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Das neutrale Witzblatt

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(Neutraker Llnschauungeunterricht 'Adolf Münzer (München)

(Unser Kikd sietkt eine Aeene aus der gkorreichen Regierung Iwans des SctzrecKkicßen dar. Mein starrte nicht das rothe öezw.
Kkaue Gkut Lei seinem ÄnKkicK in den Ädern? (Und wessen Herz erfüllte nicht kautere Befriedigung Lei dem SedanKen, das; solche Irenen in
Rußland heutzutage nur noch ganz vereinzelt Vorkommen? Möge also endlich das russische (Volk aufhören, mit frechem und takt-
losem Seschrei nach Freiheit und (Verfassung die wohlwollenden Ohren feiner MachthaKer zu verletzen!


Sin Sxtvesierspuk

Ein neues Jahr! — Der Kanzler ließ die Er-
eignisse des vergangenen Jahres vor seinem geistigen
Auge Revue passieren. Er lächelte. Er dachte an
sein Vorbild, den ollen, ehrlichen Wrangel, mit
seinem Wahrspruch: .Ick ärgere mir über nischU. Er-
hörte, ordentlich, wie sein Schutzpatron freundlich zu
ihm sagte: „Bernhard, mein Sohn, ärgere Dir nich,
ooch nich überdieWivblätter. Mach'et, wie icke, ick lach'
über ihnen, eenen Ast lache ick mich, wenn ick ihnen
lese. Dal is ihnen aber janz recht: warum sin sie
witzig? Ein Witzblatt muß nich witzig sin, ein Witz-
blatt muß neutral sin. Der Russe is janz jewiß
unser Freind, unser juter Fremd; wir sin een Herz
un eene Seele. Bald pumpt er uns an, bald borjen
wir ihm was; bald schmeißt er die deitschen Hand-
lungsreisenden raus, bald liefern wir ihm seine
Studenten aus; bald langt er uns eene runter,
bald zieht er uns eene rüber. Aber dadrum keene
Freindschast nich! Denn Freindschaft verstößt jejen die
Neitralität. Wenn z. B. der Zar den Semstwo
frech un taktlos heeßt, weil er eene sojenannte Ver-
fassung will, so muß dat Witzblatt nich jleich den
Zaren über den jrienen Klee loben von wejen seine

Weisheit: denn wenn man den Zaren so lobt, stößt
man den Mikado vor den Bauch, un dat wäre jejen
die Neitralität.

Un in Wohlthätigkeit macht der Russe janz anders,
wie wir, allens ville jroßartiger, keene Kleenigkeiten
ä 1a Mirbach. Wenn sie z. B. Jeld für dat rothe
Kreiz sammeln, dann stehlen die jroßen Herren die
Milliönchen un versaufen sie un bringen sie so mang
die Leite un jreifen uf diese Weise dem nothleidenden
Mittelstand unter die Arme. Wie scheen is so wat,
aber da derfen die Witzblätter nich so ville Iutes
driber schreiben, denn dat wäre unfreindlich jejen
die Nordamerikaner, die den Humbug alleene je-
pachtet haben un nach die Monroedoktrin an ihn
nich klimpern lassen; ne, ne, die würden uns dat
höllisch übel nehmen, un dann nähmen sie uns
unsre Marmordenkmäler nich mehr ab, un wir ver-
lieren dat eenzige Exportjebiet, dat wir for den Ar-
tikel haben.

Un wenn der Bruder Russe uns in Königsberg
sein Strafjesetzbuch übersetzen läßt und wenn er
dabei die Hälfte wegläßt, damit er uns die Arbeet
erleichtert, dann nich zu ville Ushebens machen von
unsre Freide und nich zu ville danken, weil er wat
übersetzen ließ un weil det nich janz richtig war.

Denn dann kommt der Bruder Engländer un is
beleidigt und rechnet uns vor, er hat die Hereros
in sein Land übersetzen lassen und die Witbois eben-
falls; un er hat also ooch wat übersetzen lassen und
dat war ooch nich janz richtig. Un wenn wir beit
Bruder Engländer beleidigten, so wäre dat jejen die
internationale Heeflichkeit.

Aber mein Sohn, dat schwerste is doch die Sache
mit den Dreibundbruder Oestreicher un den Drei-
bundbruder Italiener. Denn wenn der Italiener-
in Innsbruck den Sestreicher verhaut, so mußte ihm
als heeflicher Mann jratulieren, aber dat nimmt der
Oestreicher krumm; wenn aber der Oestreicher den
Italiener vertobackt, so is det tuttmühmschos in
jrien, nur umjekehrt. Siehste, mein Sohn, dat is
eine schlimme Sache, un wenn dat der österreichische
Stuhl is und dat der italienische, so setzste Dir jrade
mitten mang."

Und dabei gab der olle Wrangel dem Kanzler
einen Klaps, daß dieser zwischen beiden Stühlen
unsanft zur Erde fiel und — erwachte, wie er neben
seinem Bett lag, aus dem er eben gefallen war.
„Ja, ja," murmelte er, indem er wieder ins Bett
kletterte, „ich habe meiner Frau gleich gesagt, daß
der Syivrsterpunsch zu stark war. Frido
Register
Frido: Ein Sylvesterspuk
Adolf Münzer: Neutraler Anschauungsunterricht
 
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