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Makros 6escbicbtcben aus Russland

„Herr 6ouuerneur, wir woIlens io haben, wie’s „Bitte iofort Kolaken [chicken! Das „So, Kinder, da habt 3hr’s wie im Ausland!"
im Ausland iit! Wie das ilt, muht Du, Väter- Selindel wird frech!"

dien, bell er willen !" - „6ut! Sollt 3hr haben l“

Po$$art'$ Abschied

Leb' Wohl, o Bühne, lebet Wohl, Soffitten,
Ihr traulichen Konliffen lebet wohl.

Nicht fürder läßt sich Poffarts Herz erbitten,
Der Ritter fagt Euch ewig Lebewohl.

Er schreitet feines Wegs mit stolzen Schritten,
Daß die Kritik ihn länger nicht versohl';
Der Bühnenwelt entschweben seine Glieder,
Bon Possart geht und nimmer kehrt er wieder.

Lebt wohl, Ihr Kadelburgen, Blumenthäler,
Die ich gepflegt mit zarter Vaterhand;

Ich seh es ein, es war mein größter Fehler,
Daß ich so spät erst Euren Werth erkannt,
Ich, der der Märchenwelt sich als Erzähler
Und großer Rezitator zngewandt.

Und das mit Recht, denn manches, was

ich schaffte,

O Nachwelt, grenzt' es nicht an's

Märchenhafte?

Leb' wohl, o Publikum, Ihr Herrn und Damen,
Ihr Abonnenten, die mich oft verdammt,
Die oft zur Zuschrift ihre Zuflucht nahmen,
Von denen manches Eingesandte stammt
Der große Possart schreibt hinfort nur Dramen
Und rezitiert, daß jede Maid entflammt!
Nicht kann die Spur — o Welt, Du

wirst es sehen —

von Possarts in Aeonen nntergehen.

Karlclten

Zeitgenössisches

Richter: „6err Meier, obgleich Sie auf dem
Kopfe Ihres Stiefsohnes Eduard fünf
Maurerlatten zerschlagen haben, konnte
sich das Gericht von einer Schuld Ihrerseits nicht
überzeugen; Sie werden daher freigesprochen. Da-
gegen erhält der Kleine einen verweis wegen
indirekter Sachbeschädigung: er war die Ursache,
daß seinem Vater jene fünf Maurerlatten zu
Verlust gingen!"

Leb' wohl, o Festspielhaus in Bogenhausen,
Terraingesellschaft, lebe wohl, ade!

Sticht schreitet fortan in den Zwischenpausen
Erhabnen Haupts von Possart durchs Foyer,
Nicht mehr befällt die Miß ein Ehrfuchtsgrausen,
Wenn ich mit Mottl lehne am Buffet,

Ich, der den Mozart, Wagner neu erweckte
Und die Tenöre dutzendweis entdeckte.

Lebt wohl auch Ihr, Ihr bösenZeitungskrittler,
Ich weiß es wohl, Ihr habt mich nie geliebt.
Wie habt Ihr oft, Ihr ew'gen Köpfeschüttler,
Des Meisters ach so großes Herz betrübt.
Lebt wohl! Er geht, der große Defizitler,
Er grüßet Euch auch huldreich und vergibt
Und wünscht Euch nur das eine Glück

auf Erden:

Ihr möchtet auch mal Intendanten werden!

Hur «er

lustigen Ecke des „Schwarzen flujust“

„paßt's auf, was die Kathl enk sagt!'
ermahnte während der Wahlagitation die
pfarrerkarhl die Bäuerinnen. „Da-
mit's net allweil hoaßt, ma mißbrauchet
'n Beichtstuhl!"

JIu$ dem IgrNchen

Tagebuch des Leutnants v. ^erfewit}:

Zur Richtigstellung!

Russische presse janz schauderbar
Ueber persidheit jeschrieen,
weil Majestät jüngst „jelber Iefahr"
Schwarzen Adler verliehen.

Dekorationsrechr doch zweifellos
Majestät unbenommen!

Dann aber Piepmatz nich Japan blos,
Auch Montenegro bekommen!

war sojar Rußland zujedacht!

Sollte direkt nach dem Siegen
Nebugatsonstwo werden jebracht:

Rerl nich zum Siegen zu kriegen!

*

Geschäft ist Geschäft. Die Deutschen ärgern
sich über John Bull, der ihnen seine Ueberlegen-
heit auf dem Gebiete des Geschäftes wieder einmal
glänzend bewiesen hat. Der Direktor der Vorräthe
in Süd-Afrika, Oberst Morgan, verkaufte von dem
staatlichen Proviant an die Firma Meyer Limited,
deren Direktor sein Bruder Frank Morgan war,
große Mengen zu billigen Preisen, die er dann für
das englische Militär zu teuern Preisen von Meyer
zurückkaufte. — Der deutsche Michel ist eine Schlaf-
mütze und verschläft alles. Zu so glänzenden Ge-
schäftsgewinnen aber muß man zeitig aufstehen.
Die Brüder Morgan wußten dies sehr wohl. —
Morganstunde hat Gold im Munde.

*

Krön prin zen-Kanzl ei deutsch. Ueber die
Fassung der Danksagung des Kronprinzenpaares ist
eine Zeitungspolemik entstanden; ihr Stil wird be-
mängelt; Abänderungsvorschläge werden gemacht,
die wieder von anderen kritisiert werden. — Das
ganze Unglück kommt daher, daß zu solchen Kund-
gebungen die ungebundene Sprache gewählt wird.
Der Streit wäre vermieden worden, wenn die Dank-
sagung gelautet hätte:

wir sind nun eine Familie,
wir danken!

Wilhelm, Cecilie.

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Register
[nicht signierter Beitrag]: Geschäft ist Geschäft
[nicht signierter Beitrag]: Zeitgenössisches
Arpad Schmidhammer: Aus den lustigen Ecke des "Schwarzen Aujust"
[nicht signierter Beitrag]: Kronprinzen-Kanzleideutsch
Leutnant v. Versewitz: Aus dem lyrischen Tagebuch des Leutnants von Versewitz: Zur Richtigstellung!
Monogrammist Igel: Wahres Geschichtchen aus Rußland
Karlchen: Possart's Abschied
 
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