Nr. 49
• JUGEND
1900
Die Siegerin
Sie: „Zst es wahr, was man mir sagt: daß ich so klassisch geschwungene Augenbrauen besitze?" — Lr: „Za, wahre Triumphbogen."
Vas Präsidium
Eine Stimme für Li-Hung-Dfchang
Lin Witzbold wählte fiir's Präsidium
Den Li-Hung-Tschang, entgegen aller Sitte;
wir haben dock schon Ballestreiii, warum
Zwei Präsidenten ans dem „Reich der Mitte?"
An Singer
Repräsentiren willst Du nicht,
Gehörst nicht zu den „Schranzen" —
Na, w i r sind auch nicht d'rauf erpicht,
Nach Deiner Pfeife zn tanzen!
2lbg. Förster (Sachsen) an Frege
© Herr ron Frege, — anstatt Li
Hung-Tsckang, — der sich durch Perfidie
verscherzt wohl alle Sympathie,
Hast Du das Amt nun in Regie,
Doch Frege — frag' mich nur nicht: „wie?"!
Graf Lallestrem
Nun, Lxcellenz, nun heißt es excelliren,
Mich dünkt, es steht ein schwerer Strauß bevor!
versteht Ihr's, exeellent zn prästdiren,
Heißt's dann am Lnde gar: Lxoelsior!
Lu.
Nomen — omen
Don „Lhina-Kosten" jetzt man spricht, —
Ls Klingt in allen Weisen. ..
Wenn nur nach soviel Kosten nicht
Man Lust kriegt... zum verspeisen —!
Li
Der neue Mitarch
Heine wurde gefragt, ob es ihn denn nicht
kranke, daß selbst ein halbes Jahrhundert
nach seinem Tode ihm, dem meistgesungenen
Dichter, kein Denkmal gesetzt werde.
Heine lachte.
„Hab' ich doch schon Dutzende von Denk-
mälern gesehen, bei denen ich mir sagen mußte:
Ich weiß nicht, was soll es bedeuten!"
Ein Bursche hatte von seinem Meister
einen Esel zum Lohn erhalte».
wenn er sagte: „Es'lein streck Dich!"
so ließ dieses eine Menge Goldes und Silbers
zu Loden fallen.
„Ach," seufzte ein zuschauender „ Unver-
antwortlich er Rath geber" aus hohe»
Rreisen, „wenn doch die Reichstagsabge-
ordneten nur auch so folgsam wären!"
Goewe und Maubke!
In einer Sittlichlreitsvetsammlung zu Solingen
schimpfte der evangelische Pfarrer Waubke über den
Goethebund, besonders über Sudermann, Haupt-
mann u. s. w., deren realistische Litteraturprodukte
künstlerische Lügen seien, die einem ausgebrannten
.Gehirne entsprungen wären. Unter der Devise
„Für Bildung und Freiheit" kämpften diese litterar-
ischen Gernegrößen, unterstützt von Zeitungen und
Zeitschriften, angefangen von der „Zugend" bis zur
„Kölnischen Zeitung", für das sinnlich Gemeine.
Es sei freventlich, wenn der Bund, der die Ver-
sumpfung der Kunst anstrebe, sich „Goethe-
bund" nenne. Goethe möge wohl in der Zugend
gefehlt haben, später aber sei er wieder zurückgekehrt
zum Erhabenen, zum Guten, zu Gott und d e r Ki rch e.
Goethe's „Faust" hat nichts gemein mit den Mach-
werken eines Sudermann. Um Goethes willen laßt
uns darum kämpfen gegen den Goethebund!
Wir nehmens Dir ja gar nicht übel,
Ls ist nun mal Dein Lebenszweck!
Du führst nun mal im gleichen Kübel
Das Salböl und den Straßendreck!
Rur zu, Herr Pfarrer, immer munter,
Verleumde uns, so viel Du magst!
Legst Du nichts aus, so leg' was unter,
wenn Du von unserm Wirken sagst!
Schimpf' aus die Kunst und auf die „Jugend",
Auf Hauptmann, Ibsen, Sudermann,
Und streiche Deine Muckertugend
Mit Himmelblau und Rosa an!
Sag ihnen, daß wir sie vergiften
Mit meuchlerischer Satanslust,
In unfern Bildern, unfern Schriften —
Du thust ja doch nur, was Du mußt!
822
• JUGEND
1900
Die Siegerin
Sie: „Zst es wahr, was man mir sagt: daß ich so klassisch geschwungene Augenbrauen besitze?" — Lr: „Za, wahre Triumphbogen."
Vas Präsidium
Eine Stimme für Li-Hung-Dfchang
Lin Witzbold wählte fiir's Präsidium
Den Li-Hung-Tschang, entgegen aller Sitte;
wir haben dock schon Ballestreiii, warum
Zwei Präsidenten ans dem „Reich der Mitte?"
An Singer
Repräsentiren willst Du nicht,
Gehörst nicht zu den „Schranzen" —
Na, w i r sind auch nicht d'rauf erpicht,
Nach Deiner Pfeife zn tanzen!
2lbg. Förster (Sachsen) an Frege
© Herr ron Frege, — anstatt Li
Hung-Tsckang, — der sich durch Perfidie
verscherzt wohl alle Sympathie,
Hast Du das Amt nun in Regie,
Doch Frege — frag' mich nur nicht: „wie?"!
Graf Lallestrem
Nun, Lxcellenz, nun heißt es excelliren,
Mich dünkt, es steht ein schwerer Strauß bevor!
versteht Ihr's, exeellent zn prästdiren,
Heißt's dann am Lnde gar: Lxoelsior!
Lu.
Nomen — omen
Don „Lhina-Kosten" jetzt man spricht, —
Ls Klingt in allen Weisen. ..
Wenn nur nach soviel Kosten nicht
Man Lust kriegt... zum verspeisen —!
Li
Der neue Mitarch
Heine wurde gefragt, ob es ihn denn nicht
kranke, daß selbst ein halbes Jahrhundert
nach seinem Tode ihm, dem meistgesungenen
Dichter, kein Denkmal gesetzt werde.
Heine lachte.
„Hab' ich doch schon Dutzende von Denk-
mälern gesehen, bei denen ich mir sagen mußte:
Ich weiß nicht, was soll es bedeuten!"
Ein Bursche hatte von seinem Meister
einen Esel zum Lohn erhalte».
wenn er sagte: „Es'lein streck Dich!"
so ließ dieses eine Menge Goldes und Silbers
zu Loden fallen.
„Ach," seufzte ein zuschauender „ Unver-
antwortlich er Rath geber" aus hohe»
Rreisen, „wenn doch die Reichstagsabge-
ordneten nur auch so folgsam wären!"
Goewe und Maubke!
In einer Sittlichlreitsvetsammlung zu Solingen
schimpfte der evangelische Pfarrer Waubke über den
Goethebund, besonders über Sudermann, Haupt-
mann u. s. w., deren realistische Litteraturprodukte
künstlerische Lügen seien, die einem ausgebrannten
.Gehirne entsprungen wären. Unter der Devise
„Für Bildung und Freiheit" kämpften diese litterar-
ischen Gernegrößen, unterstützt von Zeitungen und
Zeitschriften, angefangen von der „Zugend" bis zur
„Kölnischen Zeitung", für das sinnlich Gemeine.
Es sei freventlich, wenn der Bund, der die Ver-
sumpfung der Kunst anstrebe, sich „Goethe-
bund" nenne. Goethe möge wohl in der Zugend
gefehlt haben, später aber sei er wieder zurückgekehrt
zum Erhabenen, zum Guten, zu Gott und d e r Ki rch e.
Goethe's „Faust" hat nichts gemein mit den Mach-
werken eines Sudermann. Um Goethes willen laßt
uns darum kämpfen gegen den Goethebund!
Wir nehmens Dir ja gar nicht übel,
Ls ist nun mal Dein Lebenszweck!
Du führst nun mal im gleichen Kübel
Das Salböl und den Straßendreck!
Rur zu, Herr Pfarrer, immer munter,
Verleumde uns, so viel Du magst!
Legst Du nichts aus, so leg' was unter,
wenn Du von unserm Wirken sagst!
Schimpf' aus die Kunst und auf die „Jugend",
Auf Hauptmann, Ibsen, Sudermann,
Und streiche Deine Muckertugend
Mit Himmelblau und Rosa an!
Sag ihnen, daß wir sie vergiften
Mit meuchlerischer Satanslust,
In unfern Bildern, unfern Schriften —
Du thust ja doch nur, was Du mußt!
822