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Brüsseler Boudoir-Scene a. Wehgerbet

„Mein Eeopold, warum willst Du denn Antwerpen unbedingt befestigen lassen? Du käst wohl

Angst vor Deinen Cöchtern?"

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Die Zufcimmenkunfl bei Björkö

Es ist einem unserer Mitarbeiter gelungen, der
Zusammenkunft beizuwohnen. Er schiffte sich mit
dem Zaren aus dem „Polarstern" ein. wo er sich,
ms, Bombe verkleidet, von einem loyalen Ma-
?dsen unter Nicolais Bettstatt legen liest Am Tage
dcr Zusammenkunft veranlasste plötzlich eine rasch
zunehmende Dunkelheit den Zaren ans Fenster zu
Men. „Donnerwetter!" rief er, „das ist ja ein
Schiff dicht Steuerbord. Wie kommt das Luder in
^duien Weg?" Allein schon trat der Adjutant ein
iorr berichtete, sie seien zufällig auf die „Hoheu-
m;,?11" gestoßen und der Kaiser lasse stageu, ob er
"M„>nal 'u bisken rüber kommen dürfe?" —
gähnte der Zar, „wenn's sein muß, also!" Bald
® erschien Wilhelm und zwischen den beiden
dutsvann sich nun folgendes Gespräch:
Zukȟ?^' ^rti! Das nenn ich 'mal rn unvermuthetes
"Do^^Entreffen. Wie geht's Dir, alter Junge?" —
vnae»„!c-'^d lala! meine Constitution ist etwas
u grillen. Aber ich hoffe, es bessert sich. Das

ruhige Leben, das ich habe, bekommt mir. Wie
geht's Dir, Willi?" — „Ausgezeichnet!" „Und
Deiner Frau und den Kindern?" — „Famos! Mein
ältster Junge hat geheiratet, das wirst Du ja wissen."

— „Ei der Dausend! Nein! Ich lese keine Zeitungen.
Na, da gratulier ich aber nachträglich von Herzen."

— „Laß nur gut sein, olles Haus. Et jilt schon!" —
„Was gibt's sonst Neues in der Welt, Willi?" —
„Nischt Besonderes. Ich lasse meine Säbelscheiden
schwarz anlaufen, das ist das Neueste." — „I woh?
Famos! Hör' mal, das will ich auch thuu. Ich
kann keine glänzenden Säbel seh'n. Ich will auch
die Säbel schwarz anlausen lassen." — „Thu das,
Niki! Thu das! Nu muß ich aber geh'n." — „Schon?
was eilt denn so?" — „Mein Volk erwartet mich."

— „Meins auch. Aber es erwischt mich nicht, Gott
sei Dank! Also Adieu!" - „Mahlzeit!" Damit
verabschiedeten sich die Herrscher. Unser Mitarbeiter
wäre, wenn er wirklich eine Bombe gewesen wäre,
vor Freude über sein Glück geplatzt. So aber tele-
graphierte er uns lediglich den Wortlaut. Er ist die
volle Wahrheit.

Liebe Jugend!

Zu dem Unfall, von dom das Schlachtschiff
„Wien" betroffen wurde, als es bei einem
Nachtmanöver im dichten Nebel dem Schlacht-
schiff „Budapest" zu nahe kam, berichtete kürz-
das offiziöse „Wiener Fremdenblatt" Folgender:

„Als man an Bord des Schlachtschiffes „Wien"
die eminente Gefahr erkannte, welche in einer
Kollision mit dem Schlachtschiff „Bndapest"
bestand, wurde voller Kontradamxf gegeben, so-
daß die Schrauben in den Sand getrieben wurden."

Und die Moral von der Geschichte? Wenn
zwischen Wien und Budapest ein Zusammen-
stoß droht, so gibt Wien vollen Kontradampf,
bis es auf dem Sande sitzt.

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Albert Weisgerber: Brüsseler Boudoirszene
[nicht signierter Beitrag]: Liebe Jugend!
[nicht signierter Beitrag]: Die Zusammenkunft bei Björkö
 
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