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1903

Heuchler oder Gentleman?

Rußland hat seinen Gesandten ange-
wiesen, die Geschäfte in Belgrad wieder
aufzunehmen, England aber zieht die briti-
sche Gesandtschaft bis auf weiteres zurück.

Alle Hochachtung vor Dir.

Ehrlicher John Bull!

Heute 'mal erscheinst Du mir
Very vonckerkul.

Daß Du so ein Gentleman,

Hätt' ich nie gedacht
Nach so vielem Niedrigen,
was Du schon gemacht.

Aber jetzt erklär' ich froh:

Du bist tadellos!

— Oder thust Du etwa so
Nußlands wegen blos???

A. I>e Nora

£l$ä$$er--franzö$i$eb

„Oh! Quelle jolie petite fille|

IDenn's nurnrne des treckiche Rutsnäsel
nit hätt'!"

Eine verlorene Familie

Graf X: „Kennen Sie die Familie
von Feldheim, Kamerad?"

Graf Z: „Um Iotteswillen, ziehen
Sie sich von den Leuten zurück, — een
Sohn is schon bei den Pionieren
einjetreten!"

Im bayerischen Staatshandbuch findet
sich Heuer ein neuer Titel:

„Probemelkassistent."

Hoffentlich bringt's der Talentvolle
noch zu einer „Melkprofessur" unter der
tüchtigen Anleitung energischer Kuh-
gouvernanten (i. e. Sennerinnen).

Jngenteur-Plutarcb

Ein Ingenieur rühmte sich seiner Lrücken-
bankunst.

JUGEND
Zum Lachen!

Wir von Gottes Gmndei
Könjgvon Serbien

Ungarische Votivtafel

Allhier beschloß das unheilbare parlamentarische Leiden der Rekrutenvorlage
Des Ministerpräsidenten Szell politische Lebenstage.

Nach des weiland römischen Ritters Markus Lurtius erhabener Tradition
stürzte er sich als freiwilliges Opferlamm in den gähnenden

Abgrund der Obstruktion.

Doch dieser spie, anstatt sich schleunig zu schließen, o Graus!

Zu einer neuen Labinetsbildung gar den Grafen Stefan Tisza aus!
Auch dieser Peld mit der „starken Pand", die sollte das rebellische

Parlament erschlagen,

Lag innerhalb drei Tagen anselbsten mausetodt auf dem Schrägen,
Dieweilen sich kein einziger Magyar ember wollte bequemen,

Dem ihm für Geld und gute Worte ein Portefeuille anzunehmen.

Darum, o du mein lieber Bruder, Erdenpilger, Steuerzahler, Mensch

und Ehrist,

Danke dem Fimmel stündlich, daß du in Ungarn kein Labinetschef bist;
Denn leichter bändigst du den fff Gottseibeiuns mit eines

Stoßgebetleins kräftigem Exorcismus,
Als daß du wieder auf den rechten weg bringst den verfahrenen

Karren des österreichischen Staats-Dualismus!

Nr. 27

Philipp Ellrich Schartenmayers
Klage über die schlechten Zeiten

Wer heutzutage ein schlichter und

frununer

Mann ist, der hat gar großen Lummer
Von wegen der Sittenlosigkeit,

Denn es ist eine schreckliche Zeit.

In Belgrad hat man den König

erschossen,

Das hat jeden wahren Christen verdrossen.
Seine schönen Möbel hat man total
Ruinirt, ist das nicht ein Skandal?

Dem neuen König thun sie bereiten
Die allergrößten Verlegenheiten.

Soll er nu so oder soll er so?

Fürwahr, das ist von den Kerlen roh!

In Deutschland sind die Menschen

noch schlechter.

Sie wählen nicht die Throneswächter,
Sie wählen lieber demokratisch.

Bald kommt der große Kladderadatsch.

Dem Grafen Bülow thun sie bereiten
Die allergrößten Verlegenheiten.

Soll er nu so oder soll er so?

Der Mann wird seines Lebens

nicht froh.

Die Männer wählen Demokraten,

Die Frauen schielen nach den Soldaten,
Die Jungfrauen helfen ihnen dabei.

Sie kriegen jede ein Kind oder zwei.

Weil ihr nicht wählt, wie die

hochwürdigen Väter,
Seid ihr Feiglinge und Verrüther
Und Häupter einer Hottentottenburg,

So sagt der Bischof von Rottenburg.

Drum kommt ihr in des Teufels

Stuben,

Jn's Zuchthaus kommen eure Buben,
Und. eure Töchter, die sündigen Madiln,
Die werden lauter Pfarrerkathln!

Frido

Jngenieur-Plutarcb

Ein berühmter Baumeister, vtamens Gtto,
zeigte dem Historiker Lorenz die kunstvoll und
bombensicher aufgcführte Mainbrücke.

„Bauen S' amal," führte ihn ein ein-
facher Bürger ab, „a Brucken über die
Klamm zwischen die bayrischen Schwarzen
und Liberalen!"

„wo jibts denn hier ein recht schönes
Bier?" fragte ein fremder Ingenieur einen
Münchner.

„Dös woaß i net l"

fl


7

„Das ist ein werk von mir!" rief er stolz
„Haben Sie das Geld dazu hergcgcben?
Haben Sie Steine getragen?"

„Nein, aber die plane entworfen!"

„Und da wollen Sie es gebaut haben?
Immer wieder dieser heillose Größenwahn!"

Ein ländlicher Lentrumsabgeord net er
besichtigte mit großer Neugierde einen Dampf-
hammer.


„wat? Sie als Münchner?"

„I hab no koans gsehgn — i trink bloß
aus'm Maßkruagl"



prunkrüstung des reichsunmittelbaren
Grafen -Landschad zu Ocksum (1509)

Die linke obere Extremität ist übermäßig ent-
wickelt durch die zahlreichen Trauungen zur linken
Hand, welche der Herr Gras zu Lebzeiten einging.

ec

„Um Gotteswillcn, bringen S' Ihr Köpfer!
net zu nah hin!" schrie ein Ingenieur. „So
a Hammer kost a Mordsgeld!"

491
Register
Plutarch [Pseud.]: Ingenieur-Plutarch
Georg Vogt: Prunkrüstung
Frido: Philipp Ulrich Schartenmayers Klage über die schlechten Zeiten
A. De Nora: Heuchler oder Gentleman?
Monogrammist Frosch: Zum Lachen
Kassian Kluibenschädl: Ungarische Votivtafel
Monogrammist Frosch: Illustrationen zum Text "Ingenieur-Plutarch"
[nicht signierter Beitrag]: Elsässer-Französisch
 
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