1902
* JUGEND «
Nr. 12
„Unser täglich Brod
Vom Jrüfjrott) bis zum Abendschein
Die furchen entlang. Sd)ier bricht das Rnie.
Das ift die Jlusfaat. Die Hoffnung klein.
Lohnt lich die Müh'? Man weih es nie.
Die Körner fliegen. Zm frischen Ruch
Der braunen Scholle duftet schon Drot.
Der Saemann lupft das Samentuch:
6ibt 6ott den Segen, hat's nidzt Doth.
Dun wogt der Wind im Saatengrün
Wie himmelsgruh aus heiligerSern'.
Zwilchen fdzlanken Halmen will Unkraut blüh'n,
Wildrother Mohn, der Diltel Stern.
So wädzst die MUH' bis zum Sichelschnitt —
Da plötzlich ein Wetter in schwüler Dacht:
Das Helle verderben die Zlur durchschritt,
Diel schönes 0ut ist zu »ichte gemacht.
gieb uns heute!"
Die Scheune auf, die 0arben hoch!
Was nicht verdarb, ist karger Lohn —
Das liebe Zahr im harten doch,
So Mensch wie Dieh in schwerer Srohn!
Und dumpfen Schrittes keucht zur Ruh'
Dad) Sommermüh' und Erntetet) weih
Der Bauer feinem Haufe zu
Und spricht mit feiner Seele leis:
„Ost heimlet goldne Ernten ein,
„Wer nie gesät ein einzig Rom,
„häuft Säcke Geld im festen Schrein" —
Das Bauernherz erbebt im Zorn.
Dom Thurm die 0locke ruft den 0ruh,
Und Zorn und Sorgen geh n zur Rast —
Das Leben ist ein hartes Muh:
„Rom»,' Herr delus, fei unter Galt!“
m. 6. Conrad
Julius Diez (München)
189
* JUGEND «
Nr. 12
„Unser täglich Brod
Vom Jrüfjrott) bis zum Abendschein
Die furchen entlang. Sd)ier bricht das Rnie.
Das ift die Jlusfaat. Die Hoffnung klein.
Lohnt lich die Müh'? Man weih es nie.
Die Körner fliegen. Zm frischen Ruch
Der braunen Scholle duftet schon Drot.
Der Saemann lupft das Samentuch:
6ibt 6ott den Segen, hat's nidzt Doth.
Dun wogt der Wind im Saatengrün
Wie himmelsgruh aus heiligerSern'.
Zwilchen fdzlanken Halmen will Unkraut blüh'n,
Wildrother Mohn, der Diltel Stern.
So wädzst die MUH' bis zum Sichelschnitt —
Da plötzlich ein Wetter in schwüler Dacht:
Das Helle verderben die Zlur durchschritt,
Diel schönes 0ut ist zu »ichte gemacht.
gieb uns heute!"
Die Scheune auf, die 0arben hoch!
Was nicht verdarb, ist karger Lohn —
Das liebe Zahr im harten doch,
So Mensch wie Dieh in schwerer Srohn!
Und dumpfen Schrittes keucht zur Ruh'
Dad) Sommermüh' und Erntetet) weih
Der Bauer feinem Haufe zu
Und spricht mit feiner Seele leis:
„Ost heimlet goldne Ernten ein,
„Wer nie gesät ein einzig Rom,
„häuft Säcke Geld im festen Schrein" —
Das Bauernherz erbebt im Zorn.
Dom Thurm die 0locke ruft den 0ruh,
Und Zorn und Sorgen geh n zur Rast —
Das Leben ist ein hartes Muh:
„Rom»,' Herr delus, fei unter Galt!“
m. 6. Conrad
Julius Diez (München)
189