1903
herunter?" Er kratzte sich den Kopf und immer, wenn er sich
den Kopf kratzte, hatte er einen guten Einfall, Onkel Habakuk
faßte den Lasso mit beiden Händen und begann sich daran her-
unter zu ziehen, langsam, ’ aber sicher. Näher und näher kam
er dem Gaul, bis er dicht über ihm war. Dann ließ er sich
auf des Pferdes Rücken nieder, brachte es zum stehen, knüpfte
den Lasso ab und ritt nun vergnügt und sehr erfrischt von
dem Fliegen in der kühlen Luft nach Kalifornien zu seinem
Freunde Freddie Lehmann.
Das war nämlich Derselbe, dem er während des Geschäfts
mit dem Haarwuchs-Mittel immer den Kopf rasiert hatte, Leh-
mann ging es gut. Er hatte irgendwo in der Nähe von San
Bernardino einen Eisenbahn-Tunnel durch die Berge zu bohren.
Da Onkel Habakuk augenblicklich Nichts zu thun hatte, so erbot
er sich, Spasses halber ein Bischen mitzubohren. Das war Leh-
mann ganz recht, da er wußte, wie schrecklich schlau Onkel Habakuk
war, Onkel Habakuk bekani ein hübsches Hänschen zugewiesen
und wurde mit der Oberaufsicht über die Felssprengungen be-
traut, denn Felsen sprengte Onkel Habakuk für sein Leben
gern. Es war immer sein liebster Zeitvertreib gewesen.
Wenn die Felsstücke so in der Luft herumflogen bis nach
San Bernardino und da in die Fenster sausten und die Dächer
cinschlugcn, dann freute sich Onkel Habakuk, schrie Hurrah! und
sprang von einem Bein auf's andere. Das Dynamit zum
Sprengen der Felsen kam in Form von harten Stangen, Onkel
Habakuk bewahrte es im Keller seines Hauses auf. Nun hatte
Onkel Habakuk einen zahmen Frosch, Namens Mike, der ihm die
lästigen Fliegen, Ameisen und sonstiges Ungeziefer wegsing und
das Wetter prophezeite. Da er jedoch schon alt war und etwas
schwachsinnig, prophezeite er oft daneben und sagte Regen an,
wenn es schönes Wetter war, und umgekehrt. Mike wohnte in
einem alten Senfglas. Aber für gewöhnlich hüpfte er im ganzen
Hause herum und spielte Versteck mit Tommy und Violct, den
Kindern von Onkel Habakuks Wirthschafterin.
Eines Tages, wie Onkel Habakuk in dem Tunnel war, kam
Mike in den Keller. Wie er sich da umschaute, erblickte er
auf dem Boden Etwas, das wie ein Insekt aussah. Schnapp-
hatte er's erwischt und runtergeschluckt. Es kam ihm etwas hart
vor, aber sein Magen war noch gut und konnte etwas vertragein
Diesmal hatte er sich aber getäuscht. Mike war nämlich infolge
seines Alters auch sehr kurzsichtig. Was er verschluckt hatte, war
kein Insekt gewesen, sondern ein Stückchen Dynamit, das von einer
der im Keller nufbewahrten Stangen Dynamit abgebröckelt war.
Da der Keller im klebrigen höchst uninteressant war, so begab
sich Mike wieder nach oben. Als er wieder in? Wohnzimmer
kanr, riefen Tom und Violet wie ans einem Munde: „Ah, da ist
ja Mike endlich!" Tommy und Violet hatten schon auf ihn ge-
wartet, uni mit ihm zu spielen. Es dauerte auch nicht lange,
so hüpften alle drei vergnügt im Zimmer herum. Dabei kam
Tommy denr Tisch zu nahe, auf dem Onkel Habakuks großes
eisernes Tintenfaß stand. Es war aus einer alten spanischen
Kanonen.Kugel gefertigt und der Onkel hielt es sehr in Ehren.
Der Tisch kippte um und patsch! fiel das Tintenfaß grade auf
Mike, der unter dem Tisch saß und nicht recht hüpfen konnte, weil
er das Stückchen Dynamit noch nicht verdaut hatte. Im nächsten
Augenblick gab es einen furchtbaren Knall. Das Dynamit in
Mikes Magen war eyplodirt. Als Alles vorüber war, fand'
man von Tommy, Violct und Mike, dem Frosch, keine Spur-
Das eiserne Tintenfaß war bis nach San Bernardino geflogen
und war direkt durch einen von Barnums großen Cirkus-Ele-
phanten gefahren, der grade aus dem Cirkns kam. Er mar-
schirte noch eine ganze Weile weiter, ehe er merkte, daß er todt
war und zu Boden stürzte.
Onkel Habakuk war untröstlich. Der Verlust von Tommy
und Violet ging ihm nicht minder nahe, als der von Mike,
dem Frosch, und seinem schönen eisernen Tintenfaß. Er fand
keinerlei Vergnügen mehr am Sprengen von Felsen, nahm von
seinem Freunde Freddie Lehmann Abschied und siedelte nach
Los Angeles über. Unablässig dachte er an das schreckliche Er-
eigniß in den Bergen und um es zu vergessen, betäubte er die
Erinnerung daran durch lautlose Vertilgung alles Whiskeys,
dessen er habhaft werden konnte. Zuletzt war er so voll Alkohol
wie eine Spiritus-Lampe. Wenn er mit der Nadel in seine
Haut stach und ein brennendes Streichholz daran hielt, so er-
schien ein kleines blaues Flämmchcu, das lustig brannte. Das
herunter?" Er kratzte sich den Kopf und immer, wenn er sich
den Kopf kratzte, hatte er einen guten Einfall, Onkel Habakuk
faßte den Lasso mit beiden Händen und begann sich daran her-
unter zu ziehen, langsam, ’ aber sicher. Näher und näher kam
er dem Gaul, bis er dicht über ihm war. Dann ließ er sich
auf des Pferdes Rücken nieder, brachte es zum stehen, knüpfte
den Lasso ab und ritt nun vergnügt und sehr erfrischt von
dem Fliegen in der kühlen Luft nach Kalifornien zu seinem
Freunde Freddie Lehmann.
Das war nämlich Derselbe, dem er während des Geschäfts
mit dem Haarwuchs-Mittel immer den Kopf rasiert hatte, Leh-
mann ging es gut. Er hatte irgendwo in der Nähe von San
Bernardino einen Eisenbahn-Tunnel durch die Berge zu bohren.
Da Onkel Habakuk augenblicklich Nichts zu thun hatte, so erbot
er sich, Spasses halber ein Bischen mitzubohren. Das war Leh-
mann ganz recht, da er wußte, wie schrecklich schlau Onkel Habakuk
war, Onkel Habakuk bekani ein hübsches Hänschen zugewiesen
und wurde mit der Oberaufsicht über die Felssprengungen be-
traut, denn Felsen sprengte Onkel Habakuk für sein Leben
gern. Es war immer sein liebster Zeitvertreib gewesen.
Wenn die Felsstücke so in der Luft herumflogen bis nach
San Bernardino und da in die Fenster sausten und die Dächer
cinschlugcn, dann freute sich Onkel Habakuk, schrie Hurrah! und
sprang von einem Bein auf's andere. Das Dynamit zum
Sprengen der Felsen kam in Form von harten Stangen, Onkel
Habakuk bewahrte es im Keller seines Hauses auf. Nun hatte
Onkel Habakuk einen zahmen Frosch, Namens Mike, der ihm die
lästigen Fliegen, Ameisen und sonstiges Ungeziefer wegsing und
das Wetter prophezeite. Da er jedoch schon alt war und etwas
schwachsinnig, prophezeite er oft daneben und sagte Regen an,
wenn es schönes Wetter war, und umgekehrt. Mike wohnte in
einem alten Senfglas. Aber für gewöhnlich hüpfte er im ganzen
Hause herum und spielte Versteck mit Tommy und Violct, den
Kindern von Onkel Habakuks Wirthschafterin.
Eines Tages, wie Onkel Habakuk in dem Tunnel war, kam
Mike in den Keller. Wie er sich da umschaute, erblickte er
auf dem Boden Etwas, das wie ein Insekt aussah. Schnapp-
hatte er's erwischt und runtergeschluckt. Es kam ihm etwas hart
vor, aber sein Magen war noch gut und konnte etwas vertragein
Diesmal hatte er sich aber getäuscht. Mike war nämlich infolge
seines Alters auch sehr kurzsichtig. Was er verschluckt hatte, war
kein Insekt gewesen, sondern ein Stückchen Dynamit, das von einer
der im Keller nufbewahrten Stangen Dynamit abgebröckelt war.
Da der Keller im klebrigen höchst uninteressant war, so begab
sich Mike wieder nach oben. Als er wieder in? Wohnzimmer
kanr, riefen Tom und Violet wie ans einem Munde: „Ah, da ist
ja Mike endlich!" Tommy und Violet hatten schon auf ihn ge-
wartet, uni mit ihm zu spielen. Es dauerte auch nicht lange,
so hüpften alle drei vergnügt im Zimmer herum. Dabei kam
Tommy denr Tisch zu nahe, auf dem Onkel Habakuks großes
eisernes Tintenfaß stand. Es war aus einer alten spanischen
Kanonen.Kugel gefertigt und der Onkel hielt es sehr in Ehren.
Der Tisch kippte um und patsch! fiel das Tintenfaß grade auf
Mike, der unter dem Tisch saß und nicht recht hüpfen konnte, weil
er das Stückchen Dynamit noch nicht verdaut hatte. Im nächsten
Augenblick gab es einen furchtbaren Knall. Das Dynamit in
Mikes Magen war eyplodirt. Als Alles vorüber war, fand'
man von Tommy, Violct und Mike, dem Frosch, keine Spur-
Das eiserne Tintenfaß war bis nach San Bernardino geflogen
und war direkt durch einen von Barnums großen Cirkus-Ele-
phanten gefahren, der grade aus dem Cirkns kam. Er mar-
schirte noch eine ganze Weile weiter, ehe er merkte, daß er todt
war und zu Boden stürzte.
Onkel Habakuk war untröstlich. Der Verlust von Tommy
und Violet ging ihm nicht minder nahe, als der von Mike,
dem Frosch, und seinem schönen eisernen Tintenfaß. Er fand
keinerlei Vergnügen mehr am Sprengen von Felsen, nahm von
seinem Freunde Freddie Lehmann Abschied und siedelte nach
Los Angeles über. Unablässig dachte er an das schreckliche Er-
eigniß in den Bergen und um es zu vergessen, betäubte er die
Erinnerung daran durch lautlose Vertilgung alles Whiskeys,
dessen er habhaft werden konnte. Zuletzt war er so voll Alkohol
wie eine Spiritus-Lampe. Wenn er mit der Nadel in seine
Haut stach und ein brennendes Streichholz daran hielt, so er-
schien ein kleines blaues Flämmchcu, das lustig brannte. Das