht ein zisleithauijcher Minister,

An Sprachverstopfung jäh gestorben ist er.

Saß am Ministerstuhl sechs Monat Tag und Nacht
Und hat trotz aller Müh' doch nichts zuwcg

gebracht.

Das böhmische Staatsrecht hat man ihm zu

guter Letzt

Gar noch als ein heilsam Itlystier versetzt -
So was verträgt ja nicht einmal ein Aoß,
Drum kam der Arme rasch in Abrahams Schoß.
Nur muß er leider geistern früh und spat,
weil er sich noch nicht ganz entschieden hat,

Gb er mit 6de, mit Iestem oder Dierl
Sich melde an der Dimmelsthiir.

Deiliger Sankt Petrus, geh', erbarm' Dich sei»
Und laß' ihn trotzdem in den Dimmcl ein!
Gemischtsprachig hat er lang sich abgequält
Im Diesseits, bis er war entseelt —

Ich glaub', ihm leucht't am Ehesten das ewige Licht,
wenn er im Ienseits überhaupt nichts spricht.

X,«urln

Programm einer Tiroler Legrerconferen;

Vorsitzender: Herr Pfarrer.

1. Einleitung: Gebet zum heiligen Geist, gesprochen
vom Oberlehrer.

2. Verlesung der Fastendispens.

3. Vortrag über den Elementarunterricht,
mit besonderer Rücksichtnahme auf die
Heranbildung tüchtiger Ministranten und
Chorknaben.

4. Eventuelle Anträge, Namensnennung
freiheitlich oder nationalgesinnter Mit-
glieder des Lehrkörpers rc.

5. Dankgebet für das in dieser Conferenz
erzielte Nützliche.

6. Schluß: Vaterunser. -n,i~

F. Scholl

79o
Register
Laurin: Grabschriften und Marterln
[nicht signierter Beitrag]: Glossen zur Affaire Woedtke
Maxl: Zum Prozeß Hilsner
Walter Caspari: Straßenleben in Budapest
Fritz Scholl: Die chinesischen Wirren in Schüttelreimen
[nicht signierter Beitrag]: Der Herr Kaplan Prinz Max von Sachsen...
[nicht signierter Beitrag]: Programm einer Tiroler Lehrerkonferenz
[nicht signierter Beitrag]: Zeitungsmeldung
 
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