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Nr. 31

1904

^Us Dr. Beiin’s „Gedanltenblabungen"

"®cr ganz natürliche weg eines kgl. bayer.
Seht auf Lentrumsflügeln bis zur fchwin-
höhe eines INinisterpräsidenten. Ist er
centr Uc®s n'r3cn<)s angestoßen und bleibt er
uinsfromm, wird er gestalten.

■ °mmt, wenn auch ohne fein Zuthun, von
ein mißliebiges Telegramm, läßt man

Worden
fallend)

er aber ein von Lentrumsguaden nnge-

Okln CT ijii’UiüEaT 4V i i ey =• m i ii i |i ci , vkl

nCl Zentrum zwar schon Gefälligkeiten erwiesen,
<3')ct einen schwarzen Häuptling erst
^ich» beleidigt und dann noch bei weltlichen
tjj., ern verklagen wollte, so ist sein ganz na-
^^^ier.Wxg §„de. Sic transit gloria

3a^uffifdjc Meldung über Verluste der
B0t®,?ncr* »Die Japaner griffen Hort Zlrtstur
vo„ Bandseile mit einer Gesammtstreitmacht
^000 Mann an: sie wurden mit einem
wun^^ 30 000 Todtcn und 50000 ver-
beten glänzend zurürkgeschlagen."

Eichel, der Jriedensttörcr

^)nbpi'e ^eiitiker der „Times", „Dailst Mail" n s. w.

es längst herausgebracht, in welch tückischer
in Deutschland gelegentlich seines Flottenbesuchcs
tzz*stlinouth den dortigen Kriegshasen ausspionierte.
Tch,»eabsjchtigt, mit seiner sürchtbar überlegenen
hjxl "chtslotte diesen letzteren zu überfallen und von
istxl "us England zu verwüsten. Eine riesige
erhg,°kflotle ist in aller Stille am Starnberger See
k>uz . worden und wird demnächst von der Würm
hg.,'".die Isar, Donau, durch den Donau-Main-
djxn?' m den Main und von da durch den Rhein in
L"'dsee dampsen und überall Schrecken verbreiten.
str»M der „National-Rcview" hat das ehrenwertste
EuM?^HErrenhausmitgIiedJ.B.Kosciol-Koscielski
chtlungen darüber veröffentlicht, daß Deutschland
Ostasien bejchüsligten Russen die ehemals
bxgvNkn Theile von Russisch-Polen zu entreißen

JUGEND

Hof- und ^?olksthcater *)

Also sprach der Doktor Zimmern:
wozu braucht ein frommer Christ
Solche theure Hofrhcater,
währenddem sein Seclenvatcr
Jämmerlich im Dalles ist?

Besser geht in seine Rirche
Stramm ein guter Rarholik,

Als in solchen Sündcntcmpeln
Seine Unschuld zu verplcmpeln
Bei so manchem schlechten Stück.

will er aber einmal wirklich
Ein gediegnes Schauspiel sehn,

Drin sein Pfarrer spielt persönlich —

Ja dann braucht der Christ gewöhnlich
Vkur ins Parlament zu gehn.

Eine größere Roinödie
Zeigt ihin keines Mimen Run st,

Als wenn sich im Landtag drinnen
Seelenhirt und Sozi minnen —

Und er sieht cs noch umsunst!

A. De Nora

besÄ"st'8t. Natürlich nimmt es die Ostseeprovinzen
,AUer Gelegenheit gleich mit.

' ei* ”')cr ln seinen verruchten Plänen von Frank-
,eirte ^vnicl)t gestört zu werden, hat es dieses durch
>tNtriguen in Verwicklungen mit den: Vatikan
Wri : Schon hört man. daß Generalfeldmarschall
^rn, ?ev Höchstkommandierende der päpstlichen
'ück-. seine Truppen mit preußischen Waffen-
^n und Picke lhauben ausrüslet. Bald ist das
tsach preußischem Muster organisiert und dann
lanic lanatisiert, wie die Japaner gegen Ruß-
über Frankreich herfallen.

'ln 4g " ließt, der schreckliche Diktator Bismarck war
drg^Uenknabe gegen den lächelnden Citalor Bülow,
teuflische Jniriguen die Deutschen bald zu den
Mnen des Erdballs gemacht haben werden!

Drokura in Ekrensacken

Prosper Arenberg fühlt sich durch das
kols eines Wiener iliomanversertigers, „Tropen-
%er er , beleidigt und hat diesen ausgesordert, seinem
»>Nni„ Eter Satisfaktion zu geben, da er selbst
«wentan verhindert" sei.

s jctzt noch nicht glaubt, daß der Prinz mit
steig.? wecht wegen Unzurechnungsfähigkeit
l>elseul ochen worden ist, dem ist wirklich nicht zu

Revolution von oben!

Ausn wer Eröffnung der II. Darmstädter
^toß, llung in der Künstler-Colonie hat
?Lo3">erzog Ernst Ludwig geradezu revolutionäre
blesch,gesprochen über „Recht und Pflicht eines neuen
Saugjn? . nicht einseitig in den Formen der Ber-
- it, sondern dem eigenen Kunstempsinden
Doz '.und zweckmäßig zu schassen!"
llE'Är ^ißt doch, die unbotmäßige Rinnsteinkunst
diez hoffähig uiacheii! Der Großherzog, der ohne-
"wien ei", >m Perdacht sozialdemokratischer Bezieh-
znn, ->inht, riskiert, daß ihm schließlich das Recht
aberk^ss^en von Krone, Szepter und Reichsapfel
lidnd?L „ "Pd er in die zweite Klasse des Mvnarchen-
ver,etzt wird!

*) Im bayerischen Landtag wurden von der Re-
gierung Z00 000 Mark für Verbesserung der
Zeuersicherheit im Münchener Hoftheater
verlangt. Abg. Dr. Zimmern (Lentrums bemerkte
bei dieser Gelegenheit: „Die Leute draußen begreifen
nicht, wie man für das Hoftheater so viel Geld haben
kann, während man für die viel wichtigeren
Seelsorger-Interessen nichts hat. Die Leute
sagen, wenn die Münchener ins Hoftheater
gehen wollen, sollen sie hineingehen, und
wenn es feuergefährlich ist, sollen sie heraus-
bleiben. Zür die Landleute und kleinen Bürger
ist es wichtiger, in die Kirche zu gehen, als
für die Münchener, daß sie ins Hoftheater
gehen."

Japanische Todesverachtung

- (Feldpostkarre)

Liebe Eltern!

Beste Grüße vom Kriegsschauplatz! Wie Ihr
seht, hatte ich leider noch immer nicht das Glück,
fürs Vaterland zu sterben.

Berichtigung

Ein glänzend unterrichtetes Berliner Tagblatt
hat aus Mulden die sensationelle Meldung erhalten,
daß General Kuropatkin dort von dem Großsürsten
Boris, den er wegen Harcmsgeschichten zur Rede
stellte, mit dem Säbel über die Nase gehauen wor-
den sei.

Nach unfern Informationen stimmt die Nach-
richt in der Hauptsache: gehauen wurde! Aber
nicht General Kuropatkin, sondern ein gewisser Herr
Arthur Levysohn, nicht vom Großsürsten Boris,
sondern von einem Spaßvogel und nicht über die
Nase, sondern über's Ohr! «—

Die zuriicligebaltenen

Attaches und Kriegskorrespondenten

„Meine Herren, da erfahre ich eben, daß der
Lrieg zwischen Nnßland und Japan noch
immer andauern soll."

In anima vili!

Wie die Blätter melden, erregt es in medizin-
ischen Kreisen Berlins große Entrüstung, daß Pro
fessor Jacob au der ersten medizinischen Klinik
der Charitö an tuberkulösen Patienten gewagte
Experimente augestellt hat. Er machte in zwei
Fällen ohne Roth den Luftröhreuschnitt und spritzte
von da aus Medikamente direkt in die Lungen ein.

Man sollte derartig wißbegierige Philan-
thropen homöopathisch kurieren, d. h. nach den
Grundsätzen: Gleiches mit Gleichem. Der heuti-
gen Wissenschaft wäre es ein Leichtes, Herrn Pro-
fessor Jacob mit der Lungentuberkulose zu ver-
sehen und dann könnte man an ihm Luftröhren-
schnitt und Einspritzungen unter seiner eigenen
wissenschaftlichen Kontrolle versuchen. Da er von
der Richtigkeit seines Verfahrens überzeugt ist,
riskiert er ja nichts dabei!

In der Frankfurter Zeitung hat sich ein früherer
Mörder gegen die Todesstrafe ausgesprochen.
So sehr es anzuerkennen wäre, wenn in der Zeit
der Jnteressenkämpse auch die Mörder mit sachver-
ständigen Gründen für ihre Interessen einträten, so
muß jenem Einsender die Aktivlegitimation zu seinem
Urtheil abgcsprochen werden. Frühere Zuchthäusler
uuh Gesängnißiusasscn haben uns aus ihren Er-
fahrungen geschildert, wie diese Strafen wirken;
hieraus kann der unerfahrene Mensch, der noch nie
gesessen hak, etwas lernen. Auch über die Todes-
strase sollte Keiner urtheilen, bevor er sie erlitten
hat; bis dahin fehlt ihm die Sachkunde.

Die grässliche Chat der gedeimvund-
scbeusäler oder das Geheimnis« der Kar-
toffelsäcke oder ein blutiges Komplott
gegen uns arme Küssen

O höre, 0 Publikum, die Geschichte,

Die ich aus Königsberg jetzt berichte.

Einst wohnte dort die reine Vernunft,

Jetzt wohnt dort eine Demokratenzunft.

Die wagten cs, in Kartoffelsäcken
Verbotene Schriften zu verstecken.

Alle versteckten sie um die Wette,

Einer sogar unterm Ehebette.

Was sie sonst noch machten in diesen Tagen,
Das geniere ich mich fast zu sagen.

Sie waren alle in einem Geheimbunde!

O diese gottvergessenen Schweinhunde.

Wer so im Pfuhl seiner Sünden ersoffen.

Der wird von dem Zorn des Zaren getroffen.
Solchen Verbrechern peinliche Roth schasst er,

Den Strafantrag stellt er durch den Botschafter.

Der russische Konsul hat ohne Zagen
Das Gesetz ins Deutsche übertragen,

Und zwar — das ist besonders wichtig, —

Einige Zeilen sogar richtig!

Warum soll man jeden Paragraphen
Genau übersetzen dielen Schafen?

Eine solche Humanitätsduselei
Wäre nur unnöthige Schererei.

Wozu erst solche Umstände machen,
lieber die wir Russen ja doch nur lachen?

Werft die Schufte in's Zuchthaus hinein,

Dann wird euch auch Väterchen gnädig sein.

Er wird euch belohnen in Huld und Gnaden
Und Extra-Dampfer schicken nach Aden,

Damit sie mit freundschaftlichen Griffen
Zufassen nach den deutschen Schiffen.

Er nimmt euch gnädigst die lästige Post,
England muß sie befördern nach Ost.

So spart er euch huldvoll Arbeit und Müh';

Ja, der Zar vergißt seine Freunde nie.

Ihr dürft -auch znm Dank für gutes Gelingen
Unsere Anleihen unterbringen,

Denn wir Russen lieben — außer

dem Geld —

Den Deutschen und sonst nichts auf

der Welt!

l'rido
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[nicht signierter Beitrag]: In der Frankfurter Zeitung hat sich ein...
[nicht signierter Beitrag]: Russische Meldung über die Verluste der Japaner
[nicht signierter Beitrag]: Aus Dr. Heim's "Gedankenblähungen"
[nicht signierter Beitrag]: Prokura in Ehrensachen
Frido: Die gräßliche That der Geheimbundscheusäler
[nicht signierter Beitrag]: Revolution von oben!
Monogrammist Frosch: Die zurückgehaltenen Attachés und Kriegskorrespondenten
A. De Nora: Hof- und Volkstheater
-b-: In anima vili!
-g-: Berichtigung
[nicht signierter Beitrag]: Michel, der Friedensstörer
 
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