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Nr. 28

JUGEND

1901


G

Gin flßuscnstall — der hat uns noch gefehlt! Sein Rösslein, das er krumm und lahm gequält,

Nun kann so mancher von den Dichterknaben Huch noch zuletzt an einer Krippe laben.

Der feinste Herr

preisend mit viel schönen Reden
hre Thaten in Transvaal,
aßen viele Generale
Englands neulich beim Pokal.

Herrlich — sprach der edle Bull er —
Hab' ich immer depeschirt
Und im Lügen gibt es Keinen,

Der mit mir noch concurrirtl

Ich, so rief der große Roberts,

Ritter hoher Drden, aus,

Brannte tausend wackern Buren
Alles nieder. Hof und Häusl

Wo ich hintrat mit den Meinen
Blut und Leichen, Gluth und Dualrnl
Und das Land ist eine Wüste
Dhne Hütten, ohne Halm!

Ich — rief Kitchener — ich hauste
Aerger noch in jenen Gau'n:

Ihr, Ihr mordetet die Männer —

Ich die Kinder und die Zrau'n!

Eingepfercht in schlechte Löcher,

Dhne Rührung, sterben dort

Roch an fünfzig Stück vom Hundert —

Dieses, mein' ich, ist Rekord!

Da erhob sich unter Schmunzeln
Der mit Recht beliebte Zrench:

Ich — so rief er — bin von Allen
Doch der allerfeinste Mensch!

Andre brachen ihren Hals nur
5ür das Vaterland — i ch Hab'

Auch mein Ehrenwort gebrochen,
Das ich als Gefang'ner gab'!

War' ich jetzt ein blöder Genna»,

Statt des Britenheeres Perl',

Müßt' ich mich vor Schmach erschießen —
Bin ich nicht ein netter Kerl'?

Und es riefen Buller, Roberts,
Kitchener, unisono:

Mister Zrench, Ihr seid uns über,

Als ein Sch—alk in Zolio!

Kl-Ki-Ki

Starke Wirkung

,,L)em Kaiser muh das Bismarck-Denk-
mal gewaltig imponirt habe»!"

„Äieso?"

„kr war ganz — sprachlos!"

bravo HeymeU

Sommermeeting des Münchener Rennvercms.
Preis von Puchhof: A. w. Heymets „Not Out“,
Reiter Besitzer, Lrste.

Den wackeren sportsman muß ich loben,

Der selber sich tummelt im Sattel oben!

Das ist ein rechter Sieg nur, den er
Sich selber erficht und nicht sein Trainer
Und sein Iokey, der allenfalls
Um's liebe Geld riskirt den Dals:

Der selber was wagt und reiten kann,

Ist ein Manul

Ist mit dem Reiten, wie mit der Lyrik:

Ist auch ein Sport — aber ziemlich schwierig!
Und wenn ein Kämpfer im edlen Spiele
Den Kranz sich holen will am Kiele,

Lr selber aus seinem Pegasus
was Rechtes können und leisten muß.

Da schiebt ihn kein Delser und Trainer

-urch's Loch -

Sder doch?

Fred Archer

Falsche Karten

Wer jetzt noch nicht klar sieht, der ist entweder
ein Esel, oder er will nicht. Der österreichische
Hexenmeister, Herr von Koerber, hat cS zu Stande
gebracht, daß Deutsche und Czechen endlich einmal
sich vertragen. Aber Herr v. Koerber will nicht
g eg eit die Deutschen, so ivenig wie gegen die
Czechen, regieren, und er hat es abgelchnt, alü
Polizeibüttel gegen die „Los von Rom"-Bewegung
cinzuschreiteu, solange sie auf gesetzlichem Boden
bleibe; er hat diese Bewegung auf poli tische
Motive zurückgcführt und hat cs durchblickcn
lassen, daß Rom, wenn es nur will, jene
Bewegung mit einem einzigen deutfch-
sreunblichen Worte aus der Welt schassen
kann, — und siehe, da fällt sofort die Berliner
„Germania", die alte Jesuitenschwiegermutter, über
den österreichischen Minister her, als ob es sich um
ein Attentat auf ihre Jungfernschaft handelte!

Ja gewiß, die „Los von Rom"-Bewegung ist
nur ein schwaches Echo aus die deutschfeind-

liche und darum auch österreichfeindliche
Politik der Jesuiten; die ganze „Los von Rom"-
Bewegung — das weiß die „Germania" noch
viel besser als wir — würde nicht existiren,
wenn Rom sich einfach um das Seelenheil
seiner österreichischen Schäflein gekümmert, und
nicht eine in ihren Endzielen geradezu verwegene
Politik unternommen, ein mehr als unchristliches,
nämlich verbrecherisches Spiel mit den Natio-
nalitäten Oesterreichs und mit diesem Staate selbst
getrieben hätte.

Deutsche, macht die Augen auf! Es kommt
nicht alle Tage vor, daß sich die Ultraschwarzen
in ihrer Wuth so weit vergessen, daß sie ihre
falschen Karten mit geballter Faust auf den Tisch
hinhauen. Merkt Euch das: sie haben weder
für die Deutschen, noch für die Czechen, weder
für Oesterreich, noch für das deutsche Reich ein
Herz oder auch nur eine Regung des Mitleids
oder der Gerechtigkeit, — nein, das Alles ist ihnen
glcichgiltig: Rom, d. h. das von den Jesuiten
beherrschte Rom, braucht einen jesuitisch-katholischen
Sprengstaat, so eine Art Ostspanien, zwischen dem
orthodoxen Rußland und deni bckenntniß-freiheit-
lich denkenden Deutschland — und da die öster-
reichischen Slaven sich hiezu besser „verwendeil"
lassen, als die Deutschen, so ntuß es ein sla-
vischer Staat sein, so müssen die um ihre Sprache
kämpfenden Deutschen zu Gunsten der Slaven
au die Wand gedrückt, um ihre alten Rechte be-
trogen und, weil sie sich nicht gutwillig fügen, als
Rebellen und Landesverräther verleumdet werden.
Es ist ein systematisch organisirtes, abgefeimtes
Falsch spiel mit allen möglichen Listen und
scheinheiligen Entrüstungen, bei dem sich die Je-
suitenzöglinge aller Grade und beiderlei Geschlechts
brüderlich und verständnißinnig die Hände reichen.
Ob dabei Oesterreich als solches in die Brüche
geht, das ist den schwarzen Gesellen ganz einerlei.

Aber es handelt sich nicht blos um Oesterreich,
auch wir heraußen im Reiche haben allen
Grund, den Falschspielern auf die Finger zu sehen.
Denn die Wühlarbeit in Oesterreich ist nur die
Einleitung zti größeren Plänen und einst, vielleicht
sehr bald, wird kommen der Tag, wo das jesuit-
ische Rom auch uns seine Krallen zeigen wird,
wo cS offenbar werden wird, daß weite katholische

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Register
Paul Rieth: Letztes Asyl
Fred Archer: Bravo, Heymel!
Georg Hirth: Falsche Karten!
Ki-Ki-Ki: Der feinste Herr
[nicht signierter Beitrag]: Starke Wirkung
 
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