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Jugend: Münchner illustrierte Wochenschrift für Kunst und Leben — 10.1905, Band 1 (Nr. 1-26)

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Nr. 22
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https://doi.org/10.11588/diglit.3904#0450
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Nr. 22

cHue der HöN

Srsier Teufet: Was fangen wir wohk mit dem
Rektor Jörfter aus Nöerfekd an, der Schissers
„Räuber" ausgeschnitten ?

Zweiter Teufet: Gan^ einfach: Wurst wider

Die Großmutter: Gut, Kinder! Das wird
das Richtige fein! —

*

Homonym

Am Damenbusen ist's im Opernhaus
Beliebt, manchmal sogar befohlen,

An Schillers Werken aber ist's ein Graus,
Und wer es macht, den soll der Teufel holen.

(-UiulpjsniL)

*

Die Cciufformel

Lin Gespräch im Himmel

Johannes der Täufer: Hast Du das Neueste
von Bremen schon gehört, Herr?

Christus: Nein, was haben sie wieder angestellt?

Der Täufer: Der Senat hat auf Betreiben
der Orthodoxen alle Taufen, die der li-
berale Domprediger Mauritz in den letzten
fünf Jahren in Deinem Namen vollzogen
hat, für ungültig erklärt.

Christus: Warum denn?

Der Täufer: Weil der Pastor nicht die vor«
geschriebene Tanfformel gebraucht hat.

Christus: Du, Johannes, da können wir von
Glück sagen, daß wir beide nicht in Bremen ge-
tauft haben. Meine frommen Jünger im Senat
wären im Stande, meine eigene Taufe im Jordan
für ungültig zu erklären.

Der Täufer: Wieso denn?

Christus: Na, hast Du denn damals zuvor
die Bremer Taufformel auswendig gelernt?

*

kekarmtmackung

Es hat sich herausgestellt, daß der Standes-
beamte RI ö s k o p p aus Bremen feit 22 Jah-
ren die Geburtseintrage in die Register nach
einer falschen Formel Vorgenommen hat. In-
folge dessen sind alle seit diesem Zeitraum er-
folgten Geburten seines Bezirkes ungültig
und haben sich die Betreffenden einer wieder-
gebürt zu unterziehen. Es wird darauf auf-
merksam gemacht, daß männliche Individuen
dabei rasiert, sauber gewaschen und in an-
ständigen Rleidern zu erscheinen haben.

ver Senat Ser freien und Ban$e-$tadt Bremen

#

Nur ein guter Christ ist ein braver Sol-
dat. Das beweist wieder einmal der General Nogi,
der nach der Uebergabe Port Arthurs an den Kriegs-
minister General Terauchi schrieb, der Soldat
dürste auch im Frieden niemals auf die Kleidung
besonderen Werth legen. Was weiß dieser Bud-
dhist von einer Bügelfalte!

w

J UGEND
(Nächsek

wer ist der Mann auf hohem Posten,

Der eine Rede steigen ließ,

worin er, viel vom Kriege sprechend,

Mit Nachdruck in die Zukunft wies?

Die Rede, die die Ruhe störte,

So daß selbst Freunde ihm gegrollt,

Und die uns wieder einmal lehrte,

Daß Reden nicht, daß Schweigen Gold?
D zeigt, daß in des Hirnes Falten
Erinnerung nicht erloschen sei:
wer hat die Rede wohl gehalten?
j Doch bitte, rathet nicht vorbei?

Auflösung:

Das ist, wie zur Erklärung diene,

Lin großer Herr und Waffenheld,

Lr ist der Lord der Kriegsmarine
Von Großbritannien: Zitzgerald.

Ipse

Preussiscb-Kationalliberal

was national? was liberal?

Ich habe nun einmal die Zechen!

Man sollte — das nenn' ich Moral —
Arbeitern niemals was versprechen!

*

lieber den Flottenverein

erhalten wir aus maßgebenden Regierungskreisen
folgendes hochinteressante Entretilet:

Da sich mit immer größerer Deutlichkeit heraus-
stellte, daß der sogenannte deutsche Flottenverein ge-
meingefährlich wurde, indem er eine unangebrachte
Begeisterung für das vaterländische Wohl fördere,
welche „wilder Patriotismus" genannt wird, so hielt
man es an der Zeit, einen derartigen Auswuchs
im Keim zu ersticken. Der Patriotismus ist näm-
lich kein Recht des Einzelnen, sondern ein staatlich
concessioniertes Vergnügen, welches nur inso-
weit genehmigt wird, als es sich in den Schranken
des Unterthanen-Geh o rsams und der vorge-
schriebenen Steuerzahlung hält. Zur Zeit der Be-
freiungskriege z. B. war dasselbe insolange aller-
höchst gestattet, bis der korsische Eroberer pflichtge-

mäß vertrieben war. Darnach wurde besagter
Patriotismus ad acta gelegt und bis 1866/70 nicht
mehr verwendet.

Als man wiederum vor etwa einem Jahrzehnte
den rubr. Patriotismus antreten ließ, weil eine
Flotte zu erbauen war, so war man hierseits er-
wartend, daß derselbe seine subalterne Stellung nicht
überschreiten und in seinem beschränkten Verstände
hoher Regierungsweisheit vorzugreifen sich
nicht unterfangen würde. Anfangs erwies er
sich denn auch zweckdienlich, und wurde es dem P.P.
Flottenverein gestattet, ihn zu nähren und zu
pflegen. Nachdem derselbe indessen seine Schuldig-
keit nunmehr gethan hat, wünscht man hierseits, daß
besagter Patriotismus wieder in seine durch Gott
und das Militärstrafgesetzbuch gewiesenen Schranken
zurücktrete. Dem P. P. Flottenverein will jedoch
in Anbetracht seiner verdienstlichen Thätigkeit bis
auf weiteres folgendes gestattet werden:

1. Er pflegt die Begeisterung des Volkes für
S. M. Marine, insolange der Centrumsabgeordnete
Spahn,die „Times" und Se. Majestät der König von
England dieß für nützlich und zulässig halten.

2. Er führt den Titel: kgl. preuß. Flottenverein
m. b. H. (mit beschränktem Handeln) zum Vertrieb
von Flottenliebe auf Gegenseitigkeit.

3. Er erhält das Recht, bei festlichen Gelegen-
heiten dreimal „Hurrah" rufen und vor dem drillen
„Hurrah" die Worte „Hipp! Hipp!" einschalten zu
dürfen.

4. Die Vorstandschaft ist aus einem Feldwebel
und vier Unteroffizieren zu bilden, welche wöchent-
lich einmal Meldung bei Sr. Exc. dem Herrn Ad-
miral Hollmann zu erstatten und den Tagesbefehl
entgegenzunehmen haben.

5. Den Ehrenvorsitz und technischen Beirath hat
Admiral Fitzgerald zu übernehmen geruht.

A. 1> X.

Hn die Rationalliberalen im
preussiseben Hbgeordnetenbause

Zhr schielet nach dem Ruhr-Revier,
Daß Ihr der Herren Dank erwerbt,
Indeß den eignen Freunden Ihr
Im Bayerland das Spiel verderbt!

voll Angst für Luch und nur erpicht
Aus dem Gesetz Profit zu holen,
Merkt Ihr im blinden Liser nicht,

Daß Ihr für Andre schürt die Kohlen.

Cri-Cri

-Aus dem Iuöekjahr 1905 A. Weisgerber

Sn Werkin Herrscht in Lkokge von Anhäufung der Sestkichtzeiten schkießkich ein derartiger Wangek
an Ehrenjungfrauen, daß auf die äk testen Se nie ft er ^urückgegriffen werden muß.

A 21
Index
Albert Weisgerber: Aus dem Jubeljahr 1905
[nicht signierter Beitrag]: Homonym
Cri-Cri: An die Nationalliberalen im preussischen Abgeordnetenhause
Albert Weisgerber: Aus der Hölle
Ipse: Räthsel
A. D. N.: Über den Flottenverein
A. De Nora: Bekanntmachung
 
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