Nummer des .Anzeigers für die Residenz', daß Sie Vorhaben, eine öffent-
liche Versammlung zu halten, in einer öffentlichen Versammlung zu
sprechen über — äh—äh —ich mag das häßliche Wort nicht aussprechen—"
„lieber Bekämpfung der Geschlechtskrankheiten, meinen Sie wohl?
Allerdings. Ich bin doch Professor für Haut- und Sexualkrankheiten und
also gehört ein derartiger Vortrag zu meinem ganz speziellen Ressort.
Was erregt Sie dabei?"
„Das fragen Sie noch, Herr Professor? Es ist ja leider wahr, das;
Sie Professor für — hm, für dergleichen sind, aber. . . aber. .. Das
sagt man doch nicht! Darüber spricht man doch nicht! Und vor Allem
nicht öffentlich! Das ist. . . ja und dann fragen Sie, was mich erregt.
Nicht nur einen Bortrag darüber halten wollen Sie, in welchem Er-
wachsene, Männer natürlich, nur Männer hineingehen können, denen
es ein Vergnügen sein mag, in solchem Schmutz zu waten, nein! Sie
fordern die jungen Leute auf, dahineinzugehen. Herr Professor, die
jungen Leute! Hört da nicht Alles auf? Das ist ja Volksvergiftung,
das ist ja. . . oh, Sie haben es ganz richtig ausgedrückt, das ist ja
eine Frevelthal! Meinen Sie denn, das; ich zum Beispiel meinen Sohn,
Albert, diesen reinen, mackellosen Menschen in ihr abscheuliches Collegium
gehen lassen sollte, um ihn als aufgeklärten ... äh.ach, das
ist ja nicht weiter zu denken. Sehen Sie, Herr Professor, und deshalb
bin ich eigentlich zu Ihnen herübergekommen, um Sie zu bitten, in-
ständig zu bitten: Geben Sie doch den Plan auf! Solche Krankheiten
mag es ja geben. Bekämpfen Sie dieselben meinetwegen in Ihrer
Klinik, ja auch noch in Ihrem Colleg vor den jungen Männern, die
Medizin studieren. Die müssen ja das wissen. Aber bekämpfen Sie sie
nicht durch solche öffentliche Vorträge, mit denen Sie sicher nur Gift in
tausend junge Herzen tragen. Merken Sie auf, ich will Ihnen nur
ein Beispiel geben. Ich hatte den Theil des .Anzeigers', in welchem Ihr
Vortrag angekündigt war, leider gestern Abends nicht gelesen. Sie können
sich daher mein Entsetzen vorstellen, als ich heute Morgens meinen Albert
ertappe, wie er gerade jenen Artikel liest. Gerade jenen Artikel mit der
großen und breiten Ueberschrift, die ich nicht aussprechen will. Ich
sage Ihnen, ich glaubte, umsinken zu müssen. Mein Kind, das ich
jahrelang vor allem Häßlichen und Schmutzigen bewahrt, das ich jahre-
lang rein erhalten hatte wie einen Spiegel, in einer einzigen Minute
vielleicht beschmutzt, vergiftet! Ich nehme ihm die Zeitung aus der Hand.
.Hast Du Alles gelesen/ frage ich ihn. Er sieht mich alt. Ach, mit seinen
lieben, aufrichtigen, unschuldigen Augen. ,Ja/ sagt er, .ich hab's gelesen,
Mutti. Aber kannst Du mir sagen, was es eigentlich bedeuten soll? Ver-
stehen thu icksts nemlich nicht!' Ich hätte das Kind umschlingen mögen.
Gott sei Dank, sagte mein zitterndes Mutterherz, diesmal noch gerettet!
Und zu ihm sprach ich: ,Du brauchst es auch nicht verstehen, Liebster!
Bleibe nur so, wie Du bist und die Welt kann Dir nichts anhaben.'
Aber zu Ihnen sage ich nochmal, Herr Professor: Wollen Sie wirklich
die Verantwortung tragen, solche Herzen zu vergiften mit Ihrer —
Aufklärung? Wollen Sie? Oder wollen Sie sich's nicht lieber nochmal
überlegen? Eine Mutter bittet Sie für ihr unschuldiges Kind, darum ..."
„Es ist eine fatale Sache," erzählte uns Professor Hellner weiter,
..wenn man derartig von einer Dance, die man sehr hochschätzt, gewisser
maßen in die moralische Daumenpresse geschraubt wird. Allein ich ver-
sprach ihr, daß ich mir die Sache überlegen wollte, obwohl mir mein
Gewissen sagte, daß der einzige Weg, die Gefahren zu verhüten, doch
der ist, auf sie aufmerksam zu machen. Allerdings waren ja einige der
geheimräthlichen Sorgen auch nicht unberechtigt, namentlich diejenige, daß
ganz unschuldige Personen auf diese Weise zum ersten Mal über ge-
schlechtliche Zustände aufgeklärt würden, die ihnen vielleicht besser verborgen
blieben. Aber war diese Weise nicht vielleicht pädagogischer als eilte
andere Ausklärungsart, die doch früher oder später kommen mußte.
Unter solchen Gedanken kam ich nach Hause und begann meine
Sprechstunde. Eine Masse Menschen im Zimmer. Na ja! Der Erste
ein junger, blasser, aufgeschossener Mensch. Gehörig infieirt. Ziemlich
vorgeschrittene Krankheit."
„Aber, junger Mann, warum sind Sie denn nicht eher gekommen?"
„Ich habe . .. ich . . . erst heute Morgen habe ich gelesen, daß
Sie.. . Spezialist dafür sind und . ."
„Schon gut. Nehmen Sie nun hier, was ich Ihnen ordiniere und
wenden Sie es in der vorgeschriebenen Weise an; kommen Sie in zwei
Tagen wieder! Wie ist Ihr Name?"
„Albert von Gluckert."
Zwei Tage darauf habe ich meinen Vortrag gehalten."
A. De Nora
-Ciebe Jugend!
Ein stud. ehern*, der im chemischen Laboratorium einer Nu
versität praktisch arbeitet, erhält vom Professor die Aufgabe gesteh
Kochsalz zu analysieren. Gleichzeitig mit der Probe gicbt ihm d
Dozent zur Kontrolle eilt Zettelchen, mit der Aufschrift NaCl, der b
kannten Formel für Kochsalz. Ganz entrüstet wendet sich der Sti
dent an den Professor: „verzeihen Sie, Ejerr Professor, ich heij
nicht Nacl, mein Name ist Pick 1
3n der Münchner Session a. v. Kubinyi
„Es war sehr vernünftig von meinen: Hans, mich hierher zu bestellen.
Da sieht uns wenigstens kein hiesiger!"
liche Versammlung zu halten, in einer öffentlichen Versammlung zu
sprechen über — äh—äh —ich mag das häßliche Wort nicht aussprechen—"
„lieber Bekämpfung der Geschlechtskrankheiten, meinen Sie wohl?
Allerdings. Ich bin doch Professor für Haut- und Sexualkrankheiten und
also gehört ein derartiger Vortrag zu meinem ganz speziellen Ressort.
Was erregt Sie dabei?"
„Das fragen Sie noch, Herr Professor? Es ist ja leider wahr, das;
Sie Professor für — hm, für dergleichen sind, aber. . . aber. .. Das
sagt man doch nicht! Darüber spricht man doch nicht! Und vor Allem
nicht öffentlich! Das ist. . . ja und dann fragen Sie, was mich erregt.
Nicht nur einen Bortrag darüber halten wollen Sie, in welchem Er-
wachsene, Männer natürlich, nur Männer hineingehen können, denen
es ein Vergnügen sein mag, in solchem Schmutz zu waten, nein! Sie
fordern die jungen Leute auf, dahineinzugehen. Herr Professor, die
jungen Leute! Hört da nicht Alles auf? Das ist ja Volksvergiftung,
das ist ja. . . oh, Sie haben es ganz richtig ausgedrückt, das ist ja
eine Frevelthal! Meinen Sie denn, das; ich zum Beispiel meinen Sohn,
Albert, diesen reinen, mackellosen Menschen in ihr abscheuliches Collegium
gehen lassen sollte, um ihn als aufgeklärten ... äh.ach, das
ist ja nicht weiter zu denken. Sehen Sie, Herr Professor, und deshalb
bin ich eigentlich zu Ihnen herübergekommen, um Sie zu bitten, in-
ständig zu bitten: Geben Sie doch den Plan auf! Solche Krankheiten
mag es ja geben. Bekämpfen Sie dieselben meinetwegen in Ihrer
Klinik, ja auch noch in Ihrem Colleg vor den jungen Männern, die
Medizin studieren. Die müssen ja das wissen. Aber bekämpfen Sie sie
nicht durch solche öffentliche Vorträge, mit denen Sie sicher nur Gift in
tausend junge Herzen tragen. Merken Sie auf, ich will Ihnen nur
ein Beispiel geben. Ich hatte den Theil des .Anzeigers', in welchem Ihr
Vortrag angekündigt war, leider gestern Abends nicht gelesen. Sie können
sich daher mein Entsetzen vorstellen, als ich heute Morgens meinen Albert
ertappe, wie er gerade jenen Artikel liest. Gerade jenen Artikel mit der
großen und breiten Ueberschrift, die ich nicht aussprechen will. Ich
sage Ihnen, ich glaubte, umsinken zu müssen. Mein Kind, das ich
jahrelang vor allem Häßlichen und Schmutzigen bewahrt, das ich jahre-
lang rein erhalten hatte wie einen Spiegel, in einer einzigen Minute
vielleicht beschmutzt, vergiftet! Ich nehme ihm die Zeitung aus der Hand.
.Hast Du Alles gelesen/ frage ich ihn. Er sieht mich alt. Ach, mit seinen
lieben, aufrichtigen, unschuldigen Augen. ,Ja/ sagt er, .ich hab's gelesen,
Mutti. Aber kannst Du mir sagen, was es eigentlich bedeuten soll? Ver-
stehen thu icksts nemlich nicht!' Ich hätte das Kind umschlingen mögen.
Gott sei Dank, sagte mein zitterndes Mutterherz, diesmal noch gerettet!
Und zu ihm sprach ich: ,Du brauchst es auch nicht verstehen, Liebster!
Bleibe nur so, wie Du bist und die Welt kann Dir nichts anhaben.'
Aber zu Ihnen sage ich nochmal, Herr Professor: Wollen Sie wirklich
die Verantwortung tragen, solche Herzen zu vergiften mit Ihrer —
Aufklärung? Wollen Sie? Oder wollen Sie sich's nicht lieber nochmal
überlegen? Eine Mutter bittet Sie für ihr unschuldiges Kind, darum ..."
„Es ist eine fatale Sache," erzählte uns Professor Hellner weiter,
..wenn man derartig von einer Dance, die man sehr hochschätzt, gewisser
maßen in die moralische Daumenpresse geschraubt wird. Allein ich ver-
sprach ihr, daß ich mir die Sache überlegen wollte, obwohl mir mein
Gewissen sagte, daß der einzige Weg, die Gefahren zu verhüten, doch
der ist, auf sie aufmerksam zu machen. Allerdings waren ja einige der
geheimräthlichen Sorgen auch nicht unberechtigt, namentlich diejenige, daß
ganz unschuldige Personen auf diese Weise zum ersten Mal über ge-
schlechtliche Zustände aufgeklärt würden, die ihnen vielleicht besser verborgen
blieben. Aber war diese Weise nicht vielleicht pädagogischer als eilte
andere Ausklärungsart, die doch früher oder später kommen mußte.
Unter solchen Gedanken kam ich nach Hause und begann meine
Sprechstunde. Eine Masse Menschen im Zimmer. Na ja! Der Erste
ein junger, blasser, aufgeschossener Mensch. Gehörig infieirt. Ziemlich
vorgeschrittene Krankheit."
„Aber, junger Mann, warum sind Sie denn nicht eher gekommen?"
„Ich habe . .. ich . . . erst heute Morgen habe ich gelesen, daß
Sie.. . Spezialist dafür sind und . ."
„Schon gut. Nehmen Sie nun hier, was ich Ihnen ordiniere und
wenden Sie es in der vorgeschriebenen Weise an; kommen Sie in zwei
Tagen wieder! Wie ist Ihr Name?"
„Albert von Gluckert."
Zwei Tage darauf habe ich meinen Vortrag gehalten."
A. De Nora
-Ciebe Jugend!
Ein stud. ehern*, der im chemischen Laboratorium einer Nu
versität praktisch arbeitet, erhält vom Professor die Aufgabe gesteh
Kochsalz zu analysieren. Gleichzeitig mit der Probe gicbt ihm d
Dozent zur Kontrolle eilt Zettelchen, mit der Aufschrift NaCl, der b
kannten Formel für Kochsalz. Ganz entrüstet wendet sich der Sti
dent an den Professor: „verzeihen Sie, Ejerr Professor, ich heij
nicht Nacl, mein Name ist Pick 1
3n der Münchner Session a. v. Kubinyi
„Es war sehr vernünftig von meinen: Hans, mich hierher zu bestellen.
Da sieht uns wenigstens kein hiesiger!"