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Bas neutrale Witzblatt

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Suum cuique: Studentenvorstellungen! Euch wnke

Die neroCTe Ueberempfmblfdikeit, die in unserer verweichlichten 3eit bas Tbeaterpublituim ergriffen hat, hat es noth wendig gernacht, besondere Theaterabende
für ulkliebende Studenten einruführen, an denen, um mit Bülow zu reden, ,,vollkommene Maskenfreiheit" herrscht. Nur Satisfaktionsfühige haben
Jutritt. Obwohl Redakteuren in Anbetracht des Heidelberger Zwischenfalls der Eintritt verboten ist, gelang es der ,,Jugend" doch, ein Bild eines solchen Studenten-
abends zu erhalten. (NB. Herr wilke schlagt sich nur auf entkorkte Sektslaschen!)

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Vom rothen Preussentage

tzLigenbericht des „Neutralen Witzblattes)

Der Antrag Heine, den Religionsunterricht
in der Volksschule durch einen Unterricht in Reli-
gionsgeschichte, Moral und Kunst zu ersetzen, wurde
mit Spott und Hohn abgelehnt. „Ein Mann," so
ries einer seiner heftigsten Gegner aus, „der sich bei
Lebzeiten in New-Bork ein Denkmal setzen läßt,
Patzt nicht in die Sozialdemokratie."

i Liebknecht donnerte gegen die Einführung des
Moralunterrichts. Singer stimmte Liebknechts
Ausführungen zu; er meinte: „M oral ist Privat-
sache."

Der Zehn-Geb ote-Hossm ann, der seinen
Namen davon hat, das; eine Schritt „Die zehn Ge-
bote" bei ihm erschienen ist, läßt seine Kinder an dem
mosaischen Religionsunterricht theiluehmen; er selbst
\)t Dissident.

^Das ist doch nicht wunderbar. Ein Mann, der
das Hauptwerk Mosis verlegt, lätzt seine Kinder
natürlich auch mosaisch erziehen.

. Ter Preutzeutag nahm den Antrag auf gemein-
same Erziehun g beider Geschlechter an. Der
Antrag hat eine Vorgeschichte. Eine radikalere
Richtung wollte ursprünglich weiter gehen und den
Antrag auf Aufhebung beider Geschlechter und Ein-
führung eines einheitlichen Geschlechts stellen. Der
Antrag wurde indes; nicht eingebracht, nachdem er-
fahrenere Genossen, an der Spitze Singer, erklärt
halten, die Existenz zweier Geschlechter habe doch and)
manches für sich.

Voni Geiiossen Markgraf Al brecht wurde der
Antrag gestellt, die Beinstellung Ledebours nicht
zu Schlüssen auf seinen Charakter heranzuziehen.

Als ein Scbarfmach er der schlimmsten Sorte
eiitpuppte sich Eduard Bernstein. Derselbe suchte
durch hinterlistige Reden das geordnete sozialdemo-
kratische Staatswesen zu erschüttern: Die wichtigsten
Puiikte der Staatsverfassuug, wie die Verhöhnung
der Siegesallee und der Hohenzollern, hat er für ge-
schniacklos erklärt!

Das „Neue Theater" gab für die Theilnehmer am
Preutzentage eine Festvorstelluug des „Nacht-
asyl". Sü d e ku ui wurde gefragt, warum er der Vor-
stellung fern geblieben sei. „Ach, ich hatte Angst,"
erwiderte er, „daß Klara Zetkin und Rosa Luxem-
burg ausgeschnitten kommen würden."

Frido

Das neutrale Bindemittel

3n Berlin soll vorgeschlagen worden sein, zur Be-
festigung der guten Beziehungen zwischen Amerika
und Deutschland Gelehrte auszutauschen!

Lstirrab! Nun muß ja fürs deutsche Reich
Sich Alles zum Besten ändern:

Mir tauschen, was wir haben, sogleich
Mit unfern Nachbarländern.

Mit dem „gelehrten" Amerika
Natürlich unsre Gelehrten;

Mit China, das nie eine Scheere sah,

Natürlich unsere G'scheerten.

Mit Ungarn, das so viel Schweine hat,
Natürlich unsere Rinder;

Mit Frankreich, das wenig Kleine hat,
Natürlich unsere Kinder.

Mit Rußland, das ja beherrscht das Meer,
Natürlich unsre Fregatten;

Mit Englands prächtigem Söldnerheer
Natürlich unsre Soldaten.

Und wenn wir dann von der ganzen Melt
Um nichts mehr beneidet werden
Und, uns zu berauben, der Anlaß fehlt —
bstirrah! Dann ist Friede auf Erden!

A. I>. X.

Gleich der anderen Presse betheiligen auch wir
uns lebhaft au deu Versuchen, die Ursache des
TodesdesHe r r n S h v e t o n zu ergründen. Syve-
ton, so meint eine neue Konjektur, habe die neueste
Pretzsehde der deutschen Sozialdemokratie eifrig stu-
diert; diese Lektüre sei ihm so zu Kopfe gestiegen,
das; er darüber am gebrochenen Schädel gestorben
sei. Diese Annahme hat sehr viel, fast alles für sich:
nur ein einziger Umstand spricht gegen sie: Syveton
war schon tobt, als die Pretzsehde begann. — Die
wirkliche und wahrhaftige Wahrheit liegt so nahe,
daß man nicht begreift, wie bisher alle an ihr Vor-
beigehen konnten. Syveton ist einfach aus Kununer
über die Niederlagen seiner russischen Freunde ge-
storben. Man sieht, dah die Japaner ihre Opfer
nicht nur unter den Russen, sondern auch unter den
nicht Krieg führenden Nationen zu treffen wissen.
Es liegt eben wieder nur eine der von Bülow mit Recht
so sehr beklagten Verletzungen der Neutralität vor,
und Herr Syveton ist nicht an einem Schädel-, son-
dern an einem Neutralitätsbrnch gestorben.
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[nicht signierter Beitrag]: Gleich der anderen Presse betheiligten...
Frido: Vom rothen Preussentage
Erich Wilke: Suum cuique: Studentenvorstellungen
A. D. N.: Das neutrale Bindemittel
 
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