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1901

. JUGEND

Nr. 25

Umcberzte Lorbemi

E. Wilke (München)

„Sixt, crazi, wann ma g'wußt hält', daß die G'schicht in China so guat nausgcht, ha«' ma leicht
mithatschen kinna. — Jetzt stand'n ma fei aa als Helden dal"

Besudelung geschützt ist. Durch das Wegfallen eines
Teppichs zeigt sich der Boden in der unverhüllten
Pracht seines ockergelben Oelanstrichs. Das Licht
fällt durch die Fenster in den Raum. —

Wo sollte es denn sonst hersallcn?

Wände (bei Tage!) eine feine, anheimelnde Farben-
harmonie. Auf dem Nachttisch ein Leuchter aus wei-
ßem Porzellan; die Geräthe im Nachttisch aus glei-
chem Material. Die Garderobe des Besitzers ist an
einem horizontalen, 57 cm langen Wandbrett aus
Nußbaumholz in zwei schwarzlackirten, eisernen
Hängehaken untergebracht! Alles athmet Behagen —
nichts Luxus! Der graue Wandanstrich entspricht der

Oer Saal der feste

Hier sollte der Begriff des unbeeinträchtigten Rau-
mes, des „Raumes an sich" so klar und deutlich
als möglich zum Ausdruck ge-
bracht werden. Kein Geräth ist
zu sehen, das die jungfräuliche
Nacktheit des Raumes irgend-
wie verhüllte. Seine Wände
weisen weiß ins Wesenlose.

Aehnlich der Plafond. Gerade
der Fußboden. In der Aus-
stattung wollte ich die Be-
grenztheit menschlicher Dar-
stellungsmittel zur Evidenz zei
gen. Darum fehlt sie ganz.

Oer Raum des Schlafen

Tiefe, weiche Dunkelheit lullt
Nachts den Müden in wohlige
Zchlummerslimmung. Aller
Prunk ist auch hier vermieden,
daraus hinweisend, daß der
Schlafende ja doch weltentrückt
in den Prächten des Traum-
landes schwebt. Das Bett ist
kurz, aber schmal und „nuß-
baum gestrichen"; der dunkle
Ton des Holzes gibt mit dem
blaugewürselten Plumeau-
Überzug und dem Gran der

„Geh, Adler, plagst Dich umasunst, — Der mag halt koa Berliner Kunst."

normalen Stimmung des Besitzers beim Erwachen
mit Haarweh.

Oer Raum der Reinheit

Wände in lichter Tünche mit aufgespritzter Mar-
morirung. Wanne aus Zink, einzig geschmückt durch
ihre natürlichen, krystallinischen Muster. Der Ofen
dient zur Erwärmung des Raumes. Er wird mit
naturfarbenen Steinkohlen geheizt.

Oer Raum der Unreinheit

Klein, aber stimmungsvoll.
An der Wand ein Cigarren-
kistchen mit kleingeschnittenen
Kunstzeitschristen. Der ganze
Raum athmet Beschaulichkeit,
eine Stimmung, die sich bis
zum Gefühl der Erlösung stei-
gert durch das jubelnde Him-
melblau des Wandanstrichs.
U. s. w. 1-1,«.

UJie reimt sich das
zusamm?

Ein Brief und Doinmp

Atkins,

w'e reimt sich das

zusamm?

Den Brief man stempelt
vorne drauf,
Den Arkins auf den

Hinter-Lauf.
So reimt sich das zusamm
Kilian
Index
Erich Wilke: Verscherzte Lorbeern
Kilian: Wie reimt sich das zusamm'?
Fritz Scholl: Dös frisst er ganz g'wiss net!
 
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