19Ö0
JUGEND
Nr. 48
Lin Dreimä'nnergrab
Bier unter diesem Denkmal aus Dum-Dum-
Geschosten modert ein Trifolium:
Ein Staatsmann, ein Abenteurer und ein
Spekulant,
Alle drei zusammen eine Aaubersband'.
Der Thamberlain. der Iameson und dev Rhodes
Sind halt auch erblaßt im Arm des Todes,
weil im Diesseits sie nichts mehr zu stehlen
fanden.
Sind diese drei Ttnmpane Schanden
Balder erst vor wenigen Wochen
Ganz unverzagt in's jenseits eingebrochen!
Doch that Sankt Petrus ihnen eine große Tück':
Schob flink den Riegel vor — fetzt können's
nit mehr z'riick!
klein Roberts die drei Gentlemens befreit,
8ie hocken in der Mausfall' für alle Ewigkeit l
wir find sie los — herüben hat man sie
begraben;
Doch thut der liebe Gott mir leid —
Der muß sie drüben ewig haben!
Laurin
Schiller — Anarchist!
Nach dem „Deutschen Adelsblatt" ist auch
Schiller zu den Anarchisten zu zählen, da
er im „Dell" offen den Meuchelmord verherrliche.
— Das „Adelsblatt" hat hier den Finger auf eine
offene Wunde gelegtI Der sogenannte National
dichter der Deutschen ist noch mehr als Anarchist!
Im „Lied an die Freude" verherrlicht er die kom-
munistischen Tendenzen: „Unser Schuldbnch
sei vernichtetl" — Mit welcher Gier sieht er
schon die Geldschränke Rothschilds anfgcsprengt
und ruft aus: „Seid umschlungen, Millionen!'
— Einstweilen aber scheint er mit den Zech-
prellern identisch zu sein, wenn er in „Resig-
nation" spöttisch sagt: „Ich zahle Dir in
einem andern Leben." Im übrigen räth er
zum Diebstahl („Geheiinniß"): „Entwenden
mußt Du oder raubenl" — zur Nahr-
nngsMittelfälschung: „Darum schaffen w'r
erfindend Ohne Wcinstock uns den Wcinl" —
Den Gipfel der Jmmoralität erklimmt er, weirn er
(im „Kampf") in die Worte ausbricht:
„Laß mich fündigen!"
Und ein solcher Dichter wird in den Schulen
gelesen! l _ st.
Der Bureaukrat
Rennt Ihr die Mär:
Es war ein Bär,
Der diente wie ein Pudel treu
Dem Rlausncr in der Rlausnerei.
Als nun an einem heißen Dag
Der Rlausncr tief in Schlummer lag,
Da setzte sich voll Ducke
Auf seinen Schädel eine Mücke.
Der treue Bär nahm einen Stein
Und schmiß die Mücke kur; und klein
Und — seinem Herrn den Schädel ein. —
Ganz wie der Bär
In dieser Mär'
Erscheint mir auch der Bureaukrat,
Der ohne Maß und ohne Ziel
Mit allzuviel
Des Eifers dient dem deutschen Staat:
Er gäb sein Leben, gäb sein Blut
Für dieses schöne Institut,
Und schmeißt er's auch einmal caput,
So meint er's immer treu und gut,
wie jener Bär
In jener Nlär'. ki-ki-ki
Zigeuner-Dämmerung
Die ungarischen Zigeuner sollen nun end-
giltig colonisirt werden, da die Regierung hierin
den einzigen Ausweg gegenüber den immer zahlreicheren
Diebstählen erblickt.
Die von der Tatra zum Bakony
Ihr unstät schweift, ohn' Rast und Ruh'n,
Und hier ein Schwcinchen nehmt, dort — hony
Soit, qui mal y pense! — ein Huhn;
Euch zu entwöhnen aller Laster
Hilft nur ein Mittel sicher schnell:
Der Steuer- und der wahlkarastcr —
3ic dixit Loloman v. Szelll
Die kaum ein Hüttlein Euer eigen
Ihr nennt, gedeckt mit kargem Stroh,
Und doch mit Euren wundcrgeigcn
Entflammt die Herzen lichterloh;
Ihr Weiber, die Ihr aus den Runen
Der Hand die Zukunft klingen hört
Und selbst den Leidenschafrimmunen
Durch Euren Fieberblick berhört:
Hört auf, das Lymbal wild zu hämmern
Und spielt ein thräncnfcucht poöm. . .1
So muß denn auch das Ende dämmern
Dem Ur- und Vorbild der Boheme!
Gebt Acht — bald habt Ihr ausgefiedclr,
Bald stirbt der Llarinctte Schrei,
Seid Ihr erst flttig angesiedelt,
Ihr Beduinen des Dokay!
Dann tragt Ihr sicher in der Mehrzahl
Gewänder, statt des bunten Rrams,
Und höchstens rauschen im Loncertsaal
Zigcuncrwciscn, — doch von Brahms!
Nur fraglich, — wenn Euch zu Magyaren
Gemodelt hat der Zahn der Zeit:
Ob Ihr dann weniger Barbaren
Geworden, als gewesen seid? MaxI
Die Weimarer Brillen
Db Goethe kurz- oder weitsichtig war,
Sucht man mit Eifer zu ergründen. —
Lest seine Merke, und sie werden klar
lind besser als zwei Brillen künden,
Daß Goethe immer wunderbar
Weitsichtig bis zum Ende war. Ist
Aus Aonitz
Frau: „Ach, Herr Dokter, ick habe so ne
Angst: ick habe jehört, die Welt seht nu bald
unuer I"
Doktor: „Na lassen So man, Neyern, wir
erlcbcn's nich mehr: erst müssen doch noch die
tausend llleineidsprozesse hier erledigt sein."
Der neue Mttarch
Einen Polizeibeamten und einen berüch-
tigten Bankier verband eine seltene Freund-
schaft. Letzterer klagte einst über gehabte Un-
annehmlichkeiten.
„2lch, wie mir das leid rhut!" bedauerte
der Beamte, „da will ich den 2lugurcn spielen —
ich weissage Ihnen, daß die Sache gut ausgeht."
„wackrer Freund," erwiderte der Bankier
mir warmem Händedruck, „und ich weissage
Ihnen, daß Sic sich niemals in Nöthen be-
finden werden!"
807
„Die Rriminalpolizei in -k.," meinte ein
Zcitungslescr, „muß doch recht viel in so
unreinlichen Sachen herumstochern."
„Drum hat sie auch," erwiderte ein an
derer, „so viel Dreck am Stecken."
„Hast net g'lescn," sagte ein Lafehaus
gast zu einem andern, „wie der Felix Dahn
in der Vorlesung so schneidig gegen de» Ly
zantinismus losdsnncrt hat und wie er die ver-
schiedenen Hohcnzollcrn charakterisirt hat?"
„Sakra, die Schneid! Und was hat er den»
nacha vom jetzigen Raiscr g'sagt!"
„rrixl"
Prinz Max von Sachsen war schon als
kleiner Rnabe sehr wißbegierig und hatte schon
damals eine große Vorliebe für das Fran-
zösische.
Einst fragte er seinen Hofmeister, was
snkant tsrribls bedeute.
„Das ist," erläuterte der Pädagoge, „ein
Rind, welches durch allerlei Reden seine Ange
hörigen in große Verlegenheit bringt."
Als walderfee in Genua das Schiff be-
steigen wollte, fragte man ihn:
„weshalb nehmen sie den Degen mit?"
Damit ich in die See stechen kann," -
antwortete schlagfertig der große Feldherr
In einer Berliner Schule wollte der Leh-
rer das Märchen von den Stcrnthalern
besprechen.
„2llso, wie heißt die schöne Geschichte, wo
ein kleines Mädchen, Hemdlein, Sterne, Dha-
lcr u. s. w. Vorkommen? Nun, Stern —
Stern —"
„Sternberg!" brüllten die Großstadtkindcr.
JUGEND
Nr. 48
Lin Dreimä'nnergrab
Bier unter diesem Denkmal aus Dum-Dum-
Geschosten modert ein Trifolium:
Ein Staatsmann, ein Abenteurer und ein
Spekulant,
Alle drei zusammen eine Aaubersband'.
Der Thamberlain. der Iameson und dev Rhodes
Sind halt auch erblaßt im Arm des Todes,
weil im Diesseits sie nichts mehr zu stehlen
fanden.
Sind diese drei Ttnmpane Schanden
Balder erst vor wenigen Wochen
Ganz unverzagt in's jenseits eingebrochen!
Doch that Sankt Petrus ihnen eine große Tück':
Schob flink den Riegel vor — fetzt können's
nit mehr z'riick!
klein Roberts die drei Gentlemens befreit,
8ie hocken in der Mausfall' für alle Ewigkeit l
wir find sie los — herüben hat man sie
begraben;
Doch thut der liebe Gott mir leid —
Der muß sie drüben ewig haben!
Laurin
Schiller — Anarchist!
Nach dem „Deutschen Adelsblatt" ist auch
Schiller zu den Anarchisten zu zählen, da
er im „Dell" offen den Meuchelmord verherrliche.
— Das „Adelsblatt" hat hier den Finger auf eine
offene Wunde gelegtI Der sogenannte National
dichter der Deutschen ist noch mehr als Anarchist!
Im „Lied an die Freude" verherrlicht er die kom-
munistischen Tendenzen: „Unser Schuldbnch
sei vernichtetl" — Mit welcher Gier sieht er
schon die Geldschränke Rothschilds anfgcsprengt
und ruft aus: „Seid umschlungen, Millionen!'
— Einstweilen aber scheint er mit den Zech-
prellern identisch zu sein, wenn er in „Resig-
nation" spöttisch sagt: „Ich zahle Dir in
einem andern Leben." Im übrigen räth er
zum Diebstahl („Geheiinniß"): „Entwenden
mußt Du oder raubenl" — zur Nahr-
nngsMittelfälschung: „Darum schaffen w'r
erfindend Ohne Wcinstock uns den Wcinl" —
Den Gipfel der Jmmoralität erklimmt er, weirn er
(im „Kampf") in die Worte ausbricht:
„Laß mich fündigen!"
Und ein solcher Dichter wird in den Schulen
gelesen! l _ st.
Der Bureaukrat
Rennt Ihr die Mär:
Es war ein Bär,
Der diente wie ein Pudel treu
Dem Rlausncr in der Rlausnerei.
Als nun an einem heißen Dag
Der Rlausncr tief in Schlummer lag,
Da setzte sich voll Ducke
Auf seinen Schädel eine Mücke.
Der treue Bär nahm einen Stein
Und schmiß die Mücke kur; und klein
Und — seinem Herrn den Schädel ein. —
Ganz wie der Bär
In dieser Mär'
Erscheint mir auch der Bureaukrat,
Der ohne Maß und ohne Ziel
Mit allzuviel
Des Eifers dient dem deutschen Staat:
Er gäb sein Leben, gäb sein Blut
Für dieses schöne Institut,
Und schmeißt er's auch einmal caput,
So meint er's immer treu und gut,
wie jener Bär
In jener Nlär'. ki-ki-ki
Zigeuner-Dämmerung
Die ungarischen Zigeuner sollen nun end-
giltig colonisirt werden, da die Regierung hierin
den einzigen Ausweg gegenüber den immer zahlreicheren
Diebstählen erblickt.
Die von der Tatra zum Bakony
Ihr unstät schweift, ohn' Rast und Ruh'n,
Und hier ein Schwcinchen nehmt, dort — hony
Soit, qui mal y pense! — ein Huhn;
Euch zu entwöhnen aller Laster
Hilft nur ein Mittel sicher schnell:
Der Steuer- und der wahlkarastcr —
3ic dixit Loloman v. Szelll
Die kaum ein Hüttlein Euer eigen
Ihr nennt, gedeckt mit kargem Stroh,
Und doch mit Euren wundcrgeigcn
Entflammt die Herzen lichterloh;
Ihr Weiber, die Ihr aus den Runen
Der Hand die Zukunft klingen hört
Und selbst den Leidenschafrimmunen
Durch Euren Fieberblick berhört:
Hört auf, das Lymbal wild zu hämmern
Und spielt ein thräncnfcucht poöm. . .1
So muß denn auch das Ende dämmern
Dem Ur- und Vorbild der Boheme!
Gebt Acht — bald habt Ihr ausgefiedclr,
Bald stirbt der Llarinctte Schrei,
Seid Ihr erst flttig angesiedelt,
Ihr Beduinen des Dokay!
Dann tragt Ihr sicher in der Mehrzahl
Gewänder, statt des bunten Rrams,
Und höchstens rauschen im Loncertsaal
Zigcuncrwciscn, — doch von Brahms!
Nur fraglich, — wenn Euch zu Magyaren
Gemodelt hat der Zahn der Zeit:
Ob Ihr dann weniger Barbaren
Geworden, als gewesen seid? MaxI
Die Weimarer Brillen
Db Goethe kurz- oder weitsichtig war,
Sucht man mit Eifer zu ergründen. —
Lest seine Merke, und sie werden klar
lind besser als zwei Brillen künden,
Daß Goethe immer wunderbar
Weitsichtig bis zum Ende war. Ist
Aus Aonitz
Frau: „Ach, Herr Dokter, ick habe so ne
Angst: ick habe jehört, die Welt seht nu bald
unuer I"
Doktor: „Na lassen So man, Neyern, wir
erlcbcn's nich mehr: erst müssen doch noch die
tausend llleineidsprozesse hier erledigt sein."
Der neue Mttarch
Einen Polizeibeamten und einen berüch-
tigten Bankier verband eine seltene Freund-
schaft. Letzterer klagte einst über gehabte Un-
annehmlichkeiten.
„2lch, wie mir das leid rhut!" bedauerte
der Beamte, „da will ich den 2lugurcn spielen —
ich weissage Ihnen, daß die Sache gut ausgeht."
„wackrer Freund," erwiderte der Bankier
mir warmem Händedruck, „und ich weissage
Ihnen, daß Sic sich niemals in Nöthen be-
finden werden!"
807
„Die Rriminalpolizei in -k.," meinte ein
Zcitungslescr, „muß doch recht viel in so
unreinlichen Sachen herumstochern."
„Drum hat sie auch," erwiderte ein an
derer, „so viel Dreck am Stecken."
„Hast net g'lescn," sagte ein Lafehaus
gast zu einem andern, „wie der Felix Dahn
in der Vorlesung so schneidig gegen de» Ly
zantinismus losdsnncrt hat und wie er die ver-
schiedenen Hohcnzollcrn charakterisirt hat?"
„Sakra, die Schneid! Und was hat er den»
nacha vom jetzigen Raiscr g'sagt!"
„rrixl"
Prinz Max von Sachsen war schon als
kleiner Rnabe sehr wißbegierig und hatte schon
damals eine große Vorliebe für das Fran-
zösische.
Einst fragte er seinen Hofmeister, was
snkant tsrribls bedeute.
„Das ist," erläuterte der Pädagoge, „ein
Rind, welches durch allerlei Reden seine Ange
hörigen in große Verlegenheit bringt."
Als walderfee in Genua das Schiff be-
steigen wollte, fragte man ihn:
„weshalb nehmen sie den Degen mit?"
Damit ich in die See stechen kann," -
antwortete schlagfertig der große Feldherr
In einer Berliner Schule wollte der Leh-
rer das Märchen von den Stcrnthalern
besprechen.
„2llso, wie heißt die schöne Geschichte, wo
ein kleines Mädchen, Hemdlein, Sterne, Dha-
lcr u. s. w. Vorkommen? Nun, Stern —
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„Sternberg!" brüllten die Großstadtkindcr.