1903
JUGEND
Nr. 27
Der neue Plutarcb
„was sagen Sie zu dem Anwachsen der
Sszialdcmokratic ?" fragte Herr von Vollmar
einen Scharfmacher.
„O, dieses unheimliche geheime, ge-
meine allgemeine WahlrechtI"
6s ist erreicht!
Der katholische Herr Pfarrer prüft die Schul-
jugend und stellt auch die Frage: „welche Reli-
gion hat unser Kaiser?" worauf prompt die Ant-
wort erfolgt: „Katholisch". „Nein", sagt der
Herr Pfarrer, „der Kaiser ist katholisch und evan-
gelisch." Die Schuljugend glaubt's, weil der Herr
Pfarrer es sagt. So geschehen in der Nähe des hei-
ligen Köln im Jahre ;g05 in einer ländlichen Schule.
Das
Llutbacl im Rcmak
„Der Mensch is doch 's gemeinste Viech!"
Der neue Plutarcb
„wie wäre es, wenn wir einen Abstecher
nach der sächsischen Schwei; machten,
Herr Bebel?" fragte diesen ein Genosse.
»Ja, eigentlich müßte ich mein König-
reich mal besuchen!" erwiderte August der
Starke.
veelhoven'z € tnoil-Sinfonie
„Nun, gnädiges Fräulein, wie hat Ihnen die
C moll-Sütfome unter Zumpe gefallen?"
„C moll-Stnfonte unter Zumpe.... ich kann
mich im Moment wirklich nicht entsinnen."
(Mutter:) „Das war, wie Du das blaue. . ."
„Ach ja, das war sehr nett." i\ x. o.
Serbisches Marterl
Don Ka$$iait Kluibenscbädel, Tullelemaler
Omnia humana vana! Der Erde Hoheit, Macht und Ruhm, das ist
ein Ding gar eitel!
Urplötzlich über Nacht trifft der Sensenmann auch der Weltgebieter
stolze Scheitel!
wir, die wir über Humanität uns salbungsvoll in Wort und
Schrift verbreiten,
Mußten ein posthumes Schauspiel miterleben aus der Prätorianer Zeiten ....
Zwar will der Diplomaten Heuchelei bedecken gnädig mit dem
Mäntelchen der Staatsraison,
was andres nichts ist, als gemeiner Mord, mit dem sich hat befleckt
eine ganze Nation!
Bereitwilligst beglückwünschen die Großmächte unter vorantritt
* des Friedenszaren
Den edlen'Karageorgiewitsch, der äußerst überrascht sich geberdet
durch das Treiben der Mörderschaaren.
Damit sothanen Gefühlsausbrüchen der serbischen „bete humaine“
nicht fehle die nöthige Auferbauung,
Hat seine Gnaden der Metropolit, der einst besorgte König
Alexanders Taufe, Firmung, Krönung und Trauung,
Sich beeilt, mit einem Te De um zu feiern die schmachvolle Tragödie
von Revolverschüssen und Säbelhieben
Und die ganze Affaire als höhere Fügung dem lieben Hergott in
die Schuh' zu schieben!
wenn also orakelt der Mberhirt, was sollten des Volkes Kerzen
Unter flatternden Fahnen und mit Militärmusik nicht jubeln beim
Schein der Todtenkerzen!
war der letzte Gbrenowitsch auch noch so fluchbeladen und unwürdig,
Sein Volk war diesem König wahrhaft zum Mindesten ebenbürtig!
Macht' er den Thron besudeln, ja wie ein zweiter Nero handeln,
Dem Volke blieb der Weltrekord: den angestammten Thron in eine
Schlachtbank umzuwandeln!
Zum Ekel aller Welt tanzte und johlte es gemeinsam mit der
Mörder roher Truppe
In thierischer Lustbarkeit bei seines todten Herrschers Metzelsupxel
Qfuf dem letzten großen internationalen Nordpolfahrerkongreß in
•vl" Stockholm hielt ein bekannter Forscher folgende zündende Rede:
„Meine Herren! Wem von uns wäre es nicht schon einmal im
Leben passirt, von drei Eisbären zu gleicher Zeit angegriffen zu
werden? und wer von uns hätte da, in diesem Augenblicke höchster
Gefahr, nicht instinktiv den natürlichen und naheliegenden Gedanken
gehabt: wie töte ich die Bestien, ohne ihren kostbaren Pelz zu ver-
letzen? Meine Herren, ein brauchbarer, idealer Eisbärenfangapparat
ist für jeden modernen Kulturmenschen zu einem geradezu schreien-
den Bedürfnisse geworden, denn die berühmte Methode des Stu-
diosus Faß, der bekanntlich einfach die Bären anbindet, ist gänzlich
veraltet und außerdem, da sie oft recht unangenehme Nachwirkungen
zu haben pflegt, nicht gerade nach Jedermanns Geschmack. Es ge-
hört eben zu den größten Seltenheiten, daß es einmal glückt, auf
irgend einem Gebiete des menschlichen Lebens etwas wirklich Ein-
wandfreies und Vortreffliches, etwas von idealer Vollkommenheit
zu erfinden und herzustellen. (Ruf: „Oho!") — Sie haben sehr
recht, mein Herr, doch heißt es nicht „Oho", sondern „Odol!"
Odol ist allerdings ein glänzendes Beispiel jener allerseltensten Fälle,
wo es in der That einmal gelungen ist, ein wichtiges Problem des
praktischen Lebens thatfächlich zu lösen, etwas in seiner Art Voll-
kommenes zu schaffen. Denn Odol ist das absolut beste Mund-
wasser der Welt! Insofern hat der Herr Zwischenrufer also voll-
ständig Recht. Das ist in der That einmal etwas Vollkommenes.
489
JUGEND
Nr. 27
Der neue Plutarcb
„was sagen Sie zu dem Anwachsen der
Sszialdcmokratic ?" fragte Herr von Vollmar
einen Scharfmacher.
„O, dieses unheimliche geheime, ge-
meine allgemeine WahlrechtI"
6s ist erreicht!
Der katholische Herr Pfarrer prüft die Schul-
jugend und stellt auch die Frage: „welche Reli-
gion hat unser Kaiser?" worauf prompt die Ant-
wort erfolgt: „Katholisch". „Nein", sagt der
Herr Pfarrer, „der Kaiser ist katholisch und evan-
gelisch." Die Schuljugend glaubt's, weil der Herr
Pfarrer es sagt. So geschehen in der Nähe des hei-
ligen Köln im Jahre ;g05 in einer ländlichen Schule.
Das
Llutbacl im Rcmak
„Der Mensch is doch 's gemeinste Viech!"
Der neue Plutarcb
„wie wäre es, wenn wir einen Abstecher
nach der sächsischen Schwei; machten,
Herr Bebel?" fragte diesen ein Genosse.
»Ja, eigentlich müßte ich mein König-
reich mal besuchen!" erwiderte August der
Starke.
veelhoven'z € tnoil-Sinfonie
„Nun, gnädiges Fräulein, wie hat Ihnen die
C moll-Sütfome unter Zumpe gefallen?"
„C moll-Stnfonte unter Zumpe.... ich kann
mich im Moment wirklich nicht entsinnen."
(Mutter:) „Das war, wie Du das blaue. . ."
„Ach ja, das war sehr nett." i\ x. o.
Serbisches Marterl
Don Ka$$iait Kluibenscbädel, Tullelemaler
Omnia humana vana! Der Erde Hoheit, Macht und Ruhm, das ist
ein Ding gar eitel!
Urplötzlich über Nacht trifft der Sensenmann auch der Weltgebieter
stolze Scheitel!
wir, die wir über Humanität uns salbungsvoll in Wort und
Schrift verbreiten,
Mußten ein posthumes Schauspiel miterleben aus der Prätorianer Zeiten ....
Zwar will der Diplomaten Heuchelei bedecken gnädig mit dem
Mäntelchen der Staatsraison,
was andres nichts ist, als gemeiner Mord, mit dem sich hat befleckt
eine ganze Nation!
Bereitwilligst beglückwünschen die Großmächte unter vorantritt
* des Friedenszaren
Den edlen'Karageorgiewitsch, der äußerst überrascht sich geberdet
durch das Treiben der Mörderschaaren.
Damit sothanen Gefühlsausbrüchen der serbischen „bete humaine“
nicht fehle die nöthige Auferbauung,
Hat seine Gnaden der Metropolit, der einst besorgte König
Alexanders Taufe, Firmung, Krönung und Trauung,
Sich beeilt, mit einem Te De um zu feiern die schmachvolle Tragödie
von Revolverschüssen und Säbelhieben
Und die ganze Affaire als höhere Fügung dem lieben Hergott in
die Schuh' zu schieben!
wenn also orakelt der Mberhirt, was sollten des Volkes Kerzen
Unter flatternden Fahnen und mit Militärmusik nicht jubeln beim
Schein der Todtenkerzen!
war der letzte Gbrenowitsch auch noch so fluchbeladen und unwürdig,
Sein Volk war diesem König wahrhaft zum Mindesten ebenbürtig!
Macht' er den Thron besudeln, ja wie ein zweiter Nero handeln,
Dem Volke blieb der Weltrekord: den angestammten Thron in eine
Schlachtbank umzuwandeln!
Zum Ekel aller Welt tanzte und johlte es gemeinsam mit der
Mörder roher Truppe
In thierischer Lustbarkeit bei seines todten Herrschers Metzelsupxel
Qfuf dem letzten großen internationalen Nordpolfahrerkongreß in
•vl" Stockholm hielt ein bekannter Forscher folgende zündende Rede:
„Meine Herren! Wem von uns wäre es nicht schon einmal im
Leben passirt, von drei Eisbären zu gleicher Zeit angegriffen zu
werden? und wer von uns hätte da, in diesem Augenblicke höchster
Gefahr, nicht instinktiv den natürlichen und naheliegenden Gedanken
gehabt: wie töte ich die Bestien, ohne ihren kostbaren Pelz zu ver-
letzen? Meine Herren, ein brauchbarer, idealer Eisbärenfangapparat
ist für jeden modernen Kulturmenschen zu einem geradezu schreien-
den Bedürfnisse geworden, denn die berühmte Methode des Stu-
diosus Faß, der bekanntlich einfach die Bären anbindet, ist gänzlich
veraltet und außerdem, da sie oft recht unangenehme Nachwirkungen
zu haben pflegt, nicht gerade nach Jedermanns Geschmack. Es ge-
hört eben zu den größten Seltenheiten, daß es einmal glückt, auf
irgend einem Gebiete des menschlichen Lebens etwas wirklich Ein-
wandfreies und Vortreffliches, etwas von idealer Vollkommenheit
zu erfinden und herzustellen. (Ruf: „Oho!") — Sie haben sehr
recht, mein Herr, doch heißt es nicht „Oho", sondern „Odol!"
Odol ist allerdings ein glänzendes Beispiel jener allerseltensten Fälle,
wo es in der That einmal gelungen ist, ein wichtiges Problem des
praktischen Lebens thatfächlich zu lösen, etwas in seiner Art Voll-
kommenes zu schaffen. Denn Odol ist das absolut beste Mund-
wasser der Welt! Insofern hat der Herr Zwischenrufer also voll-
ständig Recht. Das ist in der That einmal etwas Vollkommenes.
489