Der ¥)M von Port Hrtbur? Arpad Schmidhammer
„Stöffel, mach' er mal Rapport!" — „wir haben gekämpft bis auf die letzten 23,000 Mann, bis auf die letzten 80,000 Granaten,
bis auf die letzten 2 Millionen Patronen und 30,000 Kilo Pulver, kurz bis zum letzten Athemzuge — des Generals Rondratenko!"
Nr. 4
J LIGEN D
1905
Ms den Gedanken eines Siove-trotters
Die Königin Viktoria war, wie sich jetzt her-
ausstellt, ungetanst. wir leben in einer sonder-
baren Zeit: Die Juden lassen sich taufen und
eine christliche Königin, Oberhaupt der englischen
Staatskirche, bleibt ungetanst. Man möchte sich
rein beschneiden lassen und Antisemit werden!
Bei einem der Angriffe auf Port Arthur
weigerte sich ein japanisches Regiment bis zum
letzten Mann, zur Attacke vorzugehen. Kein Mann
rührte sich vom Fleck. Da es den streikenden
Soldaten nicht möglich war, Zuzug fern zu halten,
wurde die Festung von Streikbrechern ge-
stürmt. Bertha v. Suttner erklärte, nur ein
Generalstreik aller Truppen könne die Unter-
nehmer des Krieges zum Nachgeben bewegen.
In einer wiener katholischen Protestoersamm-
lung versuchte der Obmann des „Vereines ge-
schiedener katholischer Eheleute" die
Prinzipien seines Vereines klarzulegen, wurde je-
doch furchtbar durchgeprügelt und hin-
an s g e w o r f e n. — Das hätte der Mann
bequemer haben können, dazu hätte er
sich nicht scheiden zu lassen brauchen.
wegen eines Artikels gegen den Krieg wurdet:
der Redakteur und der Drucker des japanischen
sozialdemokratischen Blattes „pei min
Shimbun" zu je 5 Monaten Gefängniß und
50 Pen Strafe verurtheilt.
Als Grund für dieses hohe Strafmaß wurde
angegeben, das Journal habe bei Besprechung
der kaiserlichen Kriegserklärung die unantastbare
Majestät des Kaisers verletzt. Mit der so hoch-
gepriesenen Gedankenfreiheit in Japan ist es also
nichts. Immerhin scheint es ein japanischer
Majestätsbeleidiger besser zu haben, wie ein
Oldenburger Ministerbeleidiger, der das
Pokern für ein Glücksspiel hält.
Daß die streikenden Kohlenarbeiter kontrakt-
brüchig wurden, finde ich skandalös. Aber mir
selbst passierte ein Mal ein noch viel krasserer Fall
von Kontraktbruch. Patte ich da einen Kommis
engagiert, was thut der Kerl? Kriegt eines
sä önen Tags einen Schlaganfall und stirbt. Ich
habe die Erben auf Schadenersatz verklagt, wurde
aber glanzvoll abgewiesen. Der Unternehmer
ist eben immer der Geschädigte!!
ein Hrcbttehtenscberj:
Tenstemrgwerung der Testung X.
«Äkkerkei
Die „Zeitung für die mandschurische
Armee" und nach ihr die Petersburger Zeitung
„Listok" berichten, am 15. Oktober 11)04, Nachmittags
1 Uhr, habe sich in Soudjhi bei dem Abschieds-
gottesdienst für die mobilisierten Truppen über der
Kirche ein weißes, re gen bogenartiggefärbtes
Kreuz gezeigt, das sich langsam nach Osten zu be-
wegt habe; der Distriktsiuspektor, der Chef der Stadt,
der Oberst, acht Kaplüne, der Stadtarzt und viele
andere Zeugen hätten es gesehen.
Es ist interessant, daß die Vision in dem frommen
Rußland gerade die (Gestalt eines Kreuzes hatte.
Auch im westlichen Europa kommen derartige Vi-
sionen oft vor, doch haben sie hier gewöhnlich die
Gestalt von Spinnen und weißen Mäusen.
Wozu der Lärm über Hüsseners Autophoto-
graphie? Keinem deutschen Bürger kann doch das
Recht genommen werden, das von zahllosen Rechts-
lehrern vertheidigt, von dem Juristeutage vertreten
und schließlich gesetzlich gewährleistet worden ist, —
das Recht-am eignen Bilde! — Interessanter ist die
Frage, wer die vierte Person auf dem Hüssener'-
scheu Gruppenbilde gewesen ist, die bekanntlich in
dem durch die sozialdemokratische Presse veröffent-
lichten Cliche weggelassen ist. Mau hat an den
K r i e g s m i n i st e r. au den Grafen P ü ck l e r -
Tschirne, an die Gräfin Montignoso gedacht:
aber alle diese Bermuthungen sind lächerlich, denn
eine sozialdemokratische Zeitung würde doch diese
Personen nicht weggelassen haben. Nein. Es war
eine Kellnerin des Koblenzer Festungskantiuen-
wirths. oder vielmehr ein Spion, der sich unter
der Maske dieser Kellnerin eingeschlichen hatte, um
di e Geheintnisse derKobleuzer Kasematten
zu erfahren und zu veröffentlichen; der
Spion, der in diesem Unterrock steckte, war der —
Reichstags ab ge ordnete Arthur Stadt-
hagen.
„Stöffel, mach' er mal Rapport!" — „wir haben gekämpft bis auf die letzten 23,000 Mann, bis auf die letzten 80,000 Granaten,
bis auf die letzten 2 Millionen Patronen und 30,000 Kilo Pulver, kurz bis zum letzten Athemzuge — des Generals Rondratenko!"
Nr. 4
J LIGEN D
1905
Ms den Gedanken eines Siove-trotters
Die Königin Viktoria war, wie sich jetzt her-
ausstellt, ungetanst. wir leben in einer sonder-
baren Zeit: Die Juden lassen sich taufen und
eine christliche Königin, Oberhaupt der englischen
Staatskirche, bleibt ungetanst. Man möchte sich
rein beschneiden lassen und Antisemit werden!
Bei einem der Angriffe auf Port Arthur
weigerte sich ein japanisches Regiment bis zum
letzten Mann, zur Attacke vorzugehen. Kein Mann
rührte sich vom Fleck. Da es den streikenden
Soldaten nicht möglich war, Zuzug fern zu halten,
wurde die Festung von Streikbrechern ge-
stürmt. Bertha v. Suttner erklärte, nur ein
Generalstreik aller Truppen könne die Unter-
nehmer des Krieges zum Nachgeben bewegen.
In einer wiener katholischen Protestoersamm-
lung versuchte der Obmann des „Vereines ge-
schiedener katholischer Eheleute" die
Prinzipien seines Vereines klarzulegen, wurde je-
doch furchtbar durchgeprügelt und hin-
an s g e w o r f e n. — Das hätte der Mann
bequemer haben können, dazu hätte er
sich nicht scheiden zu lassen brauchen.
wegen eines Artikels gegen den Krieg wurdet:
der Redakteur und der Drucker des japanischen
sozialdemokratischen Blattes „pei min
Shimbun" zu je 5 Monaten Gefängniß und
50 Pen Strafe verurtheilt.
Als Grund für dieses hohe Strafmaß wurde
angegeben, das Journal habe bei Besprechung
der kaiserlichen Kriegserklärung die unantastbare
Majestät des Kaisers verletzt. Mit der so hoch-
gepriesenen Gedankenfreiheit in Japan ist es also
nichts. Immerhin scheint es ein japanischer
Majestätsbeleidiger besser zu haben, wie ein
Oldenburger Ministerbeleidiger, der das
Pokern für ein Glücksspiel hält.
Daß die streikenden Kohlenarbeiter kontrakt-
brüchig wurden, finde ich skandalös. Aber mir
selbst passierte ein Mal ein noch viel krasserer Fall
von Kontraktbruch. Patte ich da einen Kommis
engagiert, was thut der Kerl? Kriegt eines
sä önen Tags einen Schlaganfall und stirbt. Ich
habe die Erben auf Schadenersatz verklagt, wurde
aber glanzvoll abgewiesen. Der Unternehmer
ist eben immer der Geschädigte!!
ein Hrcbttehtenscberj:
Tenstemrgwerung der Testung X.
«Äkkerkei
Die „Zeitung für die mandschurische
Armee" und nach ihr die Petersburger Zeitung
„Listok" berichten, am 15. Oktober 11)04, Nachmittags
1 Uhr, habe sich in Soudjhi bei dem Abschieds-
gottesdienst für die mobilisierten Truppen über der
Kirche ein weißes, re gen bogenartiggefärbtes
Kreuz gezeigt, das sich langsam nach Osten zu be-
wegt habe; der Distriktsiuspektor, der Chef der Stadt,
der Oberst, acht Kaplüne, der Stadtarzt und viele
andere Zeugen hätten es gesehen.
Es ist interessant, daß die Vision in dem frommen
Rußland gerade die (Gestalt eines Kreuzes hatte.
Auch im westlichen Europa kommen derartige Vi-
sionen oft vor, doch haben sie hier gewöhnlich die
Gestalt von Spinnen und weißen Mäusen.
Wozu der Lärm über Hüsseners Autophoto-
graphie? Keinem deutschen Bürger kann doch das
Recht genommen werden, das von zahllosen Rechts-
lehrern vertheidigt, von dem Juristeutage vertreten
und schließlich gesetzlich gewährleistet worden ist, —
das Recht-am eignen Bilde! — Interessanter ist die
Frage, wer die vierte Person auf dem Hüssener'-
scheu Gruppenbilde gewesen ist, die bekanntlich in
dem durch die sozialdemokratische Presse veröffent-
lichten Cliche weggelassen ist. Mau hat an den
K r i e g s m i n i st e r. au den Grafen P ü ck l e r -
Tschirne, an die Gräfin Montignoso gedacht:
aber alle diese Bermuthungen sind lächerlich, denn
eine sozialdemokratische Zeitung würde doch diese
Personen nicht weggelassen haben. Nein. Es war
eine Kellnerin des Koblenzer Festungskantiuen-
wirths. oder vielmehr ein Spion, der sich unter
der Maske dieser Kellnerin eingeschlichen hatte, um
di e Geheintnisse derKobleuzer Kasematten
zu erfahren und zu veröffentlichen; der
Spion, der in diesem Unterrock steckte, war der —
Reichstags ab ge ordnete Arthur Stadt-
hagen.