Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
Intellektueller Urheber: VQJro. MM MM MM Abonnementspreis: je nach der Höhe

Graf Bernh. v. Bülow. VlFv« des zu erwartenden Reichszuschusses.

Englancl

von unserm Mitarbeiter Bernweich Bülow

England ist das schönste Land — yes! yes! yes!
Land der Lngel ist's genannt —>'68! yesl yes!
weil so lieb und wohlgesinnt
Dortzuland die Leute sind — yes! yes! yes!

England ist mit uns verwandt — yes! yes! yes!
Liebt uns deshalb unverwandt — yes! yesl yes!
Möcht uns fast vor Lieb verzehren,

Hat uns rein zum Fressen gern — yes! yes! yes!

England hat gern Kolonien — yes! yes! yes!
wo nur was zu holen drin — yes! yes! yes!
Dürfen wir da auch hinein?

Nein! Das wäre hundsgemein! — yes! yes! yesl

England ist 'ne Friedensfee — yes! yes! yes!
Ganz besonders auf der See — yes! yes! yes!
wer kein Schiff dort schwimmen hat,

Ist sein liebster Kamerad — yes! yes! yes!

England schau Dir an, mein Sohn — yes! yes! yes!
Denn da lernst Du was davon — yes! yes lyesl
Küß ihm ehrfurchtsvoll die Hand
Und sag: Dank schön, Engelland! — yes! yes! yes!

Kleines 6escbicbtcben

Die Köchin des Herrn Reichskanzlers be-
richtete neulich mit Entsetzen, daß in der gräf-
lichen Küchenherdumgebung Schwaben und
Russen aufgetreten seien, und bat um Lltierung
eines „Kammerjägers" zur Vernichtung des
Ungeziefers.

„Ach ja," lächelte Lernchen „die Schwaben
lassen Sie nur alle umbringen, aber thun Sie
um GotteswlUen den Russen nichts!"

Eentrumscag in München

Heute hielt unser hochverehrtes bayrisches Centrum
eine seiner weltbekannten, allgemein beachteten und
selbst für die entlegensten Gebirgsbewohner wichtigen
Versammlungen ab. Das Wohl und Wehe Bayerns
wurde wieder in ebenso sachgemäßer als sachdienlicher
Weise für das kommende Jahr entschieden, sodas;
Se. L. Hoheit der Prinzregent und die Titl. Herrn
Minister von der schweren Bürde des Regierens
wieder soviel als entlastet sind.

Heiterkeit und Lebenslust waren daher aus ihren
Gesichtern selbst von den Fernstehenden zu bemerken,
während tieser Ernst aus denen der Herrn Cent-
rumsdelegierten lag. KeinWundev, wenn man be-
denkt, daß sich hier die Elite der bayrischen Intelli-

genz und die Blüthe der Wählerschaft des Landes
ein Stelldichein gaben, um von hohem sittlichen Ernst
getragen in klassischer Redeform und gewählter Aus-
drucksweise die Geschicke ihres lieben Vaterlandes zu
besprechen. Diese Männer, denen die ascetische
Lebensweise schon am Aeußern anzusehen ist, auf
deren blassen Angesichtern deutlich geschrieben steht:
„Enthaltsam" — sie sind nicht nur enthaltsam in
Dingen körperlicher Wichtigkeit, sie sind auch ent-
haltsam und bescheiden in ihren politischen Wünschen
und Verhältnissen.

Jedermann weiß, wie anspruchslos unser hoch-
verehrtes Centrum im Reiche sich jederzeit erweist,
wie es kaum die nothdürstigsten Rechte eines Staats-
bürgers für sich zu fordern wagt, wie es bescheiden
hinter allen andern Parteien zurücktritt, von welch
mustergiltigem Gehorsam gegen Staat und Gesetze
es allezeit erfüllt ist! Nun, und all dies gilt in noch
höherem Grade von der bayrischen Centrumspartei.
Wahrheit. Freiheit, Sitte sind in der That die Leit-
sterne dieser edlen Gesellschaft. Sie kennt kein Falsch.
Ihre Rede ist Ja Ja und Nein Nein! Sie verfolgt
den Umsturz bis in die Sakristeien hinein, sie haßt
Verleumdung, Lüge, Compromiß- und Wahlmacherei
und kämpft auch gegen den politischen Widerpart
nur mit den Waffen des Anstandes und der christ-
lichen Demuth. Für die Freiheit bricht sie jede
Lanze, sowohl in der Politik als der Religion, der

Die Beziehungen zwischen Deutschland und Amerika
lassen in keiner weise etwas zu wünschen übrig. Unser
Bild eröffnet denn auch eine angenehme Iukunfts-
Perspektive: es stellt den Moment dar, wie Speckie
dem. freudig überraschten Präsidenten Roosevelt die
^ofiLgct-Hniform überreicht.

Kunst als dem Leben! Die Massenverdummung und
Stimmviehzüchtung, mit welcher andere Parteien
rücksichtslos ihre Erfolge zu erringen suchen, liegt
dem Centrum ferne. Bauer und Bürger, Arbeiter
und Edelmann, jeder hat seine volle Freiheit des
Willens, der Ueberzeugung, des Glaubensbekennt-
nisses und geht vom Wahlcabinet zum Beichtstuhl
und vom Beichtstuhl zum Wahlcabiuett ohne den
leisesten Gewissenszwang. Deshalb ist ihm auch das
Wort seiner Führer heilig, weiter sieht, daß dieselben
die gleichen Principien befolgen und Religion von
der Politik, Glaubenssachen von Geschüftssachen
streng und überall trennen.

Wo sonst noch in aller Welt wären so vielseitige
hochwürdige Herren zit finden, die stets als treue
Seelen Hirten in ihren geistlichen Bezirken thätig sind,
keine ihrer schweren gottesdienstlichen und seelsorger-
ischen Pflichten vernachlässigen und dennoch monate-
lang in Kammer- und Ausschußsitzungen das-Jn-
teresse ihrer Wählerschaft zu vertreten vermögen?
Jeder andere Mensch würde hier einer Zweitheilung
seiner Person bedürfen, da der eine den andern Dienst
ausschließt, aber durch die hohe Intelligenz und —
selbstredend — Gottes Hilfe gelingt das Wunderbare
diesen Männern spielend und noch dazu mit Diäten.
Daraus allein ist schon die vorragende Stellung zu
entnehmen, welche das bayerische Centruut im Lande
sich errungen hat, und Männer wie Dr. Heim,
Schirmer u. A. wären bei keiner anderen Partei
möglich als' in dieser: dem: bei ihr ist — ebenso
wie bei Gott — Alles möglich Möge uns der liebe
Gott also diese schwarze Perle — denn das sind die
werthvollsten und seltensten — noch recht lauge er-
halten. Vivat! ereseat! pereati

Oer Orakelberg

„Die Russen unterliegen!"

„Die Russen müssen siegen!"
wir stritten hin und wider
Leim Bier im „Goldnen Ritter."

Aus Zweifeln mich zu reißen,

Beschloß ich, einen weisen
Grakelberg zu fragen;

Der soll mir Wahrheit sagen!

Ich eilt' mit Riesenschritten
Zum Bergland, wo inmitten
Des Schnees 'ne Felswand ragte,

Die ich nun also fragte:

„Sprich: wer erringt den Sieg wohl?
Im ostasiat'schen Krieg wohl?

Der Russe? Der Japaner?"

Da sprach das Echo: „Aner."

r>
Index
Arpad Schmidhammer: Titelei zu "Das neutrale Witzblatt"
[nicht signierter Beitrag]: Kleines Geschichtchen
M. Dietsch: Der Orakelberg
Monogrammist Frosch: Die Hofjagd-Uniform
[nicht signierter Beitrag]: Centrumstag in München
A. De Nora: England
 
Annotationen