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Nr. 46

JUGEND

moderne Oden

Von Otto 6ricb I)artleben
I.

riichf sank in Schwachheit unterer Sprache Kunft,
Seitdem verhallt ift früher ßeroen Schritt —
Wir wandeln weiter ihre Bahnen
üönenden Fufjes — und schauen lichtwärts.

Wir meistern, holz nicht minder wie jene, noch
Das Wort, und kunstreich meihelt die hehre Band
Aus deutscher Sprache reinstem Marmor
nimmer-uergcinglicher Formen Schönheit.

Und für der Menschheit heilige Güter schlägt
fluch uns das ßerz. Die fröhliche Flammenglufh,
Die ewig zu den Sternen deutet,
hobt auch in uns von dem Grund der Seelen.

Wie Göttern einst der lockigen Bebe Band
Geschenkt den Hektar ewigen 3ugendmufhs —

So will ich euch in alten Schalen
Reichen den schäumenden Wein der Zeiten.

ii.

TTIohin du horchst, vernimmst du den ßiiferuf
Der Ilofh. Wohin du blickest, erschrecken dich
Gerungne Bände, bleiche hippen,

Die nach des Codes Erlösung schmachten.

Wohin du hilfreich schreitest, versinkt dein Futz
Sm Koth der hügen. Seglichem Elend ja
Umwehten sie den Schein der Ordnung,

Jeglicher Schande des Alters Würde.

Sn diesem dunkelfluthenden Wogenschwall
Wo ift der Grund, der unsere Anker hält?

Wann naht der Gott, im Sturme fahrend,

Der die verpesteten hätte reinigt?

Wo blitzt ein hicktftrahl kommenden Morgenroths
An diesem nacktbelasteten ßorizont?

Wo fleht der Sagend Chatenfehnfuckt
Flattern die Wimpel des fernen Zieles?
Register
Paul Haustein: Zierrahmen
Otto Erich Hartleben: Moderne Oden
 
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