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Jugend: Münchner illustrierte Wochenschrift für Kunst und Leben — 8.1903, Band 2 (Nr. 27-52)

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Nr. 33
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https://doi.org/10.11588/diglit.3900#0138

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Kanderöilt in Danzig

«Befehlen Luer Gnaden noch etwas?" — „Yes, ik uollen nur noch Garnison alarmirenl"

Mleltcvronik der „Zugend


in

den

SWaß das Wetter Heuer kläglich
<sM Und die Kläglichkeit tagtäglich
Sich womöglich noch verstärkt,
l?abt Ihr selbst wohl schon bemerkt!
In dem Wonnemonat Nlai,

Da begann die Schweinerei,

Regen gab es, ganze Wochen —-
Doch da hat man sich versprochen:
„Laßt nur erst mal Juni sein,
Dieser bringt den Sonnenschein!"
Ach, das blieb ein schöner Wahn,
Denn der Juni kam heran,

Brachte Regen, Frost und wind —
Aber hoffnungsvoll gesinnt
Sprachen wir: „Der Julius
Macht dem Schweinewetter Schluß —
Und das Barometer steigt,

Bis es auf „sehr trocken" zeigt!"
welch' ein Irrthum, welch' ein

krasser!

Auch der Juli ward zu Wasser,
Regen, Regen war die Regel
Und es stieg die Fluth am Pegel —
Ueberschwemmung gab es jetzt!
Also setzten wir zuletzt
Unsre Hoffnung auf August —
Doch noch schlimmer ward es just,
Frostig ohne Unterlaß
Ist es, stürmisch, rauh und naß!
Ob der witterungsbericht
Stets auch Besserung verspricht,
Trostlos bleibt die Sommerszeit —
Hur der SchwammerIing gedeiht
Und wer jetzt mit Paraplüs,
wasserdichten Pardeffüs
Oder mit Galloschen handelt,
wird zum Millionär verwandelt.
Jeder Andre unabweislich,

Findet diesen Sommer scheußlich!

Außerdem Hab' ich vernommen
Mancherlei, was vorgekommen:

„Bauern braucht 'neu

kardinal!"

Dieses schreibt mit einem Mal
Unser T e n t r u m auf's Programm —
Den Gesellen schwillt der Kamm,
weil sie sich zu Domkapiteln,

Reich dotirt mit blanken Mitteln,

Durch die Opposition
Glücklich aufgeschwungen schon,
Möchten sie den Kopf, den schönen,
Mit dem Purpurhut noch krönen!
Aber Die, die Solches möchten,
Glaub' ich doch, sind nicht dieRechten!
wenn auch der Verstand vielleicht
Zu der Eminenz noch reicht,
weil der Anspruch nicht enorm,
Brauchts doch beffrer Umgangsform
Und Bekanntschaft mit dem Knigge,
Als sie der famosen Clique
Unsrer Maßkrug-Demagogen,
wie wir wissen, anerzogen!

Mit dem Tuntenhauser Stil
Kommt man schwerlich da zum

Ziel! —

Scheußlich sind der Fälle zwei
Von Soldatenschinderei,
welchen just das Kriegsgericht
Tin gerechtes Urtheil spricht.
Dunkel hieß der Korporal,
(„Dunkel ist er von Moral!)

Den 570 mal

Lust zur Rohheit angewandelt,

Daß Soldaten er mißhandelt —
wie's der Lumpenkerl getrieben,
wird hier besser nicht beschrieben!
Warnecke hieß der Sergeant,

Der zu Brauuschweig, hirnverbrannt,
Sich betragen ebenso
Schurkisch, feige, frech und roh!

155 Fälle

wies man nach ihm auf der Stelle!
wahrlich, diese beiden L^errn —
Denkt man sonst auch ganz modern!
Möchte man am Liebsten knuten,
Bis sie wimmernd sich verbluten.
Und man wäre nebenbei
Gerne auch wohl noch so frei,
höflich anzufragen nun:

,Läßt si ch ni ch ts d a geg en 1 h un?'
Dort, in jenem höchsten Kreis,
wo man Alles besser weiß,

Muß man gegen diese Sünden
Schließlich auch ein Mittel finden!

Von dem Bischof Korunr hörte
wieder ich, was mich empörte —

Aber, wie vorauszuseh'n,

wird ihm wieder nichts gescheh'n,

Mar: zitirt ihn nicht vor's

forum! —

Dieser brave Bischof Korum,

Der virorum obscurorum
Dunkelster, den selbst ein Mohr um
Seine Schwärze muß beneiden,
Klagte neulich ob der Leiden,
welche Deutschlands

Katholiken
Foltern, quälen, martern, zwicken.
Diese seien überhaupt
Ihrer Freiheit ganz beraubt
Und die armen Leute müssen
Ihre Ketten auch noch küssen!
Dürfen sich nicht mehr erlauben,
Ihre Kinder frei zum

Glauben

Ihrer Kirche zu erzieh'n,

Und sie sähen wehrlos hin,
wie man Gift in deren Seele
Träufelt! — würde dies erzählen
Irgend ein obskurer Laie,

Ohne Inful, ohne weihe,

Spräche man voll Mißvergnügen:
„Sapperlott, der Bursch kann lügen!"
Da ein solcher Gottesmann
Aber doch nicht lügen kann,

Sagt man weiter nichts dazu,
Sondern denkt sich blos: „Nanu:
Korum, den Gott lang erhalte,

Ist halt immer noch der Alte!" —

In der Zeitung les' ich heut,
Daß Iung-Siegfried von

Bayreuth

Line neue Oxer nieder-
schrieb, Der Kobold. — Ob er

wieder

Seinen Vater parodiert,
wie's im „wildfang" ihm passiert,
wo er an die „Meistersinger"
l)at gerührt mit keckem Finger —
Dieses wurde vor der Hand
In der Zeitung nicht bekannt!
Eins nur weiß man: Gegenwärtig
Ist ein neues Kunstwerk fertig
Und an jedem Hoftheater

Gibt man's — wegen „seinem"

Vater! —

Meister Sternberg, der Bankier.
Sitzt nicht mehr in Plötzensee.
Deutschland's Staub von seinen

Schuh'n

Schüttelt der Verkannte nun.
Grimmig schied er vorn Verließ
Und begab sich nach Paris.

Db er sich die Frieda woyda
Mitgenommen hat - - onx oTöa!
Und vermuthen kann ich blos:
Frieda ist ihm jetzt zu groß'. —

Väterchen, Zar Nikolaus
Zog zum Kloster Sarow aus
Und die Zarin zog mit ihm,
weil, mit Namen Seraphim.
Dort ein Mönch begraben ruht,
Den man heilig sprechen thut.
Dieser hat sich, wie bezeugt,

Täglich 1000 mal verbeugt
Vor den heiligen Ikonen..

Ferner, ohne sich zu schonen,

Soll er hoch auf einem Stein
Jahrelang gesessen sein,
was doch, wie ihr alle wißt,
wunderschön und nützlich ist.
Darunr steht er weit und breit
Im Geruch der Heiligkeit
Und an seinem Grab jetzunder
Gehen Zeichen vor und Wunder'
Lahme können wieder seh'n,

Blinde können wieder geh'n,
wer zuerst nicht gut gehört,

Kann dort schlafen ungestört
Und den besten Appetit
Kriegt, wer sonst an Haarschwund liti
Kolossal ist der Klimbim
An dem Grab des Seraphiin,

Anno — dies nur nebenbei! —
Anno Neunzebnhundertdrei!
Die Frau Zarin und der Zar,

Sie erhoffen offenbar
Mit des heiligen Gebeines
Hilfe sich demnächst was Kleines —
Aber diesmal ganz gewiß
Masculini generis!

Hcrodot

6o$
Register
Julius Diez: Vanderbilt in Danzig
Herodot [Pseudonym]: Weltchronik der "Jugend"
 
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