rechte Strafe daft
jthaus belieben!
raucht
man
r sagt
Und daß die Censur noch immer lebt»
Die eigentlich abgeschafft ist;
Und daß verjunkert, verbureaukratirt
Das Reich und nicht blos verpfafft ist.
Ich sah, daß noch immer ein
dicker Zaun
Lin halbes hundert Millionen
Mühseliger Arbeitsbienen trennt
Von etlichen tausend Drohnen!
Und da begriff ich, wie gesagt,
Die gahrende Schaar der Rothen,
Die willig folgt durch Dick und Dünn
Den selbstgewählten Despoten!
Caput IV
Die Sachen halt' ich in Berlin
Gelesen im Lass Bauer;
Mit mir saß Liner am gleichen Tisch»
Den frug ich in ehrlicher Trauer:
„Ist's also, wie's in der Zeitung steht
Und wie's auch stimmen gewiß muß:
warum erhebt sich nicht, wie ein Mann
Der deutsche Liberalismus?
warum sagt der denn im Reichstag nicht
Zuweilen ein kräftiges Sprächet
Und rüttelt ihn wieder ein Bischen wach,
Den schafsgeduldigen Michel?"
Da aber lachte mein Vis-ä-vis:
„Potz Bomben und Kanonen!
Der deutsche Liberalismus, mein Herr»
Zerfällt in ein Dutzend Fraktionen!
Und jede von diesen ist wiederum
Geschieden in zwölf Rüancen —
Mit Ihrem Liberalismus, mein Herr,
Da haben Sie keine Chancen!
Ja, wären sie einig, sie könnten schon
Dem Rückschritt kräftig zu Leibe,
Sie könnten schon wirken, daß
greller Tag
Die dumpfigen Rebel vertreibe.
Sie könnten zu ehrenvollerem Kurs
Schon drängen die deutsche Regierung —
Einstweilen streiten sie aber noch, wer
Sich freue der schönsten Schattirung.
Erst wenn's uns einmal an den
Kragen geht»
wie damals, anno Siebzig,
Dann wird man endlich vernünftig sein»
Verträgt sich wieder und liebt sich!"
Caput V
Ich Hab' auch sonst in der Reichshauptstadt
Erfahren so manches Reue,
wenn just auch wenig darunter ist,
Deß ich von Herzen mich freue.
Für Richard Wagner ein Denkmal dort
Erblickt ich — beim phidias! Dieses
Ist ein versteintes lableau vivant
Und noch dazu ein recht mieses.
Theaterfiguren umzappeln nervös
Den Sockel zur Rechten und Linken —
Das Ganze riecht nach dem Opernhaus,
Rach Bühnengarderobe und Schminken!
Dann sah ich nicht weit von diesem Platz
Fürst Bismarcks ehernes Standbild,
Von einem Meister modelliert,
Der dort für den Besten im Land gilt!
Der Fürst hat den Helm schief
auf dem Kopf,
Als hätt' er zuviel erwuschen»
Und zornig deutet sein rechter Arm,
Als sagte er: Tyras, kuschen!
Und ringsum sah ich im parke noch
Zwei Schock Monumente beiläufig —
Die Bäume werden dort selten jetzt,
Die Marmorbilder sind häufig.
Zuletzt erliegen dem Uebermaß
An Plastik die sämmtlichen Bäum' und
Lin jeder Berliner kriegt eine Statü,
Der ungetrübt ist von Leumund.
(Schluss folgt)
Walther Puttner (München)
3
jthaus belieben!
raucht
man
r sagt
Und daß die Censur noch immer lebt»
Die eigentlich abgeschafft ist;
Und daß verjunkert, verbureaukratirt
Das Reich und nicht blos verpfafft ist.
Ich sah, daß noch immer ein
dicker Zaun
Lin halbes hundert Millionen
Mühseliger Arbeitsbienen trennt
Von etlichen tausend Drohnen!
Und da begriff ich, wie gesagt,
Die gahrende Schaar der Rothen,
Die willig folgt durch Dick und Dünn
Den selbstgewählten Despoten!
Caput IV
Die Sachen halt' ich in Berlin
Gelesen im Lass Bauer;
Mit mir saß Liner am gleichen Tisch»
Den frug ich in ehrlicher Trauer:
„Ist's also, wie's in der Zeitung steht
Und wie's auch stimmen gewiß muß:
warum erhebt sich nicht, wie ein Mann
Der deutsche Liberalismus?
warum sagt der denn im Reichstag nicht
Zuweilen ein kräftiges Sprächet
Und rüttelt ihn wieder ein Bischen wach,
Den schafsgeduldigen Michel?"
Da aber lachte mein Vis-ä-vis:
„Potz Bomben und Kanonen!
Der deutsche Liberalismus, mein Herr»
Zerfällt in ein Dutzend Fraktionen!
Und jede von diesen ist wiederum
Geschieden in zwölf Rüancen —
Mit Ihrem Liberalismus, mein Herr,
Da haben Sie keine Chancen!
Ja, wären sie einig, sie könnten schon
Dem Rückschritt kräftig zu Leibe,
Sie könnten schon wirken, daß
greller Tag
Die dumpfigen Rebel vertreibe.
Sie könnten zu ehrenvollerem Kurs
Schon drängen die deutsche Regierung —
Einstweilen streiten sie aber noch, wer
Sich freue der schönsten Schattirung.
Erst wenn's uns einmal an den
Kragen geht»
wie damals, anno Siebzig,
Dann wird man endlich vernünftig sein»
Verträgt sich wieder und liebt sich!"
Caput V
Ich Hab' auch sonst in der Reichshauptstadt
Erfahren so manches Reue,
wenn just auch wenig darunter ist,
Deß ich von Herzen mich freue.
Für Richard Wagner ein Denkmal dort
Erblickt ich — beim phidias! Dieses
Ist ein versteintes lableau vivant
Und noch dazu ein recht mieses.
Theaterfiguren umzappeln nervös
Den Sockel zur Rechten und Linken —
Das Ganze riecht nach dem Opernhaus,
Rach Bühnengarderobe und Schminken!
Dann sah ich nicht weit von diesem Platz
Fürst Bismarcks ehernes Standbild,
Von einem Meister modelliert,
Der dort für den Besten im Land gilt!
Der Fürst hat den Helm schief
auf dem Kopf,
Als hätt' er zuviel erwuschen»
Und zornig deutet sein rechter Arm,
Als sagte er: Tyras, kuschen!
Und ringsum sah ich im parke noch
Zwei Schock Monumente beiläufig —
Die Bäume werden dort selten jetzt,
Die Marmorbilder sind häufig.
Zuletzt erliegen dem Uebermaß
An Plastik die sämmtlichen Bäum' und
Lin jeder Berliner kriegt eine Statü,
Der ungetrübt ist von Leumund.
(Schluss folgt)
Walther Puttner (München)
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