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1905

J U G F N D

Nr. 19

A. Schmidhammer

Die Olympier

„Nun, was gibts Neues in der Zeitung?" frug Schiller. „Wie
steht's denn jetzt in Deutschland mit der Gedankenfreiheit?"
„Na," lächelte Goethe, „Gedankenfreiheit haben sie fchon —"
„Aber 's Maut müssen sie halten!" setzte der boshafte
Leffiug hinzu.

Der F)albakt

In Worms erregte eine Gemäldeausstellung
des Malers Ehemann den Zorn der ultramontanen
Presse: weil da ein weiblicher Halbakt neben
dem Kopf eines Geistlichen zu sehen war,
witterten die Herren eine Anspielung auf den
Dompropst Mcilzi.

Wie sehr haben die Leute Unrecht!

Wer auf den famosen Dompropst anspiclt, der
wird in solchem Falle doch lieber einen weiblichen
Ganzakt ausstellenI —

Oer Schah von Perfien

k^urrah l fjurrafy I

Er kommt, er kommt, der Schah!

Der Boden gewichst recht sauber und glatt,
Damit der Schah einen Spucknapf hat!
klängt nagelneue Gardinen an,

Damit sich der Schah auch schneuzen kann!
Ihr Ehemänner, versteckt die Frauen
Und laßt sie so lange nirgends schauen,

Bis. rein die Luft wieder fern und nah, —
Hurrah, hurrah! Er kommt, der Schah!

Bim

Kleines Gespräch

Die Dichterfürsten unterhielten sich über
die bedrohte akademische Freiheit.

„wolfgang, Du warst doch auch gerade
kein zahmer Rosenkranzstudent und hast's
dennoch bis zum Geheimrath gebracht?" rief
Schiller.

„Aber nicht zum preußischen!"

Der neue Mutarch

Eine Dichterin der neo-hysterischen
Schule legte Schiller ihre Gedichte vor und
bat um sein Urtheil.

„Ich würde Ihnen gerne dienen," sagte
Schiller, „aber ich habe alle meine medi-
zinischen Renntnisse verschwitzt."

Vinxt Schiller-Tenien
Der Festredner

Frisch gestärkt ist das Hemd und der Kragen

des trefflichen Redners
Frisch gestärkt scheint mir auch seine

Begeistrung für mich.

Die Festvorstellrrng

Neu studieret man ein zum Neunten des

Mai den „Don Carlos",
wieder am Zehnten, wie sonst, kommt der

„Familientag" dran.

Die Runstrichtung

welche Richtung der Kunst und welche

Tendenz ich bekenne?

Keine von Allen I — warum? — Eben aus

Liebe zur Kunst.
^ Helios

In einer hessischen Schule wollte der Lehrer
die drei Worte des Wahns hören.

Der kleine Moritz zog sich mit folgender,
Antwort aus der Verlegenheit: „Rothwaan,
Weißwaan un Aebbelwaan."
Register
Plutarch [Pseud.]: Der neue Plutarch
Helios: Neue Schiller-Xenien
[nicht signierter Beitrag]: Kleines Gespräch
-g-: Der Halbakt
Arpad Schmidhammer: Illustration zum Text "Der neue Plutarch"
Arpad Schmidhammer: Die Olympier
Bim: Der Schah von Persien
 
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