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Jugend: Münchner illustrierte Wochenschrift für Kunst und Leben — 9.1904, Band 2 (Nr. 27-52)

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https://doi.org/10.11588/diglit.3896#0272
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1904

Mittkoninien in Bremen!

Zu einem festlichen Empfange Schippcls auf dem Parteitag sind von den
Genossen umfassende Vorbereitungen getroffen worden!

Eil, Gcbct'i

Aus dem Russischen

Herr, Gstt der Lhriften! Sieb in unsrer vssoth
Uns bercnd hier zu Deinen Füßen liegen:

Gib Du den Heiden tausendfachen Tod,

Doch uns, Dein auserwähltes Volk laß siegen!
Herr, Gott der Liebe, ohne dessen Wahl
Rein armer Sperling fallen kann vom Dache,
Sei unfern Feinden setzt ein Gott der G.ual,
Ein Gott des Schreckens und ei» Gott der Rache!

Vs» der Geschosse Hagel übcrsät,

Zerrissen von Shrapnels und von Granaten,
So sei',, sie auf dem Schlachtfeld hingcmabt,
wie unterm Sichclstrich die goldnen Saaten!
Lenk' in ihr Herz das mörderische Blei,

Laß reihenweise sinken ihre Streiter,
Durchbohrt von Lanzen und zerstampft zu Brei
Vom Rosscshuf der braunen Stcppcnrcircr!

Dann locke sie auf unterwühltes Land
Und unsre Mine sei von Dir gesegnet,

Daß unter Donner in de» blut'gen Sand
Ein Schwall zerftücktcr Leiber niederregnet!
Laß sie in Gruben stürzen, müd' gehetzt,

*) Der „Heilige Synod" hat im ganzen Reiche
Gebete für die russische Armee angeordnet. Das
„Bureau Reuter" kheilt den Tert mit, in dem es von
geradezu blasphemischen Stellen wimmelt.

wo sie vom ungelöschten Ralk erblinden,
wo gräßlich sie der Srachcldraht zerfetzt,
wo sie auf pfählen aufgespießt sich winden!

Laß sie verschmachten, Herr, in Sonnengluth,
Erfrieren, von des winters Frost duechschauert,
Ersticke» in der eignen Brüder Blur
In Lcichenhaufen, wallhoch aufgemauertI
Ersäufe sie in Sümpfen und im Fluß,

Im Ozean zcrschmettrc ihre Schiffe
Durch Riesenbomben und Torpedoschuß,

In wirbelstürmen wirf sie an die Riffel

Mit Rrankhcitsgeißeln züchtige den Rest,

O Gott der Christen, gütiger und lieber I
Schick ihnen Blattern, Cholera und Pest,
Verderbe sic durch Wundbrand und durch Fieber!
Und, langt es nicht, so schütte auf ihr Heer,
wie einst auf Sodom, eine Fluth von Schwefel!
Laß jäh ihr Land verschlungen sein vom Meer,
Mit einer Sündfluth räche ihren Frevel!

Du weißt ja: was wir mühsam uns geraubt,
Ein schönes Land voll reicher Himmelsgabcn,
will diese Rotte, die an Dich nicht glaubt,
In wüster Gier auf einmal gleichfalls haben,
Du siehst: auf unsrer Seite liegt das Recht —
Laß die Gerechten nicht mit Füßen treten!
Der Feind ist sündig, Herr, der Feind

ist schlecht,

Doch wir sind christlich und versteh'»

zu — beten.

Hana

Deutsches Lied aus Tirol

Melodie: „§» Mantua in Banden

Professor Brunner (Berlin), der Präsident des
deutschen Juristentages zu Innsbruck, äußerte sich 1
einer mit brausendem Beifall aufgenommenen 3^®*'
„Möge der Tiroler immer festhalten an dem, was
Wurzel seiner Kraft ist, an seinem deutschen Volk"'
Ihum."

So lang auf unser» Bergen
Noch strahlt der Firne Glanz,

Die grünen Matten zieret
Der Alpenblumen Kranz,

Die wilden Bäche tosend geh'n,

Woll'n wir als treue Wächter stell'"
Für's deutsche Land Tirol!

Umsonst sei nicht geflossen
Das deutsche Heldenblut!

Bewahret euer Volksthum
Euch als das höchste Gut,

Das, würdig seiner Ahnen sei
Der Enkel bieder, deutsch und frei
Im schönen Land Tirol!

Wir sind seit alten Zeiten
Geschnitzt aus hartem Holz;

Kein Mensch hat uns gebcngei
Den deutschen Bauernstolz!

Das Eisen in der starken Hand,

So kämpften wir für's Heimatland,
Für's deutsche Land Tirol!

kiuclolk 6rcinz

Neuester Crlcih kür ruffiTche 3udefl

I. Erlast für Rommerzienräthe

Jüdische Kommerzienräthe habcti das Recht,,'"
allen Gouvernements Steuern zu zahlen.
unterscheiden sich von den christlichen Kommerzie"
räthen überhaupt nur dadurch, daß sie einige Iah'
später getauft sind.

II. für Aerzte

Jüdische Aerzte dürfen in allen Gebieten kurirew
in denen die Pest epidemisch austritt. Der
dakteur des betreffenden antisemitischen iCtet-
blattes entscheidet, ob der Tod eines Patienten
Ritualmord zu betrachten ist.

III. für Kaufleute

Jüdische Kaufleute dürfen handeln: (. in
birien mit Drangen und Paxageifedern; 2. '
Moskau mit dort gezogenem Tabak und fest'!
geschlachtetem Mammutfleisch. ..

Läßt sich ein christlicher Konkurrent im ®rt
nieder, so muß das Geschäft geschlossen werdf'^

Schulden von christlichen Käufern sind n'w
einklagbar.

IV. für Arbeiter und arme Juden

Jüdische Arbeiter und arme Juden Habers >,
ganz Rußland das Recht, auszuwandern.
bleibende dürfen sich von jedem Beliebigen e
schlagen lassen.

V. Schlutzbestimmung

Dieser Erlaß wird durch die früheren Jude"
erlässe aufgehoben.

Bürgermeister vr. Lueger schloß seine
grüßungsrede des Internationalen Prell
kongrelses mit den Worten: ,-ch

„Meine Herren und Damen! Seien Sie herZ".„
willkommen! Die Bevölkerung der Stadt Wien >
getheilt, der eine grüßt den einen Theil, der aE
den andern Theil. Ich begrüße Alle. (LebM',,
Beifall.) Ich frage nicht nach seinem polit'M.
Programm, ich frage auch nicht nach der
burt. Ich frage nach gar nichts. Ich dr"' t
alle Augen zu und sage: Grüß euch.G^r
alle miteinander, herzlich willkommen
Stadt Wien!" . ,,

Was würde wohl ein Gast in einer Pr'" ^
Soiröe sagen, wenn ihm der gemüthvolle HaE
erklärte: „Sie sind zwar einem Theil der * ,j
wesenden im höchsten Grade zuwider, aber ^ w
Sie nun schon mal da sind — drücke ich " .
Augen, sogar die Hühneraugen, zu und
Herzlich Willkommen!"
Register
(Theodor) Tell: Zwei Hofbräuhaus-Politiker
Julius Diez: Flottenparade im Jahre 1910
 
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