DOI issue:
Nr. 28
DOI Page / Citation link: https://doi.org/10.11588/diglit.3899#0042
Nr. 28 (Redaktionsschluss: 21. Juni 1901) • JUGEND •
1Ö01
Einer langt da nit!
(Zeitungsnachricht: Dr. Sigl verlangte während seiner lebten schweren Lrkrankung nach einem Beichtvater.)
Da Sigl macht' beicht'n,
Da Sigl werd' frumm —
Dor'n Zegfeua graust's eam
Lr woaß scho, warum!
Da Sigl möcht' beicht'n,
Weil'n d'Sünd'n so druck'n -
Dös werd' net so leicht sein,
Dös hat seine lMuck'n!
<va pfarra damacht's net,
Dös is amal g'wiß,
weil die Seel' so viel schwarz
Wia a'n Dfenloch is!
Alle pfarra von OUinka
Da geh' i net fehl! —
Wer'ns a net dakraft'n,
So fchiach is die Seel'i
Kann sein: alle boarischen
Geistlinga Herr'n,
Wenn's z'sammhalt'n thean,
Daß s' was ausricht'n wern!
8ci>»
ljerrn Reinljold Begas in Berlin
Sie sagen so schön in Nr. 249 des „Tag":
„Ich hatte, wie ich glaube, gnie Begleitungs-
motive für das Bismarckdenkmal im Kopf, und
so entschloß ich mich, mitzukonkurriren. Ich weiß,
daß in der augenblicklichen Kunstströinung Ab-
neigung gegen Allegorien herrscht, man liebt die
Einfachheit; eine Einfachheit, die aber in
den meisten Fällen ihren Ursprung in
dem Mangel an Einfällen hat."
Da muß ich schon bitten!
Wir sind in der Lage, Ihnen einen Bismarckdenk-
malentwurf, welcher unter dem Motto „W. J. R.“
eingereicht wurde, vorzuführen, dessen Grundidee
und „Begleitungsmotive" doch noch viel besser
nach Berlin passen als die Ihren.
Wie sinnreich die knieende, koffertragende Figur
in der Mitte mit den Zügen des Kanzlers!
Wer würde da nicht'gleich an dessen Haupteigen-
schaft als Handlanger oder „Diener" denken?
'Dann rechts der treue „Michel." Er er-
scheint hier gleichsam als Träger des mo-
narchischen Gedankens, wie man ihn fick
idealer und loyaler kaum denken und wünsche»
kann.
Die Figur links, wohl die Germania, viel
zeitgemäßer auf einem Seehund als auf einer
Sphinx sitzend, studirt eifrig die lex suprema.
Auf den: Postament selbst aber figurirt, da j»
Bismarcks Bildniß bereits am Sockel vertreten
ist, einfach der Burggraf von Nürnberg
als unzweifelhafter und alleiniger Begründer der
Größe und Einheit Deutschlands. — Sehen Sie,
es fällt doch anderen Leuten auch was ein!
Jugrnd
Herausgeber: Dr. GEORG HIRTH; verantwortlicher Redakteur: F. vom OSTINI; G. HIRTH’s Kunstverlag, verantwortlich für den Inseratentheil: G. EICHMANN, sämmtlich in München.
Druck von KNORR & HIRTH, Ges. m. beschr. Haftung in München.
ALLE RECHTE VORBEHALTEN.
1Ö01
Einer langt da nit!
(Zeitungsnachricht: Dr. Sigl verlangte während seiner lebten schweren Lrkrankung nach einem Beichtvater.)
Da Sigl macht' beicht'n,
Da Sigl werd' frumm —
Dor'n Zegfeua graust's eam
Lr woaß scho, warum!
Da Sigl möcht' beicht'n,
Weil'n d'Sünd'n so druck'n -
Dös werd' net so leicht sein,
Dös hat seine lMuck'n!
<va pfarra damacht's net,
Dös is amal g'wiß,
weil die Seel' so viel schwarz
Wia a'n Dfenloch is!
Alle pfarra von OUinka
Da geh' i net fehl! —
Wer'ns a net dakraft'n,
So fchiach is die Seel'i
Kann sein: alle boarischen
Geistlinga Herr'n,
Wenn's z'sammhalt'n thean,
Daß s' was ausricht'n wern!
8ci>»
ljerrn Reinljold Begas in Berlin
Sie sagen so schön in Nr. 249 des „Tag":
„Ich hatte, wie ich glaube, gnie Begleitungs-
motive für das Bismarckdenkmal im Kopf, und
so entschloß ich mich, mitzukonkurriren. Ich weiß,
daß in der augenblicklichen Kunstströinung Ab-
neigung gegen Allegorien herrscht, man liebt die
Einfachheit; eine Einfachheit, die aber in
den meisten Fällen ihren Ursprung in
dem Mangel an Einfällen hat."
Da muß ich schon bitten!
Wir sind in der Lage, Ihnen einen Bismarckdenk-
malentwurf, welcher unter dem Motto „W. J. R.“
eingereicht wurde, vorzuführen, dessen Grundidee
und „Begleitungsmotive" doch noch viel besser
nach Berlin passen als die Ihren.
Wie sinnreich die knieende, koffertragende Figur
in der Mitte mit den Zügen des Kanzlers!
Wer würde da nicht'gleich an dessen Haupteigen-
schaft als Handlanger oder „Diener" denken?
'Dann rechts der treue „Michel." Er er-
scheint hier gleichsam als Träger des mo-
narchischen Gedankens, wie man ihn fick
idealer und loyaler kaum denken und wünsche»
kann.
Die Figur links, wohl die Germania, viel
zeitgemäßer auf einem Seehund als auf einer
Sphinx sitzend, studirt eifrig die lex suprema.
Auf den: Postament selbst aber figurirt, da j»
Bismarcks Bildniß bereits am Sockel vertreten
ist, einfach der Burggraf von Nürnberg
als unzweifelhafter und alleiniger Begründer der
Größe und Einheit Deutschlands. — Sehen Sie,
es fällt doch anderen Leuten auch was ein!
Jugrnd
Herausgeber: Dr. GEORG HIRTH; verantwortlicher Redakteur: F. vom OSTINI; G. HIRTH’s Kunstverlag, verantwortlich für den Inseratentheil: G. EICHMANN, sämmtlich in München.
Druck von KNORR & HIRTH, Ges. m. beschr. Haftung in München.
ALLE RECHTE VORBEHALTEN.