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Nr. 10

c

Die Worte de$. Herrn Kranke

Der Staatssekretär des Reichspostamts hat einen
Postunterbeamten entlassen, der in einer Versammlung
erklärte, er habe sein Mittagessen in Gestalt einer
Schmalzstulle in einer Seitengasse eingenommen, weil
er sich geschämt habe, daß er nicht besser besoldet
würde; der Staatssekretär rieth den Beamten, nicht
so früh zu heirathen.

Zwei Worte nenn' ich euch, inhaltschwer,
Die gebt von Munde zu Munde.

Vergeßt, ihr Briefträger, nimmermehr
Die hohe, die heilige Runde!

Es hüte die Worte im Herzen still,
wer Oberbriefträger werden will.

Schmalzstulle, so heißt das erste Wort.
Schmalzstulle, .ihr weih' ich mein Leben.

Sie hebt meine Seele zum himmlischen Port,
Beflügelt mein irdisches Streben.

Reicht man mir eine Schmalzstulle dar,

Dann pfeif' ich auf Austern und Laviar.

Und wer sich seiner Schmalzstulle schämt,
Der soll es am Amte mir büßen.

Solch Nörgler ist in dem Berufe gelähmt;

Er schüttle den Staub von den Füßen,
wer sie in der Seitengasse verzehrt,

Der ist den postrothen Rragen nicht werth.

Das zweite Wort, es heißt Loli bat!

Es rettet vor dem verdammten,

Vor dem gemeinen Proletariat
Die jungen Postunterbeamten.

Familien darben bei ihrem Sold,

Die Lölibatäre, die schwimmen im Gold.

Das (Lolibat macht alle erst frei,

Es führt die Beamten zum Siege,
was soll die dämliche Heiratherei
Und das ewige Rindergekriege?

Zu den höchsten postalischen Ehren nur eilt
Der Mann, der sein Bett mit Niemandem theilt!

wer die zwei Worte bewahrt, der siegt
Und kriegt bald Litzen und Schnüre.

Doch wer die Worte verachtet, der fliegt;

Den setze ich schnell vor die Thüre.

wir stützen den Thron, den Altar und den Staat,

Drum hurrah Schmalzstulle

und LölibatI

Frido

Protest

Luki (beim Svller im Thal): „Gell,lins*)
mi fei net so saudumm o, Du damischer
Hans Wurscht, Du damischer!"

Kare: „Gell, thua di fei halt'n mit
deini Ausdrück, mir san fei net im Landtag!"

*) schau.

Der neue MutarA

„Sie sind aber heiser!" bemerkte Daller
zum liberalen Abgeordneten Wagner.

„Rein Wunder! wir sind ausgezogen
bis auf's Hemd, während man beim Zen-
trum im Pelzmantel spazieren geht!"

» jtJGEND .

Die Kammer-Hereros

»Herr Ministerpräsident, werden Sie auch Muth
und Entschlossenheit haben? Werden Sie sich auch
von keiner Partei umgarnen lassen?" fragte
bekanntlich der Liberale Cassel mann.

!!! (Dbadit!!!

Alte getragene Röcke werden sauber
ausgebürstet und schön schwarz gefärbt!

Unfehlbare Mittel gegen Magen-
schnrerzen stets auf Lager!

Men Freitag frische Misswürste!

Heilung der Nervosität durch Achnee-
luft. Für angenehme Verdichtung der äußern
Lpithelarschichten wird garantirt!

CI. Modepils, „Zur Wiener Semütblicdkeil"

(Zu sprechen am Promenadeplay und beim
Hotel Leinfelder.)

1904

Klage um ?etUt|Tcb

(5rd nach Schiller's »Radowessiers Todtenlied«)

Seht, da sitzt er auf der Matte
Neben Doctor Heim,

Neben Daller, Kohl und Orterer
Und dem Gerstenschleim.

Doch wo ist die Kraft der Fäuste
Die des Staates Schiff
Einst im liberalen Geiste
Schützt' vorm schwarzen Riff?

Wo das Rückgrat, das vor Jahren
Er noch streng und straff
Trug vor schwarzen Janitscharen,

Seht, es hängt ihm schlaff.

Wohl ihm, er ist hingegangen,

Wo Herr Daller ist,

Hat in reuigem Verlangen
Ihm den Fuß geküßt.

Ausnahmsweise soll er haben
Kirchliches Geläut',

Bringet her die letzten Gaben,

Die'ihn noch gefreut':

Legt ihm unters Haupt die frumme
Tante von dem Lech,

Und noch andre grad so dumme
Blätter, schwarz wie Pech.

_ Glanzwichs auch, den Leib zu malen,
Steckt ihm in die Hand,

Daß er schwärzlich möge strahlen
Dort in jenem Land. ».

warum die Japaner den Krieg verlieren
müssen

Der bekannte Zwtscbetirufer
in der Prannerstrasse

Ich bin ein Witzbold kolossal,

(Rach meiner Ansicht, heißt das)
Mach Zwischenrufe überall,

Der ganze Landtag weiß das.

wenn Liner noch so ernsthaft spricht,
Lr kann mir nicht entwischen,

Ich halte meinen Schnabel nicht
Und rufe keck dazwischen.

Ich mache Glossen blitzgeschwind
Selbst zu der besten Rede,

Und wenn sie halt nicht geistreich sind,
Dann sind sie eben blöde.

Ich selber aber rede nie
Ausführlich und Gewisses.

Denn thät ich das, so riefen sie
Gewiß: „Si taeuisses . . ."

(Aus dem Vortrag eines Missionszöglings)

.... Dies Volk hat keinen Gott. Als ich bei
ihnen war und ihnen klar machen wollte, daß es
kein Volk ohne Götter gebe, schrieen sie mir frech
entgegen: „Wir sind doch auch ein Volk." Umsonst
machte ich sie aus die philosophischen Beweise für
das Dasein Gottes, insbesondere auf den con86n8U8
omninm aufmerksam; sie lachten und meinten, das
alles habe Konfutse vor 2500 Jahren schon wider-
legt. Ich war sprachlos. Ich war gekommen,
Götzendiener zu bekehren, und fand eine Horde
Atheisten.

Ich glaube fast, unser alter Hackel ist nur eine euro-
päische Wiedergeburt des chinesischen Konfutse. Aber
was soll man da thun als ruhig abwarten? Wenn
sie den Krieg verlieren, werden sie schon fromm
werden; denn Noth lehrt beten. Uno verlieren
müssen sie den Krieg. Denn auf russischer Seite
wird so viel gebetet und jeder Kanonenschuß im
Namen des Allerhöchsten aogefeuert, während diese
Japaner gar nicht daran denken, den Segen Gottes
auf ihre Kleinkalibrigen herabzuflehen .... Das
aber ist Mord und zwar ganz gottloser Mord, und
darum werden die Japaner, die ihre Mitmenschen
ohne des Himmels Segen umbringen, den Krieg
sicher verlieren.... Cri-Cri

Mas folgt daraus?

Lin Münchner Sezessionist wird zur Hoftafel
in Berlin zugezogen und vom Kaiser in der huld-
vollsten weise angesprochen; tags daraus wird
ihm der Rothe-Adlerorden verliehen. —' was
folgt daraus?

Daß die Sache im „vorwärts" steht.

Das Haager Schiedsgericht bietet seine Inter-
vention in einem diplomatischen Lonflikt an. —
was folgt daraus?

Daß der Krieg bereits ausgebrochen ist.

Im wiener Parlament hört man seit längerer
Zeit kein Schimpfwort, keine Kindertrompeten,
kein Pultdeckelkonzert. — was folgt daraus?

Daß das Parlament vertagt ist.

Der neue Plutarch

„Und dann wird's mir auch immer so
schwarz vor den Augen, Herr Professor!"
sagte ein Rranker zum Spezialarzt.

„Ja, da kann ich Ihnen nicht helfen, das
ist jetzt bei uns epidemisch, da müssen's
halt auswandern aus Bayern!" —

193

Mchronik d

wenn bisher sä

Gänzlich in der Sch!
siir die Zukunft l
Drinnen noch viel
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Und er sprudelte v
AK er vom Minis
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So famose Scherze
Ob der Liberalen !
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Neckisch auch erzäh
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Register
[nicht signierter Beitrag]: Protest
[nicht signierter Beitrag]: Der bekannte Zwischenrufer in der Prannerstrasse
Cri-Cri: Warum die Japaner den Krieg verlieren müssen
B.: Klage um Feilitzsch
[nicht signierter Beitrag]: Was folgt daraus?
Plutarch [Pseud.]: Der neue Plutarch
[nicht signierter Beitrag]: Obacht!!!
Frido: Die Worte des Herrn Kraetke
Monogrammist Frosch: Die Kammer-Hereros
Monogrammist Frosch: Illustrationen zum Text "Der neue Plutarch"
 
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