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Nr. 42

Der neue Plutarch

„Schau, der Moinnrsen läßt wieder was
von sich hören! Der muß jetzt schon ziemlich
bejahrt sein?" sagte Eva zum german is chen
Adam.

„Gewiß, er ist— recht alt geworden!"
bemerkte letzterer.

„Das größte Aäthfel der Welt," sagte ein
Berliner Mucker zu dem Verfasser der
,welträrhsel*, „ist mir, daß Sie als Uni-
versitätsprofcssor noch nicht vor die Thür ge-
setzt sind."

„D :s kann ich Ihnen lösen!" lächelte Hackel.
„Jena liegt nicht in Preußen!"

Prolet und Proletarier

In Friedrich Kluge's „Etymologischem Wörter-
buch der deutschen Sprache" finden sich diese
Wörter nicht. Nun, „Proletarier" mag immer-
hin ein Fremdwort bleiben; Proletarier ist Jeder,
der von der Hand in den Mund lebt, der keine
Vermögens- und Luxussteuern zahlen kann, was
ja nicht ausschließt, daß er durch Consumsteuern
und Heeresdienst verhältnißmäßig schwerer be-
lastet ist, als irgend ein Besitzender. Der Prole-
tarier kann, das sieht jedes Kind ein, nicht nur
ein sehr gebildeter, sondern auch ein hoch-
anständiger und feiner Kerl sein, vor dem
wir den größten Respekt haben.

Aber der „Prolet" — pfui Teufel! Er ist
nach deutschen Begriffen (und nur auf deutschem
Boden ist, soviel ich weiß, dieses Wort entstanden)
ein gewöhnlicher Kerl, ungeschlacht, keiner
edlen Regungen fähig, ein widerlicher Ein-
dringling in jeder anständigen Gesellschaft, wobei
Abkunft, Kleid und Portemonnaie gar keine Rolle
spielen. Der gesittete Arbeiter im einfachen Kittel
darf den hochadeligen Knallprotz einen „Proleten"
nennen. Der Unterschied zwischen Prolet und
Proletarier fiel mir bei der Lektüre der sozial-
demokratischen Vermöbelungen in Dresden ein,
wo LerUe, die niemals Proletarier waren,
sich mit kt Hausknechtmaxime: „Wer nicht pariert,
fliegt hinaus," besudelten. Für Leute dieses Schla-
ges ist der Genius der Freiheit nur ein Oel-
götze, der je nachdem mit Kartoffeln gemästet oder
mit Faustschlägen traktirt wird. Das Proleten-
thum in der widerlichsten Gestalt.

«vors Hirtli

. JUGEND .

Der neue Plutarcb

Auf dem Hamburger Frauentag redete
Anita Arrgsxrrrg bei der Behandlung der
proftitutionsfrage unter Anderem:

„Jetzt sind uns Frauen die Augen geöffnet
und wir sagen: Bis hierher und nicht weiter!
Ich verstehe unsere Naturwissenschaftler und
Mediziner nicht. Sie müssen doch einsehen,
wie bei uns das Geschlechtsleben auf den Ropf
gestellt ist. In der ganzen Natur sehen wir,
daß das weibliche Geschlecht in allen sexuellen
Dingen das herrschende und die Richt-
schnur angebende ist. Bei uns ist es umge-
kehrt: Die Frau ist von der Selection
ausgeschlossen!"

„Gott fei Dank!" stöhnte ein anwesender
Junggeselle, mit einem scheuen Seitenblick auf
die Rednerin.

Lravo, Mottl!

Mt Bezug auf das Bild und Gedicht „Grals-
ritter" in Rr. 38 der „Fugend" schreibt uns Zelir
ttottl: „Ich hatte, habe und werde mit dem Rew-
Norker „parsifal" nichts zu thun haben. Mein Ver-
trag mit Lonried verpflichtet mich auf 6 Monate an's
Metropolitain Opera-House als ersten Dirigenten- mit
ausdrücklichem Ausschluß des parsifal."

O wie ist die Reue doch so bitter,

Die mich jetzt zerknirschend überfällt,

Weil ich Dich dem Dollar-Gral als Ritter
Ungerecht vor Kurzem zugesellt.

D u wirst nicht die deutsche Kunst entweihen,
Du hältst Deine Künstlerehre rein.

— Lieber Mottl, wirst Du mir verzeihen,

Daß ich auf 'ne Ente fiel herein?

Daß ich Deinen Ruf Dir schmählich raube,
Liegt mir fern. Drum hilft mir diese List:

Ich ernenne Dich zur weißen Taube,
DaDudoch mal aufdemGralsbildbistl

„Augencl"

Aar vu nicht willst, dass man Dir Ihn»
Das füg' auch Keinem Andern zu.

„Servus, College! Älso auch das Debit
entzogen?!"

190Z

Der neue Plutarcb

Rudolf Falb war gestorben und kam in
den Himmel.

„Nicht wahr, mein Lieber," lächelte
ihm Petrus verzeihend zu, „jetzt darf ich
wieder das Wetter machen, wie ich
will." _

„Die klerikale „Augsburger Postzeitung"
meint, Riedels Budgetrede sei sein Schwa-
nengesang gewesen."

„wenn's die Schwän' net schönerkönna..!"
seufzte ein um den Wohnungsgeldzuschuß ge-
kommener Beamter.

Orientalisches Stillleben

Seine Fatma zwickt der Großtürk
In die Backe, in die rechte,

„Fatma!" spricht er, „holdes Mädchen,
Schimpf mir nur nicht auf die Mächte!
Diese Mächte - killekille -
Sind die Freunde mir, die besten —
Fatma, süße, noch ein Küßchen,

Ganz besonders die im Westen,

Und erst die Reformprojecte
Sind der reine Hocus-Pocus!

Aga! Schneid' sie hübsch in Stücke,
Leg' sie mir auf meinen Lokus!"

Prosit, filiae!

von Maxi Bierluna, Gymnasist

Ich bin zwar nur ein Sechster-Klaffer,
Und also noch ein Fuchs, ein krasser,

Was Universität berührt.

Trotz dessen freuts mich unbeschreiblich,
Daß nun sogar in Bayern weiblich
Auch Einer sein darf, wo studiert.

O Seligkeit, wenn meine Lore
Einspringt vielleicht im selben Corpse,

Wo ich dann schon aktiv dabei,

Und mit mir commersiren thäte
Und mich mit süßer Stimme bäte,

Daß ich ihr Seel- und Leibbursch sei!

In Anbetracht sovieles Schönen,

Was also uns, den Blusensöhnen,

Noch blühen, Mädels, wird durch Euch, -
Kann ich bloß sagen: Prosit, filiae!
Heil Euch in unserer Familie!
Blüht, wachset und vermehret Euch!
Register
Georg Hirth: Prolet und Proletarier
Redaktioneller Beitrag: Bravo, Mottl!
Maxl Bierjung: Prosit filiae
Monogrammist Frosch: Illustrationen zum Text "Der neue Plutarch"
Plutarch [Pseud.]: Der neue Plutarch
Ali: Orientalisches Stillleben
Monogrammist Frosch: Was Du nicht willst, daß man Dir thu
 
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