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Nr. 8

. JUGEND -

Ob ma 6eld bat oder Kerns

1901

Wer a Geld hat, der thut Depeschen schicken —

Und wer keins hat, dem thut's Lügen grad so glücken.
Es is Alles eins, es is Alles eins,

Gb ma Geld hat oder keins!

Wer a Geld hat, der kann Krieg führen —

Und wer keins hat, thut die Prügel grad so spüren.
Ls is Alles eins, es is Alles eins,

Gb ma Geld hat oder keins.

Singer, der IRepubUfcaner

warnend heb' ich meinen Finger:
Rinder, treibt es nicht zu dickl
Sonst macht uns der grimme Singer
Aus dem Reich 'ne Republik!

wie mit einer Fliegenklatsche
Haut er die Bourgeois zu Brei
Und von diesem Rladdradatsche
Rommt kein Dcurschgesinnrcr frei!

Und schon schimpft der kühne Degen
rnit des Marktweibs Meisterschaft,
Schimpft im Reichstag die Lollcgc»
„Hundsgemein und ekelhaft!"

Schlimm ja war cs, was zu diesen
Invcctiven ihn bewog:

Nämlich man hat nachgewiesen,

Daß Genosse Bebel log!

Daß bei jenem apokryphen,
Hausgemachten Tuckcr-Brief
(Ganz wie bei den Hunnenbriefen I)
Recker Schwindel unterlief!

Wer a Geld hat, der läßt Granaten machen — F- ScfloU
Und wer keins hat, der läßt fremde krachen.

Es is Alles eins, es is Alles eins,

Gb ma Geld hat oder keins!

Herr v. frege

als Präsident des Reichstags hat neulich geduldet, daß der Sozialist
Antrick einen nationalliberalen Collegen „ehrlos und gemein!" ge-
schimpft hat, und hat dies nicht gerügt.

Früher war Herr v, Frege nur auf der rechten Seite schwer-
hörig, jetzt scheint ihn das Uebel auch auf der linken Seite gepackt
zu haben.

Solches hat zu wildem Brülle»
Unserm Singer Paul genügt —
Schweigt nur still, um Gottes willen!
wenn der Bebel wieder lügt!

Sonsten werdet Ihr zerrissen
Und verspeist von Singer — und
Groß genug für solche Bissen
Ist wahrhaftig Singer's Mund!

Hermann

Volks-Hygiene

Der gegenwärtig in München tagende Verband Kneip fi-
sch er Aerzte hat an den Magistrat das Ersuchen gerichtet, ihm die
ungepflasterten Straßen Münchens, besonders die Lud-
wigstraße, bei eintretendem Thauwctter behufs Einrichtung
öffentlicher unentgeltlicher Moorbäder zu überlassen.
Der Magistrat ertheilte seine Genehmigung unter der Bedingung,
daß die Sittlichkeit nicht gefährdet und der Verkehr nicht gestört
werde.

Rlassisckes Teugniss

Gegenseitig erwäg' ich, welche Freunde
Sich Eduard aufbcwahrr . . .
Zudem, so hör' ich, hält» mit ihm der
Raiser,,

lShakespeare, Lduard III. 3, J.)

Scbnaderbüpferln

von der fßüncbencr Baucrnhircbwcib

Und der Bergstock is grad,
Und mei Nas'n is krumm,
Und die Männer san g'scheit,
Und die Weiber san dumm!

Drum haben s' in England
Ganz g'schwind über Nacht
Statt a Weibsen a Mannsbild
Zum König gemacht.

Und was für a Mannsbild!

In der Stadt und aufm Land
Ist jede Familie
Mit'm König verwandt!

Er busselt ganz England
Und Irland dazua
Und läßt net a mal
Die Franzosen in Rnah!

Wenn a Großmutter stirbt
Beim Bürger und Bau'r,

So haltet die Gmoa
Familientrau'r.

Und stirbt 'm Michel
Sei Großmutter weg,

So muaß 'r halt woan'n,

Sonst krieagt a sei Schläg'l

Und bringt ma sie z' London
Zur ewigen Rnah,

So schließen f in Münka
Die Theater fei zua!

Doch thuat drent in Wean
A Verwandt's das letzt G'schnaus,
So bleibat'n in Münka
Die Theater fei auf!

Denn Oest'reich is Oest'rcich,

Und England is Trumpf;

Und wenn's no lang regnet,

So steck'n wir im Sumpf,

Wir streicheln und busseln
Den wackern John Bull,

Und die Buren, die hauen
Die Jacken ihm vull,

Is der Fasching vorüber,

Hoaßt's fasten und spar'n;

Doch manche Leut spiel'n
's ganz Jahr durch den Narr'n!
Index
Hermann, Herrmann [Ostini]: Singer, der Republikaner
[nicht signierter Beitrag]: Klassisches Zeugniss
Fritz Scholl: Schüttelreime
Fritz Scholl: Ob ma Geld hat oder keins
Edgar Steiger: Schnaderhüpferln von der Münchner Bauernkirchweih
[nicht signierter Beitrag]: Herr v. Frege
[nicht signierter Beitrag]: Volks-Hygiene
 
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