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Jugend: Münchner illustrierte Wochenschrift für Kunst und Leben — 5.1900, Band 2 (Nr. 27-52)

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Nr. 52 (??. Dezember 1900)
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https://doi.org/10.11588/diglit.3411#0430
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1900

. JUGEND

Nr. 52

Ostasiatiscbe Schnalzer

Jetzt fait mcr in China,

Und zugchn rhut's bunt:
wir schwimmen im Blut,

Aber sonst san mer g'sund!

Und wenn mer grad' wissen
Nip G'scheiters zu treib»,

Dann thuli mer, daß 's a bisserl grus'lig

wird Hunnenbrief' schreib'» I

Der Tsching ulid der Tsung Rin,

Der wang und der Chan
San abdrahtc Schlanggcln
Und lügen uns brav an —

Neulich hat uns die Tsu-Tfi

Gar selba voll Gnad'n

Zum Fasching »ach Sianfu auf an Hofball

eing'lad'nl

Der Cuan, der Sakra,

Der zeigt uns die Feig'»,

Den Raubvogl häkk'n mer
Gar z'gcrn in der Steig»!
wir thät'n ihn g'fchwind köpfen,

Aber da hat's sei' G'frett —

Bevor er sl' net erwischen laßt, köpf'n

mer'n halt net!

Der Li-Hung-Tschang hat st'

Auf einmal krank g'meldr,

Natürlich wird nachg'fragt,
was dem Hascher wohl fehlt 7 —

Da schickt uns der Rainen
A freundlich'« Billet,

Daß der Li im linken Ghrwaschl 's Podagra hält l

Und i furcht' und i mein’ halt,
lind das macht mir oft bang:

Die G'schicht' mit John Lhinaman
Dauert viel z'lang!

Denn geht'» a so weiter,

'Rann passir'n allerhand —

So zum Beispiel, daß mer raufet wcrd'n

unter anand!

-.. IiUiiriii

Ons SüUbelmintje!

Doll Mitleid mit dem tapf'rcn Greis,

Lhr'st Du sein Haar, in Sorgen weiß,

Mns lVilhelmintje!

Ganz Deutschland schaut auf Dich voll Beid:
„Kein Fleck auf Deinem Konigskleid,"

Gns Mlhelmintje!

Gott segne Deinen edlen Sinn,

Du holde, junge Königin

Gns wilhelmintje!

Adalbert Börsen


Es waren einmal zwei Feen, eine gute und eine
böse. Die eine war jung und hübsch und hörte aut
den Namen Willi elmine, die andere war alt und . .
na, man kennt sie schon. njß jjjr(e

was je ein Dichter erdacht!

Molto: Wenn ein verliebtes Pärchen

Sich küßt in der Sommernacht, —
Das ist das schönste Märchen.
Das je ein Dichter erdacht!

lZcin»

wenn so ein schwarzer Genosse
In „Seelenfreiheit" macht,

Das ist die schönste Posse
Die je u. s. w.

wenn uns ein englisches Kabel
Dermeldet von siegreicher Schlacht —:
Das ist die schönste Fabel,

Die je u. s. w.

wenn Stern b erg einem M äd i
Linen ernsten Antrag macht —:

Das ist die s ch ö n st e K o m c d i,

Die je u. s. w.

wenn sich Herr Hoch würden stille
Zur Köchin schleicht — ganz sacht,

Das wird die schönste Idylle,

Die je u. s, w. Maxi

Klassisches Jeugniß

Die Prophezeiung des alten Homer: eaaeiat
. . . wird endlich in Erfüllung gehen.
Demnächst erscheint „Der Tag" im Verlage
von August Scherl G. in. b. H.

Kunstnachrichten

Am letzten Todtenfeste wurde in Dortmund
voit der Negierung zu Arnsberg die Aufführung
von Schillers „Maria Stuart" verboten, „weil
der zum Theil lustige Charakter des Dra-
ma's die Feier des Todtcnfestes störe".
Offenbar hat der Autor jenes Verbotes in der
Eile „Maria Stuart" mit „Im dame de chez
Maxime“ verwechselt. So bildet sich das König-
reich Preußen mit jedem Tage, mehr zur humor-
istischen Ecke in der deutschen Kultur-
geschichte aus.

In einer modernen Sammlung „Wurzeln,
Eine Jugend in Gedichten" von Josef Sch.,
selbstverständlich bei Schuster und Löffler
erschienen, findet sich in einem Gedichte „Auf
der Suche" folgende Stelle:

„Da lieg ich nun,

die wüste Stirn in einem Haufen Erde,
das letzte was mir blieb —
da lieg ich nun

und fühle nichts mehr von der Menschenheerde;
und fühle nur: jetzt wird er auf mich zücken
der Hintergott mit seinen stummen Blitzen
mir in den hingebäumten Rücken . ."

Gleich darauf heißt es weiter:

„Was zagst Du noch

mit Deinen Wund er Waffen?"

Es wäre interessant, zu wissen, ob damit
Hinterlader gemeint sind .?

Man schickt uns ans Leipzig eine, im Waaren-
haus von Urr> Gebrüder gekaufte Postkarte mit
einem schaudervoll gezeichneten Frauenzimmer, da-
runter die Verse:

Freudvoll und leidvoll,

Gedankenvoll sein,

Hangen und bangen
In wechelnder Pein,

Himmelhoch jauchzen — u. s. w.

Theodor Körner

Die Firma hat den Text dieser Karte offenbar
vom Stier von Ury redigiren lassen!

triiftipfiirflrtb

Der Zwerg Nase begegnete einem B c -
kannte n.

„Ja, wo hast denn Du dös Trumm Nasen
her?" fragte dieser erstaunt.

„In China Hab i an Diplomaten g'macht
bin aber wieder abzogcn!"

Die Hcpe sperrte den Cjäitsel in einen
Stall und fütterte ihn tüchtig, so daß er nichts
weniger als vom Fleisch fiel, wenn sie aber
nachschaucn wollte, ob er schon fett sei, streckte
er einen Knöchel heraus, daß die Hexe meinen
sollte, er sei noch zaunrappeldürr.

„Hansel," sagte Grethel einmal, „bist aber
Du a Schlaucherl I Du machst cs grad wie a
Agrarier, der an höher» Gctrcidzoll möchtl'

Die auf ihre Schönheit eitle, böse Stief-
mutter Schneewittchens konnte cs immer
kaum erwarten, bis die neueste Nummer der
„Woche" erschien, denn sie hoffte ihr Bild
darin zu finden.

2lls sie eines Tages wieder den Inhalt über-
flog, sah sie Schneewittchens Porträt darinnen.

„Na," athmcte sie auf, als sie die Repro-
duktion betrachtete, „da hätt' ich ja schön ein
gehen können!"

Es waren einmal Rinderlein, die er-
zählten sich Märlein. Und da erzählte eines
von einem mächtigen Reiche auf dem festen
Lande drüben, das werde beherrscht von !Nän
nern, die wenig sprachen und viel handelten
und niemandem nachliefen.

Die Rinder lachten ungläubig und fragten
die Ahne, ob das wahr oder ein Märchen sei.

Da lächelte die Groß mutter und sprach
„Es war einmal!"

877
Register
Signatur nicht identifiziert: Aus "Le Rire": Zwei Feen
Maxl: Was je ein Dichter erdacht
Adalbert Boysen: Ons Wilhelmintje
Arpad Schmidhammer: Illustrationen zum Text "Der neue Plutarch"
Laurin: Ostasiatische Schnalzer
Plutarch [Pseud.]: Der neue Plutarch
[nicht signierter Beitrag]: Klassisches Zeugniß
[nicht signierter Beitrag]: Kunstnachrichten
 
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