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1905

Englands Grimm

was brachte John Bull in Ekstase?

Er, der sonst wie 'ne Hundenase
Ralr ist, ein Eisblock jeder Zoll,

Gebeedct sich ja jetzt wie toll.

Er schwingt, wie wüthend, seine Flinte.

Ist cs vielleicht, weil ihn hinein
Herr Delcasss ritt in die Tinte? —

V nein, das kann so schlimm nicht sein.

Vielleicht ist's das: In Frankreich haben
Sie ein Projekt neu ausgcgraben;

Man will, wie früher schon einmal,

'nen Tunnel bau'n durch den Kanal.

Frankreich hält das Projekt für nützlich,

John Bull erachtet cs für schlimm;

Er ist an dieser Stelle kiylich. —

Doch das erklärt nicht seinen Grimm.

was Andres must ihn so ergrimmen.

Vielleicht, daß Balfour mit drei Stimmen
An einem schwarzen Unglückstag
Im Unterhausc unterlag? —

Das find ja ärgerliche Sachen,

Doch faßt John Bull sich schnell und spricht:

Aus so was muß man sich nichts machen,

Und darum keine Feindschaft nicht!

was Andres ist's. — Zum Tcufelholen,

In Whitworth gibt cs gute Kohlen;

Die kauft' ein deutsches Syndikat.

<v grauscnhafte Frevclthat!

England, wach' auf! Du bist verloren,
wach' auf, wach auf! Die Noch ist groß!
Deutschland will Kohlengruben bohren
In Albions geweihten Schooßl

Srch'auf, mein Volk! Die deutschen Buben,

Sic bau'n in England Kohlengruben.

Nun sich Dich vor! Sie bohren noch
Mitten in uns hinein ein Loch!

Laßt Englands Kopf zum Teufel gehen
Und Englands Herz, wcnn's fein muß, auch!

Doch laßt uns fest zusammenstchen,

Zu schützen Englands hcil'gen Lauch!

Fridu

Wer lange sitzt, muß rosten. Das Landgericht Biicke-
burg hat dem Kellner Meyer keine Entschädigung sür seine
Untersuchungshass zugebilligt. Dabei war die Erwägung maß-
gebend, die Familie Meyer sei so groß, daß sieohne ein nennens-
werthes Opser des einzelnen Familienmitgliedes selbst sür den
Kellner sorgen könne. Auch brauche der letztere nur wieder eine
Stelle im Oldenburger Civilkasino anzunehmen, um
glänzende Einnahmen zu erzielen.

Ein Verkannter Wohlthäter. Barbarus hic ego sum,
quia non intelligor ulli, seufzt der Kultusminister Studt. Wie
gut meint er es mit der Studentenschaft und wie übel lohnt diese
cS ihm! Man tadelt ihn, weil er angeblich die akademische Freiheit
angreift, und das alle?, weil er nicht will, daß sich Studenten-
ausschüsse ohne die lonsessionellen Verbindungen bilden.
Er wendet sich ja nur gegen den Gebrauch des Wortes „Aus-
schuß". Er ist der Meinung, daß Studentenverbände ohne die
konfessionellen Verbindungen die geistige Elite der Studentenschaft
darstellen, und eine solche Elite darf man doch nicht, so meint er,
mit dem herabsetzenden Worte „Ausschuß" bezeichnen.

*

Dementi

lieber eine „Meuterei" auf dem Kreuzer „Frauenlob"
wurdeil die iingeheuerlichsteii Gerüchte verbreitet.

wir sind von hochoffiziöser Seite ermächtigt,
Folgendes festzustellen:

l- Es ist nicht wahr, daß der Kommandant des „Frauen-
lob" in einen Kartoffelsack gesteckt und an den Signal,nast ge-
hängt wurde.

2. Ls ist nicht wahr, daß Lilli Braun und Rosa Luxem-
burg auf dem „Frauenlob" sozialdemokratische Proklamationen
vertheilt haben.

3. Es ist nicht wahr, daß der „Frauenlob" das Gut des
Prinzen Heinrich „Hemmelmark" bombardiert hat.

q. Es ist ferner nicht wahr, daß ein jüdischer Setzerlehrling
aus der Redaktion des „Vorwärts" das Kommando des „Frauen-
lob" übernommen hat.

ßnlf o it r E- Wilkt

„Ja, weshalb soll ich denn gehen? — Mehr wie unter meinem Ministerium
kann auch unter meinem Nachfolger nicht gegen Deutschland gehetzt werden!"

6of
Index
[nicht signierter Beitrag]: Ein verkannter Wohltäter
[nicht signierter Beitrag]: Wer lange sitzt, muß rosten
Erich Wilke: Balfour
Frido: Englands Grimm
Brinkmann: Dementi
 
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