Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
Sicheres Zukunftsbild

Da kommt er schon und spricht: Die Massen nieder! — Die t^hräne quillt, die Bertha hat ihn wieder!

Frlecle?

War's Schildesklang noch? War's einbessrerTou?
AufatHmend horchen wir, wie fernes Läuten
Bon Osten weht — und wenn kein bittrer Hohn
Uns tückisch äffte, dürfen wir es schon
Als frohen Hall von Friedensglocken deuten!

Das Würgen, das nun länger, denn ein Jahr,
Der Menschheit Würde grausenvoll geschändet,
Zu Ende geht's — die drückende Gefahr,

Tie wetterschwül zu unfern Häuptern war,

Sie hat zugleich mit diesem Streit geendet!

Geendet? Nein? Ein Kind, wer also spricht!
Vielleicht war's nnr der Anfang neuer Schrecken,
Der Anfang nur von einem Strafgericht,

Das dräuend los von Sonnenaufgang bricht,
Was dumpf und faul war, fürchterlich

zu wecken!

Die Gottesgeißel in des Schicksals Hand,

Die jene Frevler traf mit schwerer Rache,

Die hör' ich sausen über manchem Land
Und leicht entfacht uns einen Weltenbrand
Mit seinem Feuerhauch der gelbe Drachel

Und wohl dem Volke, das im Mark gesund,
Durchflammt ist von der Heimathliebe Gluten
Und dessen Helden, Lächeln um den Mund,

Zum Kampfe ziehn und bleich und todeswund
Das Vaterland noch segnen im Verbluten!

Aus der politischen ßochalp

Gluckslawine am ,,©rossen Bernhard“

Und weh dem Land, das nicht gewappnet mehr
In solcher Liebe siebenfachem Eisen
Den Streit beginnt! Wie Spreu zerfliegt sein Heer,
Zu bald nur wird sich jede andre Wehr
Vor diesem Sturm wie Kindertand erweisen!

Drum lenk den Blick nach Osten unverweilt,
Mein deutsches Volk, und sieh mit heil'gem Schauer,
Der Dich vielleicht von mancher Thorheit heilt,
Die Schrift: Gezählt, gewogen und getheilt!
Wie einst zu Babel, flammen an der Mauer!

Fritz von Osftinl

Blüthenlefe der „Jugend"

„Aus Anlaß unserer Vermählung sind
uns aus allen Theilen des deutschen Vater-
landes und aus allen Areisen der Bevölkerung
eine Fülle herzlicher Glückwünsche dargebracht
worden. Dieselben haben uns wahrhaft
erfreut, und danken wir hiermit auf-
richtigst allen denen, welche unserer so
freundlich gedacht haben.

gez. Wilhelm, gez. Läcilie,

Kronprinz des deutschen Kronprinzessin des deutschen
Reiches und von Preußen. Reiches und von Preußen."

Der Beamte, welcher obige Danksagung ver-
faßt haben, können nicht deutsch, und sollten
derselbe diese schöne Sprache baldigst und
richtigst lernen, und wären letzteres allem
Leser des „Reichsanzeigers" angenehm st.

Zchlachtgesang der hessischen Pfarrberrn

(3ur Petition des pfarrvereins für den Konsistorial-
bezirk Kassel in Sachen der Schulkompromißanträge >

Der Lehrer wird impertinent.

Ihr Pfnrrherrn, macht mobil!

Der Glaube und das Regiment
Steh'n beide auf dem Spiel.

Er, der einst unser Diener war,

Will Herr der Schule sein.

Drum auf, du fromme Gottesschar!

Schlag' mit der Bibel drein!

Der Geist des sel'gen Hassenpflug *)
Schwebt über uuserm Haupt,

Der jeden Ketzer niederschlug.

Der nicht, was er geglaubt.

Die heil'gen zehn Gebote lern'

Das Kind, sonst weiter nichts!

Der Katechismus sei der Kern
Des ganzen Unterrichts!

Als Bund'sgenossen haben wir
Das Centrum, unfern Feind.

Das Bäffchen und das Skapulier,

Sie kämpfen heut vereint.

Es qualmt ein süßer Weihrauchduft
Ob jedem deutschen Haus.

Die Raben krächzen auf der Gruft
Des Or. Falk und Strauß.

Drum rückwärts mit vereinter Kraft
Im schwülen Dämmerdunst!

Ein Pereat der Wissenschaft!

Ein Pereat der Kunst!

*) Knrhessischer Minister und Führer der hessischen
Orthodoxie in der Reaktionszeit der 50 er Jahre.

*

Her magz>arUcke Lenau

In seiner südungarischen Heimathsgemeinde Lsatäd
erhielt Ri ko laus Lenau ein Denkmal. Der Ab-
geordnete Franz Herweg hielt bei der Enthüllung die
Festrede und feierte Lenau als magyarisch fühlenden
Dichter. — wir sind in der Lage, aus dem Rachlaß
des Dichters die ursprüngliche Fassung eines
seiner bekanntesten Lieder veröffentlichen )u können.
(Vgl. auch „Jugend", Jahrgang 1902, Rr. 36.)

Der Postillon

Lieblich wor der Majennacht,

Rlajne Wolken trieben,

Do is majne Postillon
plötzlich stehn geblieben.

„Euer Gnoden", sogt er mir,

„Lieben S' be, zu Worten,

Hier liegt ajne tote Schwöb
In dos Friedhofsgorten.

Sajt dem steb'nundsechziger Iohr
wor er mir verkündigt,

Heuer hob ich endlich ihm
Frajndschaft aufgekündigt.

Iedesmol, wonn ich hier fohr,

— werden schon begrajfen —

Thu ich zur Erinnerung
Schwoben etwas pfajfen."

(Auf gut Deutsch: „Der Gelbe wird mir zu mächtig,
dem Russen waren die Keile sehr gesund; also macht
Schluß, Kinder!")

triedensengel Roo$mlt

„Peace in the name of humanity and cul-
ture! Peace, dear friends! Peace!"

t

3

>-

i

u

&

i

l!

t

11

I

!

fofi

fflr

et

föl

hei

K

»§

m

mm

geb'

En

»

0

Do

Dil

Del

Ui

®i>

Uni

DO

2

Do

Ls

Dei

Dei

Lin

Uni

$ür

3

Uni

»it

Uni

«01

Die

Uni

»01

"ion

feite

<

482

II
Index
Fritz Frh. v. Ostini: Friede?
[nicht signierter Beitrag]: Schlachtgesang der hessischen Pfarrherrn
[nicht signierter Beitrag]: Blüthenlese der "Jugend"
Monogrammist Frosch: Friedensengel Roosevelt
Monogrammist Frosch: Aus der politischen Hochalp
Arpad Schmidhammer: Sicheres Zukunftsbild
[nicht signierter Beitrag]: Der magyarische Lenau
 
Annotationen